Gefangene im Hungerstreik

Am Sonntag, dem 1.10.95 sind über ein Dutzend Gefangene, Kurden und ein Iraner, im Abschiebeknast Glasmoor in den Hungerstreik getreten. Sie fordern ein Bleiberecht in Deutschland und die Abschaffung aller Abschiebeknäste. Die Kurden wollen darauf aufmerksam machen, daß es in der Türkei keine inländische Fluchtalternative gibt.

Am 3.10. gab es vor dem Knast eine Kundgebung mit mehr als 100 DemonstrantInnen, um die Hungerstreikenden zu unterstützen. Die Knastleitung verweigerte den meisten der Hungerstreikenden, Besuch zu erhalten. Ärzte des Vertrauens wurden nicht vorgelassen. Um gegenüber der Öffentlichkeit deutlich zu machen, welche Lebensläufe die Gefangenen haben, schilderte der Hamburger Rechtsanwalt Ernst Medecke den Fall seines Mandanten Mehmet S. Mehmet S. ist seit drei Wochen in Hamburg. Er flüchtete vor drei Wochen aus der Türkei, nachdem er 15 Tage in Elazig in Polizeihaft war und dort nachweislich mehrere Tage äußerst schwer gefoltert wurde. Mehmet S. wurde bereits 1986 aus der BRD in die Türkei abgeschoben. Dies wurde 9 Jahre später zum Anlaß genommen, ihn zur Durchführung der Rückführung in Sicherheitshaft zu nehmen. Ihm wurde keine Gelegenheit gegeben, einen Asylfolgeantrag zu stellen. Mehmet S. kann nicht lesen und schreiben und war bei seiner Ankunft in Hamburg mittellos, so daß er sich keinen Anwalt nehmen konnte. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses (des „Gegenwind“, 10.10. – Red.) waren noch 7 Kurden im Hungerstreik. Mehrere wurden in das Hamburger UG Holstenglacis zwangsverlegt. Auch der erwähnte Mehmet S. (aus: „Gegenwind“ Nr. 86)

Demonstration:

Weg mit den Abschiebeknästen! Bleiberecht für alle!
Samstag, 11.11.1995, 11 Uhr Schmuggelstieg (Nähe Bahnhof Ochsenzoll).

Sonntagsspaziergänge zum Abschiebeknast: jeden Sonntag 15 Uhr