Wer später einkaufen kann, kann auch länger arbeiten!?

Oder anders gefragt: Bringen längere Öffnungszeiten am Ende objektiv mehr Zeit zum Einkaufen? Hatten wir uns nicht auch von den Arbeitszeitverkürzungen bis hin zur 35-Stunden-Woche „mehr Zeit“ versprochen? Aber das Gefühl, „nie Zeit zu haben“, ist geblieben – bei mir und auch, wenn ich mich unter Kollegen umhöre. Eine Ursache ist, daß Behördengänge, Arztbesuche, „mal eben was besorgen“ und Ähnliches, was früher üblicherweise während der Arbeitszeit erledigt werden konnte/mußte, immer mehr in die jetzt freie Zeit gelegt werden muß. Veränderung der Öffnungszeiten kann zu einem ähnlichen Effekt führen (Überstunden, Arbeitszeitverschiebung).

In einem Flugblatt der AG Betrieb & Gewerkschaft heißt es dazu: „Am 18.12.95 hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur Änderung des Ladenschlußgesetzes und zur „Neuregelung der Arbeitszeit in Bäckereien und Konditoreien“ beschlossen und dem Bundesrat zur Beratung vorgelegt. Laut Pressemeldungen enthält der Entwurf: Öffnungszeiten montags bis freitags zwischen 6 Uhr und 20 Uhr, Samstagsöffnung generell bis 16 Uhr, den Ländern soll ein Spielraum von plus/minus 2 Stunden überlassen werden, möglicher Ladenschluß also zwischen 14 Uhr und 18 Uhr. Die langen Samstage im Dezember sollen bleiben. Auch innerhalb der Koalition gab und gibt es Widerspruch von Mittelstands- und Arbeitnehmerverband gegen die Änderung. Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hatte deshalb gefordert, die Debatte um die Liberalisierung des Ladenschlusses auf die Zeit nach den Wahlkämpfen zu verschieben (Handelsblatt vom 13.12.95). Jetzt haben sie es also erstmal beschlossen und führen dann die Debatte, ob eine Veränderung der Öffnungszeiten nötig ist? Offenkundig gegen die Interessen vieler Betroffener ...

... und, wie wir meinen, gegen vernünftige Argumente. Wir holen die Debatte hinein in den „Wahlkampf“ und laden ein zu folgenden Veranstaltungen jeweils um 20 Uhr: am 22.2. in Rendsburg in der Nordmarkhalle; am 23.2. in Kiel, in der Pumpe, Seminarraum, Haßstr. 22. Eingeladen ist Harald Werner, Mitglied des PDS-Bundesvorstandes und gewerkschaftspolitischer Sprecher sowie ein/e Vertreter/in der Gewerkschaft HBV.“ (brg)