Kommentar:

Wir sind wieder wer?

Über knapp 15% konnte die PDS in Berlin jubeln – und darüber, sogar die Grünen überflügelt zu haben. Drittstärkste Partei! Wir sind wieder wer!

Freilich, daß immer mehr Menschen vor allem im Osten (denn im Westteil der Reichshauptstadt kamen die SED-NachfolgerInnen nur auf schlappe 2%) die PDS wählen, ist nicht mehr Unmut oder blinder Protest, sondern die Antwort auf eine eingreifende, sprich in deren alltäglichen Nöten den Menschen real helfende Politik. Es ist auch die Antwort auf eine ignorante und hochnäsige Ausgrenzungspolitik der Etablierten, denen beim roten Tuch PDS nichts mehr einfällt als die gebetsmühlenartige Wiederholung des Stigmas der „Postkommunisten“ &c.

Womit wir beim Thema wären. Haben es jene nicht genau richtig erkannt? Zwar legen sie die Betonung auf „Kommunisten“, was unter der rechten Hegemonie soviel heißt wie „Monster“ oder „Kinderfresser“, doch fügen sie den modernen Präfix „Post-“ an, und das, wie‘s scheint, leider zurecht. Wie das? Nach dem für die PDS positiven Wahlergebnis wurde der heimliche Parteichef Gysi in der „Bonner Runde“ nicht müde, dafür zu plädieren, daß nun die PDS zumindest tolerierend an einem rosa-grünen Regierungsbündnis beteiligt werden müsse. Und an allen Nachwahlkampffronten ermüdete die Berliner PDS nicht minder, wenn es um das Angebot ging, sie werde rosa-grün stützen. Wahrlich: Post-Kommunisten, solche die keine mehr sind.

Es mag sein, daß – hin oder her – Rosa-Grün den seltsamerweise gerade und nur von der PDS immer wieder beschworenen „Reformaufbruch“ eher verkörpert als die Große Koalition der ohnehin nicht mehr unterscheidbaren CDU und SPD. Es mag auch sein, daß die Rosa-Grünen vielleicht eine KiTa weniger schließen oder irgendein Wessi vielleicht etwas länger auf die Verwertung seines ihm durch böse Kommunisten geraubten „Eigentums“ warten muß. Doch wer kann nach den Erfahrungen aus NRW, aus Hessen und demnächst wohl auch Schleswig-Holstein, nach des nicht nur körperlich zunehmend verfettenden Joseph Fischers Out-of-area-Trip noch glauben, daß Rosa & Grün in diesem Lande wirklich etwas ändern?

Noch schützt die PDS vor ihrer eigenen Courage in Sachen Kabinettssessel oder Stimmenbeschaffung für jenes Polster das konsequente und in der Tat mittlerweile belustigende „Njet!“ der Bürgerlichen (einschließlich Grünen). Doch wie lange noch wird sich das halten, was die PDS einmal attraktiv machte? Das hieß: „Veränderung beginnt mit Opposition!“. Und die Betonung lag auf dem letzten Wort des Slogans, nicht auf dem zweiten. (jm)