Mahnmal U-Boot-Bunker

Eine dunkle Vergangenheit läßt sich nicht durch Abriß bewältigen

Die erste Veranstaltung des Vereins Mahnmal Kilian e.V. fand am 15.11. in der Galerie der PUMPE mit ca. 150 Teilnehmern statt. Die Gründungsmitglieder des Vereins Dr. Michael Salewski (Vorsitzender der Denkmalschutzbehörde), Prof. Diethelm Hoffman (Präsident der Architektenkammer), der Journalist Jens Rönnau bekräftigten aus ihrer Sicht die politische und kulturelle Notwendigkeit, die umstrittene Bunkerruine zu erhalten. Der Geschichtsprofessor Dr. Habicht frischte die offensichtlich unangenehme Erinnerung vieler Kieler Bürger an die Nazivergangenheit auf und warnte davor Geschichtsmale zu beseitigen, weil damit auch die Erinnerung an die Ursachen der Zerstörung ein für allemal ausgetilgt werden. Denkmäler, die solche Art von Erinnerung wach halten, sind rar in Deutschland. Und gerade in Kiel sei es wichtig, einen Kontrapunkt („zerbrochenen Reste einer verbrecherischen Gesellschaft“) gegen die traditionellen Kriegs-Denkmäler in Laboe und Möltenort zu setzen.

Der Historiker Salewski polemisierte in seiner einführenden Rede gegen den „Gegenwärtigen Zeitgeist, der sich an der Vergangenheit stört und dann abreißt was ihm nicht paßt“. Dabei ist das Kilian-Denkmal einzigartig, denn es erklärt sich von selbst, als ein „Gräßliches Artefakt aus der dunkelsten Geschichte…“. Wenn es abgerissen wird, werden sich die Verantwortlichen auf ewig dafür rechtfertigen müssen, wie sie mit den Lehren aus der Vergangenheit umgegangen sind.

Aus der Sicht des Architekten betonte Prof. Hoffmann die Verbindlichkeit des Denkmalschutzes, insbesondere da es sich um „zerstörte Unkultur“ handele, „unbrauchbar, aber nicht ungeschehen“ und eine „Typographie des Terrors“.

Was den Konflikt um die Bunkerruine betrifft, können nicht einfach wirtschaftliche Argumente den Ausschlag geben. „Immer steht irgendetwas im Weg, wenn es nicht im wirtschaftlichen Nutzen ist“. Er polemisierte gegen die städt. Behörden, daß immer entschieden werde ohne daß vorher ein Wettbewerb über die baulichen Möglichkeiten stattfindet, wie dies meistens unter Architekten üblich sei. Schließlich kam er zu dem hafenwirtschaftliche Problem mit dem 3. Fährterminal: Neue Techniken erdrücken gewachsene Strukturen auf dem Ostufer. Die Kapazität der Kieler Innenförde ist erschöpft. Sie dürfen nicht zu Lasten des kulturellen Umfelds gehen. Auch Prof. Habicht verwies auf die Unreife der Kieler Stadtplaner. Das vielzitierte Hafengutachten habe er nie zu Gesicht bekommen. Erst müßten mal die Daten klar sein darüber, ob der Güterumschlag auf dem Kieler Ostufer überhaupt funktionieren kann, wie schnell er ist, ob die Ostufertrasse der Belastung überhaupt standhält, wie eigentlich die Entwicklungsfähigkeit der Stadt ist und ob die Bürger das überhaupt wollen ...

Als Berichterstatter füge ich hinzu, daß der Magistrat der Stadt Kiel ohnehin Rechenschaft schuldig ist, welchen Nutzen diese Hafenerweiterungen (die offensichtlich einem vom Wahnsinn besessenem Profitdenkerhirn entspringen) für die Kieler Bevölkerung haben, wo Millionen des Stadthaushaltes für die Hafenwirtschaft zur Verfügung gestellt werden, ohne das klar ist, ob auch nur ein Pfennig an die Stadt zurückfließt und der Bevölkerung zugute kommt.

Die von Architekten gehegte Hoffnung auf Erhalt einer Fördearchitektur ist dabei schon fast zweitrangig. Daß der Magistrat mit der Verschandelung des Stadtbildes aufhört (siehe Sophienhof, Bahnhof, ZOB, neue Fähranleger und Geomar) ist nach dem Bau des CAPs kaum zu glauben.

Der Mahnmal-Verein will noch weitere Veranstaltungen durchführen, auf denen die Diskussion zwischen den Kielern und den Verantwortlichen von Stadt und Wirtschaft möglich ist. Ich glaube, es lohnt sich diesen Verein zu unterstützen, weil er dazu beiträgt, daß lebenswichtige Streitpunkte in der Stadt Kiel offengelegt werden.

Die Veranstaltung wurde vom Offenen Kanal aufgezeichnet und wird am 24. Nov. 95 von 16.30-18.30 Uhr über das Fernsehen ausgestrahlt. (uws)