Deutsche Bodentruppen nach Bosnien?

Während die kroatisch-bosnische Allianz ihre Offensive gegen die bosnischen Serben fortsetzt, die offenbar durch NATO-Luftangriffe geschwächt sind, Zehntausende serbische Flüchtlinge vor sich her treibt und das mit Flüchtlingen überfüllte nordbosnische Banja Luka bedrängt, bereitet die NATO die Entsendung von (weiteren) Bodentruppen vor. 50.000 Mann sollen „den Frieden erzwingen“ – zu wessen Gunsten, läßt sich unschwer am Verlauf der derzeitigen Kämpfe erkennen: Die Eroberung der Krajina durch kroatische Truppen, der die Vertreibung der serbischen Bevölkerung folgte und – wie langsam deutlich wird – zahlreiche Morde und Massaker an den wenigen zurückgebliebenen, erfolgte im offensichtlichen Einvernehmen mit Deutschland und den USA. Und die derzeitige kroatisch-bosnische Offensive begann zeitgleich mit den NATO-Luftangriffen, deren offizieller Anlaß, das Sarajevoer Massaker vom August, immer noch nicht aufgeklärt scheint.

43 Menschen waren durch die Explosion einer Granate getötet worden. Für die NATO-Führung war dies der Vorwand, mit massiven Luftangriffen gegen serbische Einrichtungen loszuschlagen. Dem westlichen Publikum präsentierte man – wie schon im Golfkrieg – Videoclips „chirurgisch-präziser“ Bombardements und schwieg sich über die Zahl der getöteten Zivilisten lieber aus.

Angesichts dieser parteiischen Verstrickung der westlichen Staaten im allgemeinen und der Bundesrepublik im besonderen liegt es auf der Hand, daß die geplante Entsendung weiterer Truppen wenn nicht den aktuellen Konflikt verschärft so doch zumindest den Keim für künftige Kriege legt. Und ob Rußland sich an diesen „Peace Implementing Forces“ (PIF), wie es auf Neusprech heißt, beteiligt, wenn – wie angekündigt – die NATO sich das Oberkommando vorbehält -, darf bezweifelt werden.

Kriegsminister Rühe läßt eine deutsche Beteiligung an den PIF noch offen, wahrscheinlich bestellt man sich gerade mal wieder eine Aufforderung aus Paris oder Washington. In den Reihen der CDU/CSU-Fraktion und der sozialdemokratischen „Opposition“ können jedenfalls einige kaum erwarten, endlich mitballern zu dürfen. Bei der SPD ist es abermals der Kieler MdB Gansel, der als erster den Stahlhelm aufschnallt. Von der KN zum Außenpolitiker ernannt, erklärt er die Frage nach Kampfeinsätzen zur „existentiellen Frage“ für die SPD, der sie nicht ausweichen dürfe. „Mit unserer Tradition ist es unvereinbar, andere Staaten kämpfen zu lassen, wo alle Demokratien gefordert sind,“ so Gansel. Gekämpft werden soll – versteht sich – gegen Serben (notfalls auch gegen Serbien), denn auch das hat Tradition. (wop)