Arbeitslosigkeit: Nicht alle sind gleich betroffen

Das Kieler Landesarbeitsamt hat seine Erwerbslosenstatistik vorgelegt. Ähnlich, wie die bundesweiten Zahlen, verheißen auch die für den Norden der Republik (Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) wenig Gutes. Während sich Schleswig-Holstein mit einer Arbeitslosenquote von 8,7 % noch im Durchschnitt der Westländer hält, liegt Hamburg mit 10 % deutlich drüber. Das besonders strukturschwache Mecklenburg-Vorpommern bildet gar mit 16,4 % das Schlußlicht unter allen Bundesländern. In Schleswig-Holstein verdecken die vergleichsweise guten Zahlen erhebliche regionale Differenzen und erklären zum Teil auch die überdurchschnittlichen Werte der Hansestadt. In den an Hamburg grenzenden Kreisen wohnen nämlich viele Pendler, die offensichtlich weniger von Arbeitslosigkeit betroffen sind. So liegt hier die Erwerbslosigkeit im Schnitt unter 7 %. Ganz anders in der Landeshauptstadt Kiel und der Grenzstadt Flensburg, wo die Quoten 13,3 und 13,5 % betragen. Die Probleme dieser Städte dürften denen Mecklenburg-Vorpommerns ähneln: Randlage in einer immer stärker zentralisierten Wirtschaft. Den beiden Städten fehlt durch die Küste schlicht die Hälfte des sonst üblichen Einzuggebietes.

Mecklenburg-Vorpommern hat nicht nur am stärksten unter der Arbeitslosigkeit zu leiden, hier ist auch die Zunahme die höchste im Bezirk Nord. Von Dezember 94 bis Dezember 95 legte die Erwerbslosenquote um 1,7 Prozentpunkte zu. In Hamburg waren es dagegen 0,9, in Schleswig 0,5. Auffällig ist auch, daß im Nordosten die Frauenarbeitslosigkeit scheinbar mit Abstand die höchste ist: 21,3 %. In den beiden anderen Ländern des Bezirks liegt sie bei „nur” 9,3 bzw. 9,5 %. Allerdings ist im Osten der Anteil der erwerbstätigen Frauen immer noch deutlich häher als im Westen. Mit anderen Worten: Die niedrigeren Zahlen im Westen bedueten nicht, daß Frauen es dort leichter hätten, einen Job zu finden, sondern nur, daß dort viele Frauen aus der Satistik rausgefallen sind.

Ein näherer Blick auf das Kieler Zahlenwerk ergibt, daß vom Anstieg der Arbeitslosigkeit die einzelnen Arbeitnehmergruppen sehr unterschiedlich betroffen sind. Vor allem Jugendliche, Ausländer und Ältere stehen immer häufiger auf der Straße. Während im gesamten Bezirk die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Personen im letzten Jahr um 8,3 % gestiegen ist, nahm sie bei Jugendlichen bis 19 (17,9 %), Älteren  ab 55 (22,3 %) und Immigranten ohne deutschen Paß (19,4 %) überproportional zu. In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der älteren Arbeitslosen sogar fast verdoppelt. (wop)