Aufgeblättert:

Der jüdische Widerstand in Bialystok

Chaika Grossman berichtet in ihrem Buch „Die Untergrundarmee“ über den Kampf jüdischer Menschen gegen ihre Vernichtung durch die Faschisten. Sie war selbst führend in der linkszionistischen Jugendbewegung und schildert die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen politischen Strömungen innerhalb der jüdischen Bevölkerung. Klar definiert sie den Judenrat als Gegner der Untergrundbewegung, ohne allerdings ein Verdammungsurteil gegen den Judenrat zu sprechen.

Der Untergrundbewegung ist es immerhin gelungen, vor der endgültigen Vernichtung des Ghettos einen Aufstand zu initiieren und durchzuführen, bei freilich nur beschränkter Beteiligung der jüdischen Bevölkerung. Nach der Vernichtung des Ghettos ist es nur sehr wenigen Frauen und Männern gelungen, zu den Partisanen zu fliehen bzw. sich bis zur Befreiung versteckt zu halten.

Dieses Kapitel des Befreiungskampfes hat bisher kaum eine Würdigung gefunden: für die kommunistische Bewegung waren diese Menschen Zionisten (und damit trotz des gemeinsamen Kampfes mit der Roten Armee Gegner), für die deutsche bürgerliche Geschichtsschreibung so etwas wie Terroristen. Grossmanns Autobiographie belegt auch die Argumente, weshalb gerade in Polen eine sozialistisch-zionistische Organisation entstehen konnte, vielleicht mußte, wenn sie schildert, daß die polnische Heimatarmee die deutschen Okkupanten weniger als die jüdische Bevölkerung bekämpft hat.

(hap)

Chaika Grossmann: „Die Untergrundarmee“: Mit e. Vorwort von Ingrid Strobl. Frankfurt/M. 1993: Fischer-Taschenbuch 11598, 19,90 DM