Ostermärsche

Auch in diesem Jahr wird es wieder Ostermärsche geben. In Kiel widmen sich die veranstaltenden Friedensgruppen dabei einem aktuellen lokalpolitischen Thema, der Auseinandersetzung um die Ruine des U-Boot-Bunkers „Kilian“. Im folgenden dokumentieren wir die Kieler und Hamburger Aufrufe zu den jeweiligen Ostermärschen.
 

Kieler Ostermarschaufruf 1996

Kriege beenden, Gewalt verhüten, Frieden gestalten!

Deutschland befindet sich in einen Stadium tiefgreifender Veränderungen. Am 6. Dezember 1995 hat der Bundestag einer Entsendung von Bundeswehrsoldaten in die Kriegsregion im ehemaligen Jugoslawien zugestimmt. Damit hat die deutsche Nachkriegs-Außenpolitik eine entscheidende Zäsur erlebt: die bisherige, von historischsr Erfahrung geprägte Zurückhaltung der deutschen Außenpolitik wrde aufgegeben. Gerade der Schauplatz Balkan hat aber in der Geschichte gezeigt, wie schnell ein Staat in militärische Abenteuer hineingezogen werden kann. Wir halten daran fest, daß ein Krieg nicht durch Militär beendet werden kann, auch nicht auf dem Balkan.

Wir lehnen Bundeswehreinsätze im Ausland ab!

Es gilt, den Teufelskreis vom Anwachsen der Waffenpotentiale und Krieg zu durchbrechen. Die Welt befindet sich im Umbruch, und die Probleme häufen sich. Die Bundesregierung nützt diese Situation zielstrebig, um bisher bestehende Fesseln abzustreifen und die Möglichkeit weltweiter militärischer Intervention durchzusetzten. Das Streben nach deutscher „nuklearer Teilhabe“ zeigt, daß die Bundesrepublik an der überlebten Strategie der Abschreckung festhält. Wir fordern die Einhaltung des Vertrages über die Nichtverbreitung von Atomwaffen und eine internationale Konvention über die Abschaffung aller Massenvernichtungswaffen.

Wir sagen NEIN zu einer gefährlichen Politik der militärischen Einmischung. Wir lehnen eine Außenpolitik ab, die Krieg in Kauf nimmt. Gerade Deutschland sollte im Hinblick auf seine militaristische Vergangenheit sowie als Verursacher zweier Weltkriege eine zivile Vorreiterrolle im internationalen Friedensprozeß wahrnehmen. Die Geschichte lehrt: Krieg darf kein Mittel der Politik sein! Diessr Grundsatz muß zur obersten politischen Maxime werden.

Aus der Geschichte lernen!

Die Ruinen des ehemaligen U-Boot-Bunkers Kilian sind mahnende Zeugen, die in Kiel an Rüstungswahnsinn und Kriegsträume erinnern. Wer die Reden und Gedenkveranstaltungen zum 50. Jahrestag des Kriegsendes ernst nimmt, muß sich dafür einsetzsn, daß ständig an die Forderung „NIE WIEDER RRIEG - NIE WIEDER FASCHISMUS“ erinnert wird. Es ist zu begrüßen, daß Künstler und Wissenschaftler bereits Pläne für eine Ausgestaltung des Bunkers als Informations- und Bsgegnungsstätte entwickelt haben. Diese Pläne müssen in die Tat umgesetzt werden.

Mahnmal und Gedenkstätte „Kilian“

Kiel hat seit dem Kaiserreich als „Reichskriegshafen“ eine unrühmliche Vergangenheit. Die Kieler Bevölkerung hat unter den furchtbaren Folgen des Rüstungs- und Kriegswahnsinns im 2. Weltkrieg besonders gelitten.

Im 2. Weltkrieg wurde am Ostufer der Förde zum bombengeschützten Bau von U-Booten ein Bunker mit dem Decknamen „Kilian“ errichtet. An dem Festungsbau von 175 m Länge mußten auch Zwangsarbeiter und KZ-Insassen mitarbeiten. Nach dem Krieg wurde er von den Alliierten gesprengt. Eingequetscht zwischen den Bunkertrümmern lagert das Wrack eines U-Bootes, das dort durch einen Bombentreffer in den letzten Tagen des Krieges sank. Es riß fünf Menschen in den Tod, die nie geborgen werden konnten. Insofern ist diese Ruine heute Gedenkstätte für die Toten und hat Symbolcharakter als zerstörte Rüstungsproduktionsstätte. Die Bunkerruine „Kilian“ wurde 1988 unter Denkmalschutz gestellt. Dieses Mahnmal muß als Gegenpol zu den kriegsverherrlichenden „Ehrenmalen“ in Möltenort und Laboe erhalten werden.

Der Beschluß, die Bunkerreste zugunsten einer Hafenerweiterung abzureißen, ist nicht zu verantworten. Es sind Lösungen möglich, die sowohl eine Hafenerweiterung als auch den Erhalt der Bunkerruine möglich machen. Es ist ein Skandal, daß Liegenschaften der Bundeswehr an der Förde leer stehen und nicht in die Prüfung für eine Hafenerweiterung in Betracht gezogen werden.

Der Ostermarsch 1996 in Kiel unterstützt die Forderung nach Erhalt der Bunkerruine „Kilian“ als Mahnmal gegen den Krieg.

Nie wieder Krieg!

Abrüsten statt umrüsten!