Mohamed El Kurdi in Haft

Wieder ist es passiert: Der Asylantrag eines Flüchtlings wurde in Schleswig-Holstein abgelehnt, die ganze Familie abgeschoben. Im Verfolgerland passierte dann genau das, was im Asylantrag befürchtet wurde: Verhaftung und Gefängnis. So geschehen jetzt mit Mohamed El Kurdi aus Flintbek. Im Mai 1994 machte die versuchte Abschiebung der Familie El Kurdi aus Flintbek Schlagzeilen: Die Eltern und ihre sechs Kinder im Alter zwischen 4 und 15 Jahren waren nachts um zwei Uhr von der Polizei aus den Betten geholt worden und mußten sich unter Zurücklassung ihrer persönlichen Habe nach Frankfurt bringen lassen, um dort ein Flugzeug in den Libanon zu besteigen. Die Abschiebung scheiterte damals an Formfehlern, Ende Mai 1994 bestand das Ausländeramt Rendsburg aber darauf, daß die Familie "freiwillig" ausreist (vgl. Gegenwind 75, Seite 44-47).

Jetzt geriet Mohamed El Kurdi in eine Straßensperre der syrischen Armee (zwischen Tripoli und Beirut), wurde verhaftet und sitzt seitdem in einem syrischen Gefängnis. Grund: seine politischen Aktivitäten vor fünf Jahren. Wegen dieser politischen Aktivitäten war die Familie 1990 nach Deutschland geflohen, fand Aufnahme in Flintbek und stellte einen Asylantrag. Dieser wurde 1993 abgelehnt, die Familie mußte am 31. Mai 1994 ausreisen.

Außer der Verfolgungsgefahr ging und geht es den UnterstützerInnen darum, auf die typischen Probleme einer binationalen Familie hinzuweisen: Die Eltern stammen aus dem Libanon, die Kinder sind in Flintbek zu Hause, wo sie ihre Freunde hatten, teilweise zur Schule gingen. Die Kinder sprechen und denken deutsch, sie sind durch die erzwungene Ausreise nicht nur in eine fremde Welt geraten, die vier ältesten Kinder mußten auch ihre Schulausbildung abbrechen, ohne sie im Libanon wieder aufnehmen zu können. Doch mehrere Versuche, zumindest den Kindern die Wiedereinreise und die Beendigung der Schule zu ermöglichen, scheiterten am harten Widerstand des Innenministeriums. Das Kultusministerium war einverstanden, die Ausländerbehörde Rendsburg deutete Kompromißbereitschaft an.

Die drei Familien Lindner, Mess und Schwarz/Dreher, die die Kinder aufnehmen und für alle Kosten des Aufenthaltes aufkommen wollen, fordern jetzt, der Mutter und ihren Kindern die sofortige Rückkehr nach Flintbek zu erlauben. Immerhin zeige die Verhaftung von Mohamed El Kurdi, daß der Asylantrag berechtigt war und die Ablehnung zu Unrecht erfolgte. (aus Gegenwind 84)