Bunker „Kilian“:

Nun doch der Abriß?

Die Zeichen für die (noch) denkmalgeschützte Bunkerruine „Kilian“ stehen schlecht. Die Kieler Ratsversammlung hatte bereits im letzten Jahr beschlossen, beim Land eine Genehmigung für den Abriß des Bunkers zugunsten des Ausbaus des Ostuferhafens zu beantragen. Die Landesregierung, namentlich ihre Chefin Heide Simonis, hatte jedoch signalisiert, daß sie den Bunker erhalten wolle. Nun aber scheint eine Kurswende eingetreten. Auf der Jahrespressekonferenz der Landesregierung letzte Woche äußerte Simonis, daß „Kilian“ weichen müsse, wenn nachzuweisen wäre, daß die Hafenerweiterung auf dem Gelände des Bunkers tatsächlich die angekündigten 500 Arbeitsplätze schaffen würde. Wenn auch so vorsichtig formuliert, so ließ Simonis doch durchblicken, daß sie an die 500 neuen Arbeitsplätze glaube.
 

Lutz Oschmann, stellvertretender Vorsitzender der grünen Ratsfraktion, bezeichnete Simonis‘ Arbeitsplatzvision als „völlig unrealistisch und durch nichts erwiesen“ und unterfütterte dies mit Zahlen. Nach Oschmanns Berechnungen ergeben sich bei dem zusätzlichen Umschlag von 2 Mio. Tonnen im neuen Ostuferhafen höchstens 200-250 Arbeitsplätze. Im März 1994 habe es 290 Arbeitsplätze im Ostuferhafen gegeben, zwei Jahre später seien es 371, also ein Plus von 81 gewesen. Der Umschlag sei im gleichen Zeitraum um 900.000 Tonnen gestiegen. Somit ergäben sich pro 100.000 Tonnen ca. 9 neue Arbeitsplätze, macht bei 2 Mio. zusätzlichen Tonnen 180 Arbeitsplätze. Rechne man Degressions- und Rationalisierungseffekte sowie neue Kommunikationsarbeitsplätze und ca. 30% mit dem Hafen in Verbindung stehende neue Arbeitsplätze auf dem Ostufer gegen, seien insgesamt 200-250 neue Arbeitsplätze durch die Erweiterung des Ostuferhafens realistisch.

Hinzu kommt, wie Oschmann weiter vorrechnete, daß die angestrebten zusätzlichen 2 Mio. Tonnen Umschlag pro Jahr auch mit der von den Bündnisgrünen vorgeschlagenen Kompromißlösung zum Hafenausbau (65.000 statt 115.000 qm bei Erhaltung des „Kilian“) erzielbar sind. Entscheidend hierfür sei die Umschlagszeit. Die Verweildauer von Containern (durchschnittlich 3 Tage) sei im Vergleich zum Lübecker Hafen (maximal 1 Tag) und zum neuen 3. Fährterminal (1 Tag bei einem Jahresumschlag von 1,4 Mio. Tonnen auf 30.000 qm) extrem hoch. Dem könne durch besseres Flächenmanagement und Logistik abgeholfen werden. Zudem betrügen die Investitionskosten der grünen „Kompromißlösung“ lediglich 70% der Kosten für die geplante „große Lösung“, die den teuren Abriß des „Kilian“ erfordert. Oschmann weiter: „Ich bin verwundert, daß die große Lösung bei Ministerpräsidentin Simonis immer noch im Gespräch ist, obwohl ihr Kabinett andererseits bei der EU-Kommission Fördermittel in Höhe von 20 Mio. DM für den ’behutsamen Ausbau des Ostuferhafens bei Erhalt der Bunkerruinen’ beantragt hat.“.

Der „Mahnmal Kilian e.V.“ wird indessen nicht müde, für den Erhalt des Denkmals zu werben. Am 16.2., 11.30 Uhr wird im Schloß eine Ausstellung (bis 31.3.) eröffnet, die mit umfangreichem Bild- und Textmaterial die Bedeutung des Bunkers als antifaschistisches und antimilitaristisches Mahnmal unterstreicht. Zur Ausstellung erscheint ein ca. 300 S. starker Katalog mit zahlreichen Abbildungen und Hintergrundinformationen zur Geschichte des Bunkers und zu Konzepten seiner zukünftigen Nutzung als Mahn- und internationale Begegnungsstätte.  (jm)