AFP
Bei der Erstürmung einer internationalen Flottille mit Hilfsgütern für den Gazastreifen durch das israelische Militär sind nach neuen Informationen des israelischen Fernsehens 19 Menschen getötet worden. Zudem gebe es 26 Verletzte. Die Türkei warnte Israel vor möglichen "irreparablen Folgen" des Angriffs, bei dem nach Medienberichten mehrere Türken ums Leben kamen.
* Zehn Tote bei israelischem Einsatz
gegen Schiffe für Gaza
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im Gazastreifen
Nach einem unbestätigten Bericht des von der Hamas betriebenen Fernsehsenders El Aksa wurden bis zu 20 Menschen getötet, neun davon türkische Staatsbürger. In dem Bericht war zudem von etwa 50 Verletzten die Rede. Ein Sprecher der an dem Hilfseinsatz beteiligten türkischen Organisation IHH sagte AFP, bei der Erstürmung seien 15 Menschen getötet worden.
Der israelische Privatsender "10" berichtet, ein israelisches Einsatzkommando habe das Feuer eröffnet, nachdem einige Aktivisten der Flottille sie mit Äxten und Messern angegriffen hätten. Die sechs Schiffe des Konvois mit hunderten Aktivisten an Bord hatten am Sonntag die zyprischen Hoheitsgewässer verlassen und sich auf den Weg zum Gazastreifen gemacht. Israel hatte wiederholt damit gedroht, die kleine Flotte notfalls mit Gewalt zu stoppen.
Die israelische Armee erklärte, die Erstürmung der Flottille sei in internationalen Gewässern erfolgt. Ein Einsatzkommando sei zwischen 04.30 Uhr und 05.00 Uhr am frühen Montagmorgen in einer Entfernung von 130 bis 150 Kilometer zur israelischen Küste eingeschritten, sagte General Awi Benajahu. Er wisse nicht, wer den Schießbefehl gegeben habe, fügte er im Militärrundfunk hinzu.
Ein israelischer Regierungssprecher betonte, die pro-palästinensischen Aktivisten an Bord des erstürmten Schiffs hätten zuerst Gewalt angewendet. "Wir haben alle denkbaren Bemühungen unternommen, um diesen Vorfall zu vermeiden", sagte Regierungssprecher Mark Regew der Nachrichtenagentur AFP. Die Sicherheitskräfte hätten Instruktionen gehabt, dass es sich um einen "Polizeieinsatz" handele und sie sich so weit wie möglich zurückhalten sollten. "Leider gab es extrem gewalttätige Angriffe durch Leute auf dem Boot, mit Eisenstangen, Messern und echten Kugeln", sagte Regew.
"Wir verurteilen diese unmenschlichen Praktiken Israels scharf", erklärte das türkische Außenministerium in Ankara. Der israelische Militäreinsatz gegen die Flottille mit hunderten pro-palästinensischen Aktivisten stelle einen "klaren" Bruch gegen internationales Recht dar und könne zu "irreparablen" Konsequenzen in den bilateralen Beziehungen führen. Die türkische Regierung bestellte den israelischen Botschafter ein. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan brach laut Fernsehberichten seine Südamerika-Reise ab.
An Bord der Schiffe befinden sich etwa 10.000 Tonnen Hilfsgüter. Seit der Machtübernahme der Hamas im Sommer 2007 im Gazastreifen hält Israel eine strikte Blockade des Gebietes aufrecht.