Glosse:

Zusammenlegung jetzt!

Wir alle müssen sparen, auch die neue Landesregierung. Im rosa-grünen Ämterschacher ist dabei nun das Ministerium der scheidenden Marianne Tidick auf der Strecke des Sparschweinsgallopps geblieben. Kultur hat ihre Schuldigkeit getan, Kultur kann gehen - bzw. sie wird eingemeindet in eins der beiden „Superministerien“.

Lang und mühsam war der Streit, wer die Planstelle kriegt - denn keine(r) wollte sie haben. Der Mann fürs Innere wollte das abzuwickelnde Ministerium nicht, dabei hätte er‘s doch gut gebrauchen können, um seinen Mannen, jenem „unappetitlichen Pack“ (Manfred Kanther) in grüner Uniform, die neulich zusammen mit Kollegen aus anderen Bundesländern in Gorleben eine Performance gaben, Streitkultur beizubringen. Die Böhrk, die mit den widerspenstigen LehrerInnen sowieso genug Ärger hat, wollte es auch nicht. „Mit Händen und Füßen“, heißt es, habe sie sich „bis zuletzt“ dagegen gewehrt. Gekriegt hat sie‘s trotzdem, zähneknirschend der von Rosa & Grün gerade wiedergewählten Froschkönigin folgend.

Warum nur wollte niemand das Ministerium haben? Weiland Engholm hatte es doch zur persönlichen Chefsache gemacht, als bei den schwierigen Regierungsgeschäften Jazz hörender Feingeist, die Füße für den langen Marsch durch den Barschelsumpf in italienisches Kunstleder gekleidet und am toscana-fraktionierten Rotwein nippend. Schluß war damals mit Bendixens Einheitsbrei aus Schule, Wissenschaft, Forschung und Kunst, den wir nun als Böhrksches Labskaus wieder aufgetischt bekommen. Doch die Zeiten eines Kunstliebhabers auf dem Landesthron sind wohl schon seit dem „Großen Fritz“ vorbei. Björn der Erste war offenbar schon zu seinen großen Zeiten vorzeitiges Relikt.

Das Volk jedenfalls, das die direkte Demokratie abseits von „Denkfabriken“ heuer per TED von RTL Nord Live (auch so ein Hort der „Kultur“) ausübt und das ausgestattet ist mit jenem untrüglichen „gesunden Menschenverstand“, dem Kunst so gern widerspricht, ist auf der Seite der Ministerpräsidentin, die die Wirtschaft so heiß und innig liebt wie ihr Vorgänger einst den coolen Bebop. Nur 32,6% der Bürger mit heißem Draht (Entschuldigung: Es muß „Hotline“ heißen!) zu RTL wollten das Kulturministerium behalten, 67,4% konnten gut drauf verzichten. Denn sie wissen, „Dichter und Denker“ sind kein Standortvorteil.

(jm)