Neuer Ostuferhafen oder Erhalt der Ruine des U-Boot-Bunkers „Kilian“ als Mahnmal gegen den Krieg? Zwar, und das meinen auch und gerade die Befürworter des Erhalts des 1988 unter Denkmalschutz gestellten „Kilian“, sind dies keine sich ausschließenden Alternativen, doch Kiels Wirtschaftslobby besteht weiter auf dem Abriß des ungeliebten Mahnmals. Nur zu kleinen Kompromissen sind die Hafenplaner bereit – immerhin. Sie stellen sich in einer Kompromißlösung vor, den Bunker zwar zu erhalten, jedoch rundherum Containerstellfläche zu bauen, so daß der Blick auf das Mahnmal weitgehend verstellt wäre. Auch das, so Peter Hoffmann, Gutachter der „Port and Transport Consulting Bremen“, die ein Gutachten für den Hafenneubau erstellt hatte, würde den Hafenbetrieb mit einem Minus von 200.000 Tonnen Umschlag beeinträchtigen. Für Jörg Rüdel, Hafendirektor, wäre dies eine Lösung, mit der man „zur Not leben“ könne. Der Magistrat der Stadt Kiel hat zur Klärung der leidigen Frage einen Arbeitskreis unter Leitung des Stadtbaurats Flagge eingerichtet, dessen Ergebnisse im November vorliegen sollen.
Während also weiter an Kompromissen oder Scheinkompromissen gebastelt wird, „Volksbefragungen“ unter den KielerInnen mehrheitlich das Aus des Bunkers Volkes Stimme in den Mund legen und über wirkliche Alternativen wie die Nutzung der durch die Truppenreduzierungen in Schleswig-Holstein freiwerdenden Bundeswehrliegenschaften gar nicht erst nachgedacht wird, hat sich nun ein Verein zur Rettung des Kilian gegründet, der „Mahnmal Kilian e.V.“.
In einer Pressemitteilung zur Gründung weist der Verein darauf hin, daß der geplante Hafenausbau auch so möglich ist, „daß die Bunkerruine vollständig erhalten bleiben kann. Seit Jahren schon hat der Stadtbaurat hierfür überzeugende Pläne ausarbeiten lassen“ – die offenbar jetzt in den Schubladen verschwunden sind. Als Aufgaben des Vereins werden in der Satzung neben der grundsätzlichen Forderung nach Erhalt des Mahnmals genannt: Aufnahme des Denkmals in die Liste Europäischer Kulturgüter als „internationales Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ „im Sinne von Völkerverständigung und Friedenssicherung“, Förderung des freien Zugangs zum Mahnmal für die Öffentlichkeit, „Einrichtung und Unterhaltung einer Informationsstätte auf dem Gelände der Ruine oder in ihrer Nähe, in welcher das Thema Krieg, Faschismus und insbesondere die Rolle Kiels als Kriegshafenstadt vermittelt wird“. In diesem Sinne will der Verein auch in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig werden.
Die Liste der Gründungsmitglieder ist lang und v.a. prominent. Neben dem Vereinsvorsitzenden Jens Rönnau, der sich bereits seit geraumer Zeit für den „Kilian“ engagiert und mit Ausstellungen (derzeit im Justizministerium, Lorentzendamm 35) und einer (im Buchhandel erhältlichen) Postkartenserie für das Mahnmal wirbt, stehen auf der Gründungsliste u.a.: die Kieler Kunsthistoriker Prof. Dr. A. v. Buttlar und Prof. Dr. Lars-Olof Larsson, Karl Fettweis (Geschäftsführer Bundesverband Bildender Künstler S.-H.), die ProfessorInnen an der Muthesius-Schule Theresa Georgen und Bernhard Schwichtenberg, der Pastor und Schauspieler Siegfried Munz, Kulturamtsleiter Dr. Knut Peiffer-Paehr und der Militärhistoriker Prof. Dr. Michael Salewski.
Zur Vorstellung des Vereins und seiner Ziele findet am 8.11., 20 Uhr
in der Galerie der Pumpe ein Vortrags- und Diskussionsabend mit Prof. Dr.
M. Salewski (Uni Kiel), Dr. J. Habich (Landesdenkmalpfleger) und Prof.
Dr. D. Hoffmann (Präsident der Architektenkammer) statt. (jm)