Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in den Irak, wo sie angeblich gegen kurdische Guerilla kämpfen, tatsächlich wohl aber vor allem die Zivilbevölkerung terrorisieren, hatte die Bundesregierung wieder einmal die Waffenlieferungen an ihren treuen Bündnispartner eingefroren. Nun, da sich die Aufregung etwas gelegt hat, beschloß das Kabinett Ende September, die Unterstützung wieder aufzunehmen. Dabei scheint es in Bonn niemanden zu stören, daß der Krieg gegen die Bevölkerung in Türkisch-Kurdistan mit unverminderter Brutalität weitergeht und daß auch in der übrigen Türkei die Menschenrechte nicht viel gelten. Am gleichen Tag, als man in Bonn die Wiederaufnahme des Waffenhandels beschloß, stürmten in Izmir Sondereinheiten der türkischen Armee ein Gefängnis, ermordeten acht politische Gefangene und verwundeten 65 zum Teil lebensgefährlich. Angehörige und Rechtsanwälte, die ihren Protest dagegen auf die Straße trugen wurden verhaftet.
Auch das türkische Soldaten noch immer im Irak operieren, daß
türkische Truppen einen Teil Zyperns besetzt halten und die Spannungen
mit Griechenland in letzter Zeit deutlich zugenommen haben, scheint in
Bonn niemand zu interessieren. Die Türkei ist nicht nur Deutschlands
wichtigster Vorposten im Orient, Waffenhandel ist auch ein einträgliches
Geschäft: Nach NATO-Vereinbarungen muß Deutschland darauf achten,
daß die Türkei nicht einseitig aufgerüstet wird. Also wird
Griechenland ebenfalls mit Mordwerkzeugen made in Germany bedacht.
Zu den freigegebenen Rüstungsexporten gehört auch ein Auftrag
über zwei Fregatten für die türkische Marine. Eine soll
von einem Konsortium aus Blohm & Voss (Hamburg) und HDW (Kiel) gebaut
werden, die zweite auf einer türkischen Werft, allerdings mit deutscher
Technik. Von den Kosten in Höhe von einer Milliarde DM übernimmt
die Bundesregierung im Rahmen der NATO-Ausrüstungsbeihilfe 150 Millionen.
(wop)