Diskussion zum "Kirchenasyl" in Elmschenhagen

"Wie wäre es, wenn jemand bei uns um Asyl bäte? Haben wir ein Recht dazu? In welcher Rolle sehen sich die Kirchen in dieser Frage?" Zu diesem Thema hatte die "Elmschenhagener Initiative für Völkerverständigung - gegen Rassismus" die sechs im Stadtteil ansässigen Kirchen eingeladen. Erschienen waren vier Kirchen, vertreten durch drei Pastoren und Gemeinde- oder Kirchenvorstandsmitglieder: Freikirche der Baptisten, ev. luth. Kirchen und die katholische Kirche.

Lediglich von den Baptisten, die von Anfang an persönlichen Kontakt zu den in der Containerunterkunft lebenden Flüchtlingen haben, wurde geäußert, sich als Gemeinde mit diesem Thema schon beschäftigt zu haben. In den anderen Gemeinden wurde diese Frage - auch rein theoretisch - noch nicht diskutiert. Kritik an den Gesetzen und an der rechtlichen und sozialen Lage der Flüchtlinge hier herrschte vor. Relativ einhellig wurde auch geäußert, daß in konkreten Fällen die Moral und das christliche Gewissen sich gegen Gesetze des Staates stellen müßten. Jedoch sei von Fall zu Fall zu entscheiden, und die Aufnahme eines Flüchtlings könne nur die letzte und eine befristete Notlösung sein, um dem Flüchtling Zeit zu geben, rechtliche Möglichkeiten noch einmal prüfen zu lassen oder persönliche Schritte zu überdenken. Berichtet wurde von einer Vertreterin der "ZBBS", daß in über 90% rechtlich dann doch noch etwas zu machen sei. Ein Bericht der gleichzeitig eingeladenen Pastorin aus der Christusgemeinde Kronshagen, die einem Mann aus Zaire im Frühjahr Kirchenasyl gewährt hatte, schilderte auch die Öffentlichkeitsarbeit, die gleichzeitig dort gemacht wurde, sowie die Uneinigkeit des Kirchenvorstands bei praktischer Solidarität. "Soll so etwas öffentlich bekannt gemacht werden oder mache ich es nicht lieber schnell und unauffällig?" war darauf die von einem der Pastoren gestellte Frage. "Wer unterstützt mich aus meiner Gemeinde, und spaltet diese Frage vielleicht eine Gemeinde"? Die Tendenz bei den meisten war, daß Kirchen- oder Gemeindeasyl keine strategische Frage sei, die Gesetze der BRD grundlegend zu bekämpfen, sondern da müsse die Kirche auf anderen Wegen öffentlich Stellung nehmen. Kenntnisse seien jedoch unbedingt nötig - nicht nur der persönliche Kontakt mit den betroffenen Menschen, sondern auch die der Hintergründe, z.B. Fluchtursachen, Tatsachen in den "sicheren" Ländern etc. Hier werden sich - wie alle ganz erfreulich feststellten - sicher Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit der Initiative und der Kirchen ergeben. (dam)