Volksgruppenarbeit in Dänemark

Kiel/Apenrade (DK). Seltsame Bündnisse tun sich auf, wenn es um die Unterstützung deutscher Volksgruppen im Ausland geht. Anläßlich der 75-jährigen Patenschaften mit der deutschen Volksgruppe in Nordschleswig haben der Schleswig-Holsteinische Heimatbund (SHHB) und der Deutsche Schul- und Sprachverein im dänischen Apenrade eine gemeinsame Dokumentation herausgegeben. Die mit einem Grußwort der Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, Heide Simonis, eingeleitete und vom Land geförderte Broschüre berichtet dabei detailliert über die umfangreichen Paten- und Partnerschaftsbegegnunen. Zu den Förderern deutschsprachiger Kindergärten und Schulen in Dänemark zählen nicht nur bundesdeutsche GEW-Kreisverbände, Heimat- und Schulvereine, zahlreiche Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein und das Corps Holsatia Kiel, sondern auch so einschlägig bekannte Förderer des Deutschtums (Eckartbote 11-95) in aller Welt wie der Bauunternehmer Robert Heitkamp aus Wanne-Eickel. Anzeigen des Unternehmens, dessen Inhaber langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA) war, wurden in der Zeitschrift „Student“ und den „Burschenschaftlichen Blättern“ abgedruckt und finden sich regelmäßig im VDA-Organ „Globus“.

Neben weiteren Grußworten des Grenzlandbeauftragten der Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidentin, des SHHB-Vorsitzenden Uwe Ronneburger und des Vorsitzenden des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig, Joachim Schramm, prägen vorwiegend Beiträge von Hans-Joachim von Leesen den Inhalt der Nordschleswig-Broschüre. Darin tritt Leesen für eine Vielfalt der Völker und Kulturen ein, die nicht gegen Gleichförmigkeit von Konsumenten eingetauscht werden sollte. Für die deutsche Minderheit in Dänemark, die die eigene Identität einer kleinen Gruppe immer wieder zu begründen und zu erhalten sucht, scheint dabei nichts zu gut zu sein. Immerhin mit 24 deutschen Kindergärten und 17 Schulen kann die deutsche Minderheit in Dänemark aufwarten.

Leesen, Jahrgang 1930, referierte im Januar 1988 als Vertreter des SHHB bei der Deutschen Burschenschaft in Hamburg zum Thema „Heimat und Nation – Fundamente unserer Gesellschaft“. Schon 1980 wurde sein Artikel über eine merkwürdige dänische Kulturoffensive in den „Burschenschaftlichen Blättern“ abgedruckt, in dem er Dänemark ein Abspruchsdenken auf Teile Schleswig-Holsteins vorwirft. 1989 fungiert Leesen als Kontaktadresse für die „Gesamtdeutsche Intiative Schleswig-Holstein“, die in einem Flugblatt aufruft: „Unsere mitteldeutschen Landsleute kämpfen noch allein für Selbstbestimmung und Freiheit. Unsere Unterstützung ihres Kampfes heißt: Wir fordern die staatliche Einheit Deutschlands! Wir sind ein Volk!“ In einem Interview mit der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ wird Leesen auch als Experte des alliierten Bombenkrieges gegen Deutschland vorgestellt. Dazu veröffentlichte Leesen auch Artikel im „Ostpreußenblatt“ und in „Criticon“ bzw. referierte u.a. bei der Staats- und wirtschaftspolitischen Gesellschaft.

Von Leesen, der auch zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zur Förderung der Rußlanddeutschen gehörte, findet sich 1953 ein Beitrag in dem von dem ehemaligen Waffen-SS-Hauptsturmführer Arthur Erhardt begründeten neofaschistischen Theorieorgan „Nation Europa“. Im „Ostpreußenblatt“ vom 28.10.1994 schreibt Leesen als Fazit der Bundestagswahl im Oktober 1994: Wir brauchen eine starke fünfte Partei. Diese Partei könne nur rechts von der CDU ihren Standort haben. Was die FDP anbelangt, so meint Leesen, daß Österreich höchst eindrucksvoll eine andere Möglichkeit zeige, dort marschiere nämlich die Freiheitliche Partei als nationaliberale Partei von Sieg zu Sieg. Nur mit einer rechts von der CDU auftretenden bundesweiten Partei könne in Zukunft noch eine bürgerliche Regierung gebildet werden. Antifaschisten gelten ihm als die neuen Blockwarte (zitiert aus „Rechte machen Kasse“, F. Hundseder/Knaur).

Nicht nur für Leesen, sondern auch für den Verein für das Deutschtum im Ausland spielt die Region Nordschleswig eine wichtige Rolle. Schon 1986 berichtete das VDA-Organ „Globus“ über den Besuch einer VDA-Delegation beim Bund deutscher Nordschleswiger (BdN) in Dänemark, wobei der BdN-Generalsekretär, der VDA-Funktionär Peter Iver Johannsen, die Kindergärten in Nordschleswig als ein wichtiges Element der Volksgruppenarbeit darstellte. Ende 1991 führte der BdN gemeinsam mit der VdA-Sektion Nordschleswig unter dem Motto „Hilfe für Volksgruppen“ einen Deutschen Tag durch. (hma)