Betrieb & Gewerkschaft

Tarifabschluß im Einzelhandel: Beinahe für jeden 100 DM

In Schleswig-Holstein wurde der Tarifvertrag am 28 Juni geschlossen. Nach 46 Urabstimmungen und nicht ganz so vielen Streiks ist es doch ein außergewöhnlicher Abschluß geworden. Es wurde mal einen aber auch mal zwei Tage in Schleswig-Holstein gestreikt. Die Beteiligung ist gegenüber den letzten Streiks (gegen den Langen Donnerstag) gestiegen. Die Gewerkschaft hbv  (Handel-Banken- Versicherungen) nennt es einen "solidarischen Tarifabschluß". Das heißt, von der Gruppe A (ungelernte Tätigkeiten) bis zur Gruppe B4a (Abteilungsleiter mit bis zu 4 Unterstellten) steigen die Tarife um ca. 100 DM (keiner darunter, der höchste Betrag ist 123 DM in einer Substitutengruppe). Erst in den Gruppen der Abteilungsleiter werden die Tarife etwas mehr erhöht mit Beträgen zwischen 110 und 159 DM. Es ist also ein quasi Festgeld-Abschluß, gegen den sich die Kapitalistenverbände im allgemeinen "mit Händen und Füßen" wehren, weil sie so etwas für nicht "leistungsgerecht" halten. In Prozent ausgedrückt erhalten die unteren bis zu 6%, die oberen Gruppen 3%. Die Tarifkommission hat zum Schluß darauf bestanden, daß diejenigen "belohnt" werden, die gestreikt haben, nämlich die Verkäufer/innen, Kassierer/innen usw.

Man kann sagen, die Spitze des Einzelhandelsverbandes hat durch die lange Verweigerungshaltung und unhaltbare Angebote zu diesem Abschluß beigetragen, weil dadurch die Streiks herausgefordert wurden. Das Endgehalt einer Verkäuferin (Gruppe B1) beträgt jetzt 3.173 DM brutto; das Einstiegsgehalt nach dreijähriger Ausbildung beträgt 2.380 DM. Das unterste Gehalt (Gruppe A, ohne Ausbildung) beträgt 1.753 DM brutto. Abteilungsleiter/innen bekommen bis zu 5.439 DM. Auszubildendenvergütungen: 1. Jahr 1.015 DM (+ 30 DM), 2. Jahr 1.100 DM (+ 35 DM), 3. Jahr 1.260 DM (+ 40 DM). Die Lohngruppen liegen zwischen 14,17 DM (z.B. leichte Lager u. Sortierarbeiten) und 22,06 DM (z.B. Handwerker/innen nach dem 4. Jahr). (brg)