Müllverbrennung belastet die Kieler Bevölkerung

Gebührenerhöhungen um 7,8% für die Restmüllabfälle gibt es ab dem 1.1.96 in Kiel. Und dies obwohl die Restmüllmenge von 157.000 t (1990) auf 117.000 t (1994) abgenommen hat und durch die Einführung der Biotonne noch einmal um 25.000 t im Jahr abnimmt. Da aber der Magistrat und die Müllkapitalisten 1992 eine Modernisierung und Aufrüstung der Müllverbrennung auf eine 120000 t gegen den Protest des Vereins „Eltern für unbelastete Nahrung“ und der GRÜNEN durchsetzten, können die Müllunternehmer jetzt den Knebel ansetzen.

Die Kapazität der MVA sei nicht ausgelastet und deshalb müsse Müll aus anderen Städten (81.000 t aus dem Zwischenlager Harrislee) in Kiel verbrannt werden oder die Gebühren müßten noch mehr steigen (um 15,8 %). Dies alles bezuschußt von Stadt- und Land mit 260 Millionen DM (der Umwelt zuliebe). Eine kleinere Müllverbrennungsanlage wäre angeblich noch teurer geworden. Die Vorschläge des Vereins und der GRÜNEN sich intensiv der Abfallvermeidung zu widmen und diese zu fördern wurden ignoriert, genauso wie ihre Voraussagen verworfen wurden. In den Lokalberichten Nr.21/92 vom 24.10.92 dokumentierten wir die Sammeleinwendung gegen das geplante Müllheizwerk Kiel in der es u.a. hieß.„Für eine Müllverbrennungsanlage von 120.000 Jahrestonnen ist kein Bedarf, wenn mit Müllvermeidung und Mehrwegsystemen Ernst gemacht wird. ...“ Eine Stillegung des derzeit veralteten Müllverbrennungssystems wäre die einfache, günstige und beste Lösung gewesen, aber das hätte wenig mit Wirtschaftsförderung zu tun gehabt, das sich die SPD-Mehrheit nun mal auf die Fahne geschrieben hat. In der Folge trifft das die Bevölkerung doppelt und dreifach: Das Staatssäckel ist leer, die Gebührenschraube wird angezogen und das Gift aus dem Müll kriegen wir zugeblasen. Es ist auch nicht verwunderlich, wie der Grundeigentümerverein Haus & Grund auf die Gebührenerhöhung reagiert: Man möge doch bitte auf die Einführung der braunen Biotonne verzichten, damit noch genug zum Verbrennen da ist. Umweltdezernent Schirmer spielt  dagegen lieber mit den berechtigen Interessen der Bürger. Diese haben ja den hohen Umweltstandard gewollt und solche Anlagen seien eben extrem teuer. Außerdem, so tröstet er, werde kein Müll in Harrislee gekauft, sondern die MVA verkaufe einen Teil ihrer Anlagekapazitäten um damit die Kosten von 96 bis 98 um vier bis fünf Millionen Mark zu reduzieren. Mit Wirtschaftstricks die Bevölkerung für dumm verkaufen und bezahlen lassen. Es bleibt das Gleiche, denn verbrannt wird trotzdem. Wie lange noch?

(uws)