Kommentar

Echt. schlapp.

Es ist schon etwas dran, an dem alten Spontispruch, daß Wahlen, wenn sie etwas ändern würden, verboten wären. Die Mehrheitsverhältnisse haben sich in Schleswig-Holstein zwar leicht verschoben, daraus wird jedoch keine neue Politik folgen, es wird weitergewurschtelt werden, das ist jetzt schon klar. Fangen wir bei dem Debakel, das „der Wähler“ mit seinem besinnungslosen Kreuzchenterror gegenüber „echt starken VollblutpolitikerInnen“ auch diesmal wieder angerichtet hat, bei der Partei an, die ihr Wahlprogramm nicht „Wahlprogramm“, sondern „Regierungsprogramm“ genannt hat, und zwar mit drei Zahlen, die mehr aussagen als jedes Gesamtergebnis: Die SPD hat bei ArbeiterInnen 8% verloren, bei Arbeitslosen 12% und – bei den Selbständigen 4% gewonnen. Die SozialdemokratInnen haben damit bewiesen, daß sie kein Auslaufmodell darstellen, sondern voll im Trend der Zeit liegen.

So verwundert es nicht, daß schleswig-holsteinische Kapitalistenverbände nunmehr empfehlen, doch auf die rosa-gelbe Karte plus SSW als Tolerierungsjoker zu setzen. Nicht nur empfehlen! Verfolge die Frau mit Hut, die – so verlautet – „Pickel im Gesicht“ bekommt, wenn irgendwer in ihrer Gegenwart von „Rot-Grün“ faselt, nicht diese Option, so trete man in den Investitionsstreik. Das gelbe Bonbonduo („Nimm zwei“) freilich ziert sich noch und mag sein Wahlversprechen – „Nimm mich!“ – nicht einlösen. Die werden aber noch lernen, wie man, wenn schon weder klug, noch schön, wenigstens reich wird, ihren Wahlslogan in „Nimm drei“ abwandeln und also nichts besseres verdienen.

So steht nicht zu erwarten, daß die rosa Majestät, die noch am Wahlabend den Wunschpartner ihres Hofstaats – völlig zurecht übrigens – als „Laienspieltruppe“ bezeichnete, die grünen Fröschlein wachküßt. Das ist auch besser so, denn wenn der grüne Mob aus seinen fröhlichen Sonnenblütenträumen unterm Verhandlungstisch erwacht, wird er längst über denselben gezogen worden sein, werden die AKWs weiter den Standort Schleswig-Holstein sichern und Flüchtlinge in Glasmoor weiter ihrer Redeportation in die sicheren 3. Welt-Länder harren.

Wahrlich, manche und mancher, die oder der das von Infas gesponsorte Kreuz der Ökopartei aufbürdete, hätte die „Laienspieltruppe“ lieber auf der Regierungsbühne gesehen – zumindest als Statisterie, als dem aller Wahrscheinlichkeit nach nun folgenden Staatstheater ein erneutes Abo auf die Macht zu gönnen. Hut ab zum Gebet! – So kann sich das Wahlvolk täuschen, denn Politik wird nicht auf dem Wahlzettel gemacht, sondern in den Hinterzimmern der Staatskanzlei. Echt. doof. ögyr