Auf allen Wegen findest Du: CASTOR

Wie bayerische Atomkraftgegner berichten, stehen neue Atommülltransporte in das Zwischenlager nach Gorleben. bevor. Im AKW Gundremmingen wartet bereits ein leerer CASTOR-Behälter darauf, mit hochradioaktivem Atommüll beladen zu werden. Wie beim erstem Transport, der im letzten Frühjahr mit massiver Polizeigewalt gegen den Widerstand der örtlichen Bevölkerung durchgesetzt wurde, bestehen erhebliche Sicherheitsbedenken gegen den Transport. Das Lager in dem niedersächsischen Dörfchen nahe der Elbe besteht lediglich aus einer Leichtbauhalle, die nicht einmal gegen Flugzeugabstürze abgesichert ist.

Die Anti-AKW-Aktivisten der Mahnwache Grundremmingen erwarten, daß der CASTOR noch in diesem Frühjahr auf die Schiene gebracht wird. Dabei sei der Transport vollkommen überflüssig, da die Lagerkapazitäten in dem bayerischen AKW noch bis zum Jahre 2005 ausreichen würden.

Auch aus einer anderen Richtung drohen den Gorlebenern CASTOR-Transporte. In der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague wartet Atommüll auf die Rückführung nach Deutschland. Dabei handelt es sich um Abfälle, die bei der Wiederaufbereitung abgebrannter Brennelemente angefallen sind. Die BRD ist vertraglich zur Rücknahme verpflichtet. Reaktorministerin Merkel bestätigte, daß der Transport voraussichtlich noch im Frühjahr erfolgen werde.

Unterdessen will man in Gorleben und Bayern dem Atommüll-Tourismus nicht tatenlos zusehen. Wenn der Transport in  Grund- remmingen abfährt, soll eine bundesweite Telefonkette ausgelöst werden, um engagierte Menschen zu Blockadeaktionen zu mobilisieren. Außerdem wird zum 3. März zur Aktion „Ausrangiert!“ vor dem AKW aufgerufen. Gewaltfrei und öffentlich sollen die Schienen vor dem Atom-Meiler demontiert werden. Interessierte Menschen erreichen die Mahnwache Gundremmingen über das Carl-Kabat-Haus, Pf. 90, 73555 Mutlangen.

CASTORs sind auch in Ostdeutschland unterwegs. Am 19.2. gingen in aller Frühe um 3 Uhr drei Behälter mit fast „frischen“ Brennstäben vom stillgelegten AKW Lubmin bei Greifswald auf dem Weg nach Ungarn. Die Brennelemente waren nur wenige Tage im Greifswalder Atomreaktor im Einsatz gewesen. Im baugleichen ungarischen AKW Paks sollen sie nun vollständig abgebrannt werden. Die Bundesregierung entledigt sich damit elegant eines massiven Entsorgungsproblems, denn für Brennelemente steht in Deutschland kein Endlager zur Verfügung.

Von Ungarn aus werden die Brennelemente dann später zur endgültigen ’Entsorgung’ nach Rußland gehen. Daß sowohl bei einer möglichen Wiederaufarbeitung der abgebrannten Brennelemente in Rußland als auch bei der unvermeidlichen Endlagerung des Strahlenmülls westeuropäische Sicherheitsstandards keine Rolle spielen, ist den Verantwortlichen offensichtlich gleichgültig. Die interessieren nur, wenn über sie ein Fuß in den osteuropäischen Kraftwerksmarkt zu bekommen ist.

In Greifswald und Umgebung gibt es eine rege Anti-AKW-Szene, die versucht, die örtliche Bevölkerung gegen den Bau eines Zwischenlagers für abgebrannte Brennelement zu mobilisiern und die sich gegen den Transport sperrt. In der Nacht vom 17. auf den 18.2. blockierten die Atomkraftgegner die Gleise am AKW. Auch in Potsdam gab es zur gleichen Zeit Gleisblockaden, da befürchtet wird, daß die brisante Fracht durch den Großraum Berlin rollen soll.

(wop)