Arbeitskampf der Docker in Liverpool

Internationale Solidarität zeigt Wirkung.

Seit dem 28.9.1995 befinden sich 500 Hafenarbeiter von der Mersey Docks & Harbour Company (MDHC) im Streik, um die Weiterbeschäftigung zu den bisherigen Bedingungen zu erzwingen. Die Kapitalisten setzen Streikbrecher ein, versuchen zu spalten und bestechen.

Auch in Liverpool hat sich in den letzten Jahrzehnten viel verändert. Docks wurden aufgegeben, Hafenbecken zugeschüttet und das ganze Transportwesen durchrationalisiert. Vor dreißig Jahren arbeiteten hier noch 25.000 Kollegen (Docker). Heute sind es nur noch 500. 1967 wurde der Tagelohn abgeschafft, d.h. die registrierten Docker erhielten durch das Hafenregister jederzeit Arbeit und Lohn. 1989 hat die englische Regierung unter M. Thatcher die Abschaffung des Hafenregisters durchgesetzt. Damit konnte das Prinzip des Tagelohns wieder eingeführt werden: Arbeit und Geld gibt es nur, wenn ein Schiff da ist. Die Streiks gegen die Abschaffung des Registers führten zu einer schweren Niederlage der Gewerkschaft und der Docker, nur in Liverpool konnten die Hafenarbeiter ihr festes Arbeitsverhältnis und ihre gewerkschaftliche Interessenvertretung verteidigen.

Doch die MDHC und ihre Tochterfirmen ließen nicht locker. Mit Druck und Arbeitszeitveränderungen wollten die Kapitalisten die Docker in die freiwillige Kündigung treiben. Im Sommer 1995 kündigten sie die Entlassung von Kollegen an. Zwanzig der achtzig Torside-Docker müßten gehen, könnten sich aber um die freiwerdenden Stellen als Teilzeit-Tagelöhner wieder bewerben. Die Belegschaft stimmte daraufhin für Streik. Das Management stellte darauf den Plan zurück. Im September 1995 erhielten zwanzig Kollegen die Anweisung, nach Schichtende weiterzuarbeiten, mit dem Hinweis, daß die bisherige Überstundenregelung nicht mehr gültig sei, also kein Überstundengeld mehr gezahlt wird. Die Docker verließen daraufhin das Schiff und versammelten sich in der Kantine um zu verhandeln. Darauf wurden von den Vorarbeitern fünf Kollegen fristlos entlassen. Als die anderen Kollegen protestierten, wurden sie ebenfalls fristlos entlassen. Seitdem streiken alle Kollegen in Liverpool.

Da nach der antigewerkschaftlichen Rechtsprechung die Solidaritätsaktionen der Docker illegal sind, waren die fristlosen Entlassungen sogar rechtmäßig. Noch am gleichen Tag der Kündigungen wurden Kuriere losgeschickt die den Dockern Verträge anboten, wo Lohnkürzungen und Gewerkschaftsverbot akzeptiert werden sollten. Kein einziger hat unterschrieben! Daraufhin wurden von der MDHC, Hauptaktionär ist die britische Regierung (!), Streikbrecher der südenglischen Firma Drake International verpfichtet. Hier handelt es sich nicht um Arbeiter, sondern um ehemalige Soldaten, also Söldner, die auch schon mal Streikposten zusammenschlagen.

Aufgrund der Antigewerkschaftsgesetze sind die Hafenarbeiter im Ausland besser in der Lage, die Kollegen in Liverpool zu unterstützen. Die Liverpooler schickten deshalb Streikposten in zahlreiche Häfen der Welt. In Portugal z.B. verhängten die Docker Mitte April 1996 ein Embargo über alle Schiffe von und nach Liverpool. Diesen Boykottmaßnahmen haben sich Docker in über 80 Ländern angeschlossen. Der Kampf zeigt Wirkung. Die Aktien der MDHC sind gefallen. Die Geschäftsleitung bot den Dockern 20.000 DM pro Person an, wenn sie ihre Kampagne einstellen. Anfang April erhöhten sie die Prämie auf 50.000 DM. Doch die Docker lehnen ab. Larry Eddy: „Die versuchen, hier die letzte Bastion der Gewerkschaften zu knacken. Aber wir geben nicht auf, eher macht der Hafen zu“.

Am 19.8., 19.30 Uhr, findet eine Solidaritätsveranstaltung im Legienhof (Legienstr. 22) mit zwei Kollegen aus Liverpool statt. Ganz dringend sind die Kollegen auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen!

(hg)