Niederenergiehäuser und Solaroffensive

Zum Auftakt der Ringveranstaltung "Energiepolitik in Schleswig-Holstein", veranstaltet vom Referat für politische Bildung des ASTA der CAU, warb der Abteilungsleiter Reaktorsicherheit und Energiewirtschaft im Energieministerium des Landes Dr. Cloosters für seine Strompolitik. Mit geschliffener Rhetorik präsentierte er vor etwa 50 meist studentischen Zuhörern die energiepolitischen Aktionen der Landesregierung, wobei der diesjährige Energiebericht (siehe auch Lokalberichte vom 21.10. "Energiebericht vorgelegt") zugrunde gelegt wurde. Dabei fand Cloosters erneut Raum, die bisherige Strompolitik des Landes über den grünen Klee zu loben: der Energiesparvertrag mit der VEBA vom Wahljahr 1988, der Planungserlaß für Windkraftanlagen aus dem Vorwahljahr 1991, die neue Wärmeschutzverordnung. Einige Projekte stünden kurz vor ihrer Veröffentlichung wie der seit Jahren angekündigte Wärmeatlas und die Richtlinien zur passiven Solarenergienutzung.

Zu seinem Hauptthema Atomenergie mußte Cloosters allerdings recht farblos bleiben. Der angekündigte Ausstieg aus der Atomindustrie, mit dem schon 1988 die Wahl gewonnen wurde, fand bisher natürlich nicht statt. Es gäbe Ausstiegsgespräche mit den Betreibern der Anlagen... Auf die zeitweilige Stillegung in Brunsbüttel ist Cloosters enorm stolz. Zudem zeigte er sich sehr besorgt über das Kalkar-Urteil, weil es das sog. Restrisiko zuläßt.

"Global denken, lokal handeln", das klingt immer gut. Das bedeutet für Cloosters Einsparung im Stromverbrauch, Ausstieg aus der Kernenergie, Schonung der Resourcen und verstärkter Einsatz der erneuerbaren Energien. Wohlgemerkt, das meiste davon bleibt vorerst Zukunftsgeklingel. Als Wahlgeschenk kommt etwa eine "Solaroffensive" daher. Zauberworte wie Kraftwärmekoppelungswerk, Strohheizkraftwerk oder Niederenergiehaus verpuffen als Tropfen auf dem heißen Stein, weil die zentralen Punkte einer umweltschonenden Strompolitik nur halbherzig angegangen werden. Global denken bringt Wählerinnenstimmen, lokal handeln könnte die Energiekonzerne im Land verprellen.

Die anschließende engagierte und hilfreiche Diskussion legte ihre Finger in die Wunden der schleswig-holsteinischen Strompolitik: Etwa der Widerspruch von der angestrebten dezentralen Energieversorgung bei gleichzeitigem Großeinkauf des schwedischen Atomstroms. Etwa das rattenfängerische Verprechen zum kurzfristigen Ausstieg aus der Kernenergie, dem keine konkreten Taten folgen können, da (wie Cloosters selbst betonte) das Bundesatomgesetz dafür erst geändert werden müßte. Etwa der Einsatz regenerativer Energieträger, den die Landesregierung zu sparsam betreibt.

Auch die Wunderwaffe Strohheizkraftwerk wurde angesprochen, um die es in der nächsten Woche in der Ringveranstaltung gehen wird. Claus Mahrt-Thomsen wird die "Internationale Vereinigung zur Förderung nachwachsender Rohstoffe/Energiepflanzen" vorstellen. Der Vortragstitel lautet: Biomasse als Energieträger - Chancen und Risiken. Die Vortragsreihe wird dann im neuen Jahr mit einer Podiumsdiskussion zur Energiepolitik in Schleswig-Holstein abgeschlossen.

(kah)