BHJ-“Führer“ kandidierte bei Uni-Wahlen

Bei den letzten beiden Wahlen zum Studierendenparlament der Uni Kiel kandidierte u.a. auch der Jura-Student Rüdiger Dorff für den RCDS. Rüdiger Dorff ist Vorsitzender des „Bundes Heimattreuer Jugend - der Freibund e.V.“ (BHJ), der ältesten und größten rechtsextremen Jugendorganisation der Bundesrepublik neben der inzwischen verbotenen paramilitärischen „Wiking-Jugend“ (WJ). In den 70er Jahren entwickelten einige Mitglieder terroristische Aktivitäten. Schwerpunkt des BHJ ist die Durchführung von Pfingstlagern, bei denen rechtsextreme Führungspersonen auftreten. Aus dem BHJ sind einige neonazistische Kader hervorgegangen. Die Organisation hat enge Verbindungen zu anderen rechtsextremistischen Gruppen wie der NPD und der „Deutschen Kulturgemeinschaft“(l). Der „BHJ - Freibund e.V.“ wirbt u.a. in der rechtsextremen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ um Mitglieder.(2)

Der „BHJ - der Freibund e.V.“ steht außerdem in Verbindung mit dem „Witikobund“. Auf einer Jugendtagung des Witikobundes Anfang 1995 hielt Rüdiger Dorff einen Vortrag. In diesem definierte Dorff nach dem „Witiko Brief“, der Zeitschrift des „Witikobundes“, „als vorrangige Aufgabe der heutigen Jugendbewegung die Heranbildung von Persönlichkeiten mit klarer Wertvorstellung; mit dem Herauswachsen aus dem Jugendbund müßten sie zu tragenden Säulen des Volkes werden“(3). Die politischen Ziele des „Witikobundes“ werden z.B. in der Äußerung des Historikers und Witikonen Hellmut Diwald deutlich. Er ist der Meinung, „daß ... unsere Ostgebiete seit vielen Jahrhunderten deutsches Land, deutsche Heimat sind. Das läßt sich durch kein Vertragswerk ändern“(4). Der „Witikobund“ hat wesentlichen Einfluß auf die „Sudetendeutsche Landsmannschaft“ und auf die Dachorganisation „Bund der Vertriebenen“. Er hat Verbindungen zu dem sog. „Schutzbund für das deutsche Volk“, der wissenschaftlich verbrämte Hetze gegen AusländerInnen betreibt, und zur NPD.(5) Beim „Junge Witikonen-Jahrestreffen“ 1995 schmetterten die alten Herren mit Gästen des „BHJ - der Freibund e.V.“ völkisches Liedgut.(6)

Der Kieler RCDS ist bereits durch einige Ausfälle nach rechts-außen in Erscheinung getreten: In der Debatte um den 50. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, dem 8. Mai 1995, stellte sich der RCDS hinter den geschichtsfälschenden Aufruf „Gegen das Vergessen“, in dem der Völkermord der Nazis bagatellisiert wurde, indem die Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten gegenüber dem industriellen Völkermord an den Juden und Jüdinnen als eigentlicher Inhalt des Gedenktags propagiert wurde.(7) Im diesjährigen Uni-Wahlkampf sah der Kieler RCDS überall „Linksextremisten“ und warf sogar dem Kieler AStA-Vorsitzenden Nähe zur „KPD“ vor. Unserer Ansicht nach ist die zweimalige Kandidatur des BHJ-Führers auf der RCDS-Wahlliste in diesem Rechtsruck des RCDS begründet und kann nicht isoliert davon gesehen werden. Angesichts dieser Entwicklung ist das gute Abschneiden des RCDS(8) bei den Uni-Wahlen bedenklich. (Pressemitteilung des Antifaschistischen Uni-Plenums Kiel, 25.6.96)
 

Anmerkungen:

(1) vgl. Antifa-Reader, Elefanten Press, Berlin 1996, S. 58f.

(2) siehe u.a. in „Junge Freiheit“ Nr.12/1993.

(3) vgl. „Witiko-Brief“ („Mitteilungsblatt der nationalen sudetendeutschen Gesinnungsgemeinschaft“), 1/95, S. 3.

(4) Vorwort von Hellmut Diwald, in: Dietmar Munier (Hrsg.), „Das letzte Dorf“.

(5) vgl. „Drahtzieher im braunen Netz - Ein aktueller Uberblick über den Neonazi-Untergrund in Deutschland und
Österreich“, Konkret Literaturverlag, Hamburg 1996, S. 236ff.

(6) Bei der offen rechtsextremen Burschenschaft „Danubia“ sangen die TeilnehmerInnen der „Jugendtagung“ zusammen das Lied: „Nichts kann uns rauben Liebe und Glauben zu unserem Land ...“ - vgl. „Witiko-Brief“ 1/95, S. 3.

(7) Der RCDS verteilte in den Mensen der Kieler Universität ein Flugblatt mit dem Text des „Aufruf gegen das Vergessen“.

(8) RCDS-Ergebnisse: 1995: 12,2% (2 Sitze), 20.6.1996: 18,0% (4 Sitze von 21). Der RCDS ist damit zweitstärkste Liste geworden.