Leukämie-Studie für die Elbmarsch

Seit einigen Jahren beobachtet man in der Elbmarsch eine weit über dem Durchschnitt liegende Rate von Leukämieerkrankungen bei Kindern. Als mögliche Ursache sind Niedrigstrahlungs-Emissionen der Atommeiler Krümmel und Geesthacht, eventuell auch ein bisher unbekannt gebliebener Störfall mit Austritt radioaktiven Materials in der Diskussion. Anfang Juli wurde ein neuer Leukämiefall bekannt. Umweltminister Rainder Steenblock wußte zunächst nichts besseres zu tun, als der Familie des erkrankten Kindes sein „tiefstes Mitgefühl, verbunden mit der Hoffnung auf Heilung“ auszudrücken.

Seit nunmehr vier Jahren erforscht eine ExpertInnenkommission die Leukämieerkrankungen, angeblich bisher ohne eindeutige Ergebnisse. Die Bremer Strahlenexpertin Prof. Inge Schmitz-Feuerhake erntete bei der Vorlage ihrer Ergebnisse den versammelten Haß der „scientific community“, weil sie als Quelle für die Leukämieerkrankungen die Niedrigstrahlung der Reaktoren Krümmel und Geesthacht eindeutig benannte. Auch die damalige Landesregierung nutzte das Gutachten von Schmitz-Feuerhake nicht, um die Uralt-Reaktoren, die wie der Tschernobyl-Reaktor nach dem Siedewasserprinzip arbeiten, endlich abzuschalten.

Nun will man endlich tätig werden, wenn auch äußerst „sutsche“, wie die Norddeutschen sagen. Mit der niedersächsischen Landesregierung wurde die Anfertigung einer „retrospektiven Leukämie-Fall-Kontroll-Studie“ vereinbart. Im diesjährigen Landeshaushalt sind dafür bereits 500.000 DM vorgesehen, für 1997 und 1998 wurden insgesamt 1,7 Mio. DM zur Verfügung gestellt. Überdies hat Steenblock die Abteilung Umwelttoxikologie des Umweltministeriums mit einer sofortigen Untersuchung des aktuellen Leukämiefalls beauftragt, ebenso das Gesundheitsamt des Kreises Herzogtum Lauenburg. Erste Ergebnisse erhofft man sich für die nächste Sitzung der Leukämie-Kommission Anfang September.

Bleibt zu hoffen, daß die neue Studie nicht ebenso in den Schubladen des Umweltministeriums verstaubt wie alle bisherigen.

(jm)