Herbstkonferenz der Anti-AKW-Bewegung

Die diesjährige Herbstkonferenz der Anti-AKW-Bewegung wird Ende November in München stattfinden. Auf einem Vorbereitungstreffen fiel die Wahl auf die bayerische Landeshauptstadt nicht zuletzt, um die Aufmerksamkeit der Initiativen und der Öffentlichkeit auf den Bau eines neuen Forschungsreaktors vor den Toren der Stadt in Garching zu lenken. Dort planen Bundesregierung und Siemens den Bau des ersten deutschen Nach-Tschernobyl-Reaktors. Die Bundesregierung gab ihr grünes Licht für diesen Meiler, der mit waffenfähigem Uran betrieben werden soll, sinniger Weise nur wenige Tage nach Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages.

Für Siemens hat der Garchinger Neubau entscheidende strategische Bedeutung. Man befürchtet nämlich bei Deutschlands einzigem Reaktorbauer den langfristigen Verlust von Know-how und technologischer Infrastruktur, da der letzte Reaktorbau bereits vor gut zehn Jahren abgeschlossen wurde. Deshalb wird an der Frage Garching und dem in Kooperation mit der französischen Framatom geplanten Euroreaktor auch über die Zukunft der deutschen Atomwirtschaft entschieden werden (siehe auch „Konsens fürs Weitermachen“ in Lokalberichte Extra, Juni 95).

Wie es aussieht, wird bis zum November die AKW-Lobby dafür sorgen, daß die Atomwirtschaft in der öffentlichen Diskussion bleibt. Für den Herbst ist nämlich ein weiterer Castor-Transport nach Gorleben bereits angekündigt, den die örtlichen Initiativen sicherlich nicht einfach hinnehmen werden.

Neben zahlreichen Arbeitsgruppen wird die Konferenz wahrscheinlich von der Vorbereitung von Aktivitäten zum zehnten Jahrestag der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl geprägt. In der Diskussion ist u.a. ein Konzept mehrerer regionaler Demonstrationen an ausgewählten Standorten. Eine zentrale Großdemonstration am Jahrestag, wie sie von einigen großen Verbänden wie dem BUND diskutiert wird, scheint bei den Initiativen nicht viele Anhänger zu finden. (wop)