Zehn Jahre Tschernobyl

Zehn Jahre nach der Katastrophe im ukrainischen Tschernobyl demonstrierten in der ganzen Bundesrepublik an verschiedenen Brennpunkten des Anti-AKW-Kampfes insgesamt 30.000 Menschen gegen die Nutzung der Kernenergie. Am schleswig-holsteinischen Leukämie-Reaktor versammelten sich am 27.4. 2.000 Menschen, um dessen Stillegung zu fordern. In München gab es zwei Demonstrationen an der geplanten Baustelle des Versuchsreaktors Garching II, der mit hochangereichertem Uran betrieben werden soll, ein Material, aus dem sich auch Bomben basteln lassen. Die kleinere der beiden Demonstrationen wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. Am Rande der Demonstration wurden einige Teilnehmer wegen des Verteilens von Aufrufen zur symbolischen Schienendemontage festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt, darunter auch Abgeordnete der Grünen. Einer von ihnen wurde dabei verletzt und mußte ärztlich versorgt werden.



In Kiel hatte es schon am 20.4. eine Demonstration für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen gegeben, an der sich ca. 500 Menschen beteiligten. Unter den Kundgebungsrednern auf dem Asmus-Bremer-Platz war auch Energieminister in spe Wilfried Voigt von den Grünen, der an alte Anti-AKW-Zeiten erinnerte, an die BI gegen Atomanlagen und „Kein KKW an der Eckernförder Bucht“, denkwürdige Saalschlachten aber lieber unerwähnt ließ.
 

Scharf griff er stattdessen die Atom-Lobby an: Westeuropäische Konzerne planten die Ausdehnung des Stromverbundes bis an den Ural und wollten im Osten neue AKWs bauen. Abbezahlt solle mit Stromlieferungen werden. In der BRD könne es unter diesen Bedingungen keinen Energiekonsens geben, vielmehr sei Streit nötig. Der sofortige Ausstieg aus der Atomwirtschaft sei nicht nur nötig, sondern auch möglich. „Ihr könnt sicher sein, daß um diese Frage mit der SPD hart verhandelt wird“, versprach Voigt seinen Zuhörern. Bei der Entscheidung über das Ja oder Nein zur Koalition werde die Energiepolitik eine gewichtige Rolle spielen.

Wir werden sehen.

(wop)