Detlef Korte

5. Mai 1956 - 9.Dezember 1995

Detlef Korte hat in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember seinem Leben ein Ende gesetzt. Ich weiß nicht, was ihn zu diesem Schritt getrieben hat. Mir bleibt nur, um einen guten Freund zu trauern.

Ich lernte Detlef in Osnabrück kennen, wo er in der Anti-AKW-Bewegung und im KBW politisch arbeitete. Bald nachdem er 1978 in Kiel zu studieren begonnen hatte, stieß er auf weiße Flecken in der Geschichte der Fördestadt. Während des Prozesses gegen den „Judenreferenten“ in Belgien, Kurt Asche, arbeitete Detlef im Arbeitskreis Asche-Prozeß mit, der sich damals um die Betreuung von Zeugen des Prozesses gegen Asche und um die Vermittlung der Bedeutung dieses Mordprozesses in der Öffentlichkeit verdient machte.

Wohl in dieser Zeit stieß Detlef auf das weitgehend verschwiegene „Arbeitserziehungslager Nordmark“ in Kiel-Russee. Er machte die Geschichte dieses Lagers zum Thema seiner Doktorarbeit, an der er mehr als ein halbes Dutzend Jahre arbeitete. Zugleich flossen seine Forschungsergebnisse immer wieder in die u.a. von ihm initiierte antifaschistische Stadtrundfahrt des AK Asche-Prozeß ein, an der mittlerweile mehrere Tausend Bürgerinnen und Bürger Kiels teilgenommen und so etwas über die weißen Flecken erfahren haben.

Auf Landesebene regte Detlef Mitte der 80er Jahre die Gründung des AKENS (Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein) mit an, die gegen die damals stockreaktionäre offizielle Landeshistoriographie an der Uni und in der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Landesgeschichte unabhängigen Forschern, überwiegend Sozialdemokraten und Kommunisten, ein Forum des Austausches bot und bietet. Das „Info“ des AKENS hat sich unterdessen zu einer renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift gemausert.

Nach seiner Berufung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte forschte Detlef über die Funktion der Kreisleiter im Apparat des Nazi-Terrors und der faschistischen Propaganda.

Detlef blieb sich während seiner gesamten Arbeit treu: Den Faschismus als Alltag hier zu sehen, nicht als weit weg und kaum greifbar, und wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst bald möglichst vielen zugänglich zu machen.

Mir bleibt darüber hinaus die Erinnerung an manche durchdiskutierte Nacht, an manche (für mich meist verlorene) Schachpartie, an gemeinsame Seminare und Besichtigungsfahrten ...

Detlef hinterläßt eine Lücke, die ich und vermutlich viele andere in ihrer ganzen Größe erst viel später begreifen werden.

(Hans-Georg Pott)