Kommentar

VERBOTEN: Hochzeitsfeier, Theateraufführung, Fußballturnier

Das bundesdeutsche Staatswesen entwickelt im Kampf gegen alles Kurdische Tendenzen zum totalitären Machtwahn.

Wir haben in den „Lokalberichten“ schon verschiedentlich über die Repression bundesdeutscher Behörden gegen die kurdische Bevölkerungsminderheit berichtet. Als Auswirkung dessen weiß man derzeit nicht, ob man mehr verblüfft oder schockiert sein soll, daß der bodenlose Gleichmut der bundesdeutschen Öffentlichkeit gegenüber den ständigen Massakern des türkischen Staates gegen die kurdische Bevölkerung sich immer noch weiter steigern läßt.

Selbst maßvolle Hinweise der kurdischen Befreiungsbewegung, daß für das Leben deutscher Touristen in der Türkei angesichts des sich ausweitenden Kriegsgeschehens (trotz des seitens der PKK verkündeten einseitigen Waffenstillstands, an den sich die Türkische Republik jedoch nicht hält) nicht garantiert werden könne, haben daran nichts ändern können. Deutsche Touristen haben in diesem Sommer wieder einmal, und mehr als zuvor, die Kassen gefüllt, aus denen Folterwerkzeuge und Kugeln gegen das kurdische Leben finanziert werden.

Auch der Hungerstreik in den türkischen Gefängnissen tat dem Halbpensionshunger wohl keinen Abbruch. Kein Wunder, denn die deutsche Führung erbringt in Vorbildfunktion und beispielloser, brutaler Starrheit weiter die wichtigste Unterstützung für das alltägliche Morden, indem sie die Türkische Republik in fast jeder Hinsicht unterstützt. Das alles, obwohl die kurdische Befreiungsbewegung mittlerweile längst fast überall sonst anerkannt ist. So tagte das seit einem Jahr bestehende Kurdische Exilparlament jüngst auf Einladung des Italienischen Parlamentes in Rom. In etlichen europäischen Staaten gibt es mittlerweile offizielle kurdische Vertretungen und und und.

Aber die Bundesregierung bleibt auf dem Standpunkt: „Alles Terroristen!“ Und je absurder diese These natürlich mit dem Erstarken der kurdischen Bewegung werden muß, desto mehr muß der Mangel an Wahrhaftigkeit durch einen Zuschuß an stumpfer Brutalität auch innenpolitisch ausgeglichen werden. Dabei werden Grenzen zu totalitärer Politik überschritten. Aber die bundesdeutsche Öffentlichkeit, und mit ihr auch ein großer Teil sozialdemokratischer und grüner Parlamentarier/Amtsträger etc., schweigt. Wieder einmal.

Nur wenige Beispiele: Nun schon mehrfach wurden u.a. in Köln am Hauptbahnhof hunderte von einfach nur ausländisch aussehenden Menschen festgenommen, mit Plastikfesseln auf dem Boden liegend, um eine vermutete friedliche Solidaritätsbekundung gegen die Massakerpolitik der Türkischen Republik präventiv zu verhindern. In Frankfurt wurde vor einigen Wochen die Aufführung eines Theaterstücks durch eine russisch-kurdische Gruppe, die auf Europa-Tournee war, verboten. Im südlichen Niedersachsen fiel wenige Tage später eine kurdische Hochzeitsfeier unter ein Verbot - wegen des Verdachts der „verdeckten Werbung“ für die PKK. Mit derselben Begründung wurde Ende Juli nun in München ein europaweites Fußballturnier kurdischer Mannschaften untersagt. Seit einigen Wochen kann der kurdische Fernsehsender MED-TV nicht mehr senden, weil die Europäische Satellitenkooperation dies, wohl nicht zuletzt auf Druck der BRD, nicht mehr zuläßt.

Daß all diese Veranstaltungen tatsächlich in gewisser Weise für die kurdische Befreiung werben - mag das eventuell daran liegen, daß unter den kurdischen Menschen hier die Gewißheit und Einigkeit groß ist, daß es wirklich nicht mehr anders geht?! Wann wird die Bundesregierung und die feige schweigende Öffentlichkeit, die sich mit Schutzgeldstories und anderen antikurdischen Verleumdungen jeder Art noch zum Adjutanten der totalitären Politiktendenz macht, endlich einsehen, daß man - statt gegen den PKK-Vorsitzenden Öcalan zu hetzen (was unter dem Eindruck der massiven Pressegleichschaltung sogar einigen linken Gruppen und Medien entfährt) - vielleicht ja nicht immer - wie schon bei Mandela, Arafat etc. - der letzte sein muß, der die Repräsentanten einer mächtigen Befreiungsbewegung respektvoll behandelt und die Rechte des unterdrückten Volkes anerkennt.

(Kurdistan-AG Kiel)