„Kilian“ soll abgerissen werden

Im Streit um die Ruine des U-Boot-Bunkers „Kilian“ wurden am 13.2. im Wirtschaftsausschuß des Rates der Stadt Kiel Fakten geschaffen. Der Ausschuß beauftragte mit den Stimmen von SPD und CDU den Magistrat, beim Land eine Abrißgenehmigung für das denkmalgeschützte Mahnmal zu beantragen. Bis auf die Grünen im Rat und den im Herbst gegründeten Mahnmal Kilian e.V. gibt es nun keine offiziellen Fürsprecher auf kommunaler Ebene mehr für den Erhalt des Mahnmals. Lediglich auf das Land ist noch zu hoffen, denn sowohl die Ministerpräsidentin als auch die Kultusministerin haben sich für den Erhalt ausgesprochen.

Die Kieler SPD hatte vorher einen wahren Eiertanz aufgeführt. Beim Kreisparteitag, auf dem die Abwahl des in verschiedene Filze geratenen Ratsherren Tovar das Hauptthema gewesen war, wurde gut inszeniert ganz am Ende der Veranstaltung, als die Beschlußfähigkeit noch gerade bestand, gegen „Kilian“ entschieden. Dann sollte die Entscheidung im Rat und seinen Ausschüssen bis Mitte März hinausgezögert werden – man wollte die Angelegenheit, bei der laut Propaganda Arbeitsplätze im neuen Ostuferhafen gegen das Denkmal stehen, wohl wahlkampftaktisch ausschlachten: die SPD als Retter von Arbeitsplätzen mitten in der heißesten Phase des Wahlkampfs? Dann konnten sich die Sozialdemokraten halbherzig zu einem eigenen „Kilian-Ausschuß“ durchringen, der Ergänzungsanträge zur Ausschreibung eines künstlerischen Wettbewerbs zur Erstellung eines „Erinnerungsobjektes“ vorbereiten sollte. Dieses „Feigenblatt“ wurde vom Wirtschaftsausschuß gebilligt, jedoch wird es vermutlich in der Ratsversammlung wieder gekippt, denn die CDU-Ausschüssler waren nicht vollständig vertreten, die SUK fehlte ganz, und auch die Grünen sprachen sich dagegen aus.

Der Mahnmal Kilian e.V. liefert derweil weitere Argumente gegen den Abriß. So ließ man ein Gegengutachten erstellen, in dem die Arbeitsplatzlogik des Hafenausbaus demontiert wird. Laut Gutachten sei höchstens mit einigen dutzend neuen Arbeitsplätzen im geplanten Ostuferhafen zu rechnen, die angekündigte Zahl von weit über 500 sei völlig überhöht. Zudem weist das Gutachten Ungenauigkeiten bei der Ermittlung des Kapazitätsbedarfs im Hafen nach: Die Liegezeiten in Kiel sind überdurchschnittlich hoch, wodurch ein größerer Bedarf an Kai- sowie Be- und Entladeeinrichtungen nur scheinbar erzeugt wird. Verringerte man die Liegezeiten, würden die bestehenden Anlagen am Westufer der Förde womöglich ausreichen. Zudem wies der Verein u.a. mit Ausstellungen in Kieler Schulen erneut darauf hin, daß es sich beim „Kilian“ nicht nur um ein Mahnmal gegen Kriegsproduktion und nationalen Größenwahn handelt, sondern auch um ein Seegrab, denn beim Luftangriff am 9.4.1945 wurde im Bunker das Boot U 4708 versenkt, wobei 5 Menschen (3 Werftarbeiter und zwei Marineangehörige) mit in die Tiefe gerissen wurden. Ihre Leichen liegen noch heute unter den Trümmern der am 25.10.1946 gesprengten Ruine. (jm)