Kommentar

Schreibtischtäter

Langsam stinkt es zum Himmel, was sich die Staatsanwaltschaft in Lübeck leistet. Zehn Menschen kommen in den Flammen eines Flüchtlingheimes ums Leben, viele tragen Verletzungen davon und haben Schwierigkeiten, ihre Traumata zu überwinden, doch die Ermittler haben nichts anderes im Sinn, als aus Opfern Täter zu machen. Da stört es nicht, daß die Überlebenden immer wieder beteuern, daß Safwan ihr Freund war, daß sie ihm die Tat nicht zutrauen.

Egal. Ein nicht-deutscher Täter muß her, damit der Makel der Fremdenfeindlichkeit vom Antlitz der Stadt und des Landes gewaschen wird. Schleswig-Holstein ist schließlich ein ausländerfreundliches Land. Ministerpräsidentin Simonis, die, auf die die Grünen im Augenblick voll abfahren (vielleicht ja demnächst auch auf der A20), wußte das schon einen Tag nach dem Anschlag ganz genau. Also konnte jede Spur, die in die Neonaziszene führte, getrost vergessen und sich auf die Überführung des libanesischen „Täters“ konzentriert werden.

Zu dumm nur, daß die Konstrukte der Staatsanwaltschaft immer wieder zusammenkrachen. Wie groß war man vor einigen Wochen damit herausgekommen, abgehörte Gespräche und Gebete hätten den Inhaftierten verraten. Als sich dann herausstellte, daß die Übersetzung nicht ganz geklappt hatte, trat man erst mal ein bißchen leiser.

Nun steht auch der ganze Tathergang in Frage und damit die These, es könne nur ein Hausbewohner gewesen sein. Offensichtlich war der Brandherd gar nicht im ersten Stock. Außerdem gab es ein offenes Fenster, so daß sehr wohl jemand ins Haus hat eindringen können.

Stundenlang waren nach der Tat die Opfer schikanös verhört worden, Kinder ohne Eltern und Rechtsanwälte. Aber auf die Idee, nach offenen Türen und Fenstern zu fragen, sind die Lübecker Ermittler nicht gekommen. Wollte man es vielleicht gar nicht wissen?

Safwan sitzt weiter, und nach wie vor wird nicht nach anderen Tätern gesucht. Bis alle Spuren verwischt sind?

Der Vorgesetzte der Lübecker Staatsanwaltschaft sitzt in Kiel und hat ein Parteibuch der SPD. Was sagt der eigentlich zu dem ganzen? Irgendwie, meine ich, ist langsam ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß fällig. Nur leider wird es wohl keine Opposition geben, die Ermittlungsinteresse hätte.

(wop)