Presseerklärung der IG Medien Nord:
Gegen den Tarifklau – Tarife schützen!
Fünf Zeitungsverlage in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
haben zum 31.12.1995 ihre Mitgliedschaft im Verband der Druckindustrie
aufgekündigt.
Davon allein vier – Kieler Nachrichten, Lübecker Nachrichten,
Ostsee Zeitung (Rostock) und Nordkurier (Neubrandenburg) – die zum Springer-Konzern
gehören. Als fünfter Verlag kündigte auch die Schweriner
Volkszeitung, die zum Burda-Konzern gehört.
Ehren- und hauptamtliche Funktionäre der IG Medien, Landesbezirk
Nord, berieten am Wochenende in Lübeck Gegenmaßnahmen, um die
Tarifflucht zu verhindern. Mit Sorge und zunehmender Wut beobachten die
Mitglieder der IG Medien, daß immer öfter Arbeitgeber bestehende
Pflichten aus den Tarifverträgen rechtswidrig nicht erfüllen
oder dem Arbeitgeberverband den Rücken kehren.
„Einem klimatisch heißen Sommer wird ein tarifpolitisch heißer
Herbst und Winter folgen“, warnte Günther Metzinger, Vorsitzender
der IG Medien im Landesbezirk Nord, „wenn die fünf Zeitungsverlage
ihre Kündigung nicht wieder zurücknehmen.“ Die versammelten Mitglieder
waren sich einig, daß die Arbeitgeber gerade auch in schwierigeren
Zeiten das bewährte System der Tarifverträge mit ihrer Gestaltungs-
und Ordnungsfunktion nicht rechtswidrig brechen oder verlassen dürfen.
Sollten die fünf Verlage und andere Betriebe der Druckindustrie uneinsichtig
bleiben, so würde die Unruhe in den Betrieben zwangsläufig über
Aktionen bis zu Warnstreiks und Streiks führen.
Der Versuch, sich aus der Tarifbindung zu stehlen, ist ein Angriff
auf alle Beschäftigten in der Druckindustrie, aber auch auf die Angestellten
und Redakteure in den Zeitungsverlagen, so Metzinger, nachdem konkrete
Aktions- und Zeitpläne beraten und beschlossen waren. Er appellierte
an die Geschäftsleitungen der Medienkonzerne Springer und Burda, verantwortlich
zu handeln, um nicht englische Verhältnisse zu provozieren.
Hamburg, 28. August 1995, Günther Metzinger, IG Medien, Landesbezirk
Nord. (Quelle: CL-HH)