Hochschulgruppen und Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein distanzieren sich von CDU-Studierendengruppe
Um die Kieler CDU-Studierendengruppe RCDS (Ring Christlich Demokratischer Studenten) ist eine heftige Auseinandersetzung entbrannt (LinX berichtete). In einem gemeinsamen Flugblatt haben sich letzte Woche der Landesverband Bündnis 90/Die Grünen, diverse Hochschulgruppen und die Evangelische StudentInnengemeinde gegen „Rechtsextremismus an der Uni“ gewandt.
Dabei geht es insbesondere um den stellvertretenden Landesvorsitzenden des RCDS, Rüdiger Dorff, der zugleich „Bundesführer“ der rechtsextremen Jugendorganisation „Bund Heimattreuer Jugend - der Freibund e.V.“ ist. Zu den Aktivitäten des „Freibunds“ gehört die Teilnahme an „Singewettstreiten“, wobei (wie Dorff gegenüber Mitgliedern der Grünen HSG offen zugab) auch „Wenn alle untreu werden“, das Treuelied der SS-Rekruten, zum Repertoire zählt. Zudem finden sich Anzeigen des Freibunds in der rechtsextremen Zeitung „Junge Freiheit“.
Neben Dorff finden sich weitere Personen aus dem extrem rechten Umfeld im Kieler RCDS, neben Burschenschaftern auch einige Mitglieder der „Deutschen Hochschulgilde Theodor Storm zu Kiel“. Diese völkisch-nationalistische Verbindung ist in der „Deutschen Gildenschaft“ (DG) organisiert. Die DG gilt unter den studentischen Verbindungen als elitäre Kleinstgemeinschaft, und ihre Mitglieder nehmen Führungsaufgaben in der Sudetendeutschen Landsmannschaft und dem Witikobund wahr. Maßgeblichen Einfluß hat die DG auf die „neu“-rechten Zeitschriften „Criticon“ und „Junge Freiheit“. Dieter Stein, Chefredakteur der „Jungen Freiheit“, stammt aus der DG-Verbindung „Deutsche Hochschulgilde Balmung zu Freiburg“.
Die Kieler Gildenschaft verbreitete am 13.2. ein Flugblatt, in dem das Bombardement Dresdens 1945 in der Weise thematisiert wird, daß der „deutschen Opfer” des „systematischen Massenmords aus der Luft” gedacht wird. In offen betriebenem Geschichtsrevisionismus bleiben die deutsche Kriegsschuld, der Holocaust und die mörderische Kriegsführung der Wehrmacht ohne jede Erwähnung. In Form von NSDAP-Kriegsberichterstattung wird reißerisch das Schicksal der „hilflosen deutschen Frauen, Kinder, Alten und Verwundeten”, die „aus Schlesien und anderen Teilen Ostdeutschlands” nach Dresden geflohen waren, geschildert und die alliierten Bomberpiloten als blindwütige Mörderbanden, die „auf alles feuerten, was sich noch bewegte” diffamiert.
Aber auch der Kieler RCDS scheut nicht davor zurück, eindeutig rechtsextreme Positionen zu verbreiten, und führte im Wintersemester 1996/97 drei Veranstaltungen mit ReferentInnen bzw. Themen der extremen Rechten durch. So fand im November ein Vortrag des Freibund-Führers und RCDS-Landesvizes Rüdiger Dorff zum Thema „Bündische Jugend“ statt. Das RCDS-Büro wurde vor dem Vortrag von ca. 60 AntifaschistInnen blockiert. Die Polizei löste diese Blockade unter Einsatz von Hunden auf. Gegen zwei Mitglieder des Kieler AStA, die sich an dem Abend vor dem Büro aufhielten, aber nicht blockierten, hat der RCDS offenbar Strafanzeigen gestellt. Die Beklagten haben am 15.2. polizeiliche Vorladungen „wegen Verdachts der Nötigung“ erhalten. Die nächste rechts-außen Veranstaltung führte der RCDS mit dem Titel „Wer sind die 89er?“ am 14.1. durch. In der Einladung des RCDS werden u.a. der „Junge Freiheit“-Autor Roland Bubik und der Referent der „JF-Sommeruniversität 1995“, Haimo Schwilk, zitiert.
Für öffentlichen Protest sorgte die Einladung des sächsischen
Stasi-Beauftragten Sigmar Faust am 21.1. in das Audimax der Kieler Universität.
Der AStA, die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Ursula
Kähler, und das Antifa-Uni-Plenum forderten das Rektorat der Uni Kiel
auf, wegen Kontakten Fausts in die rechtsextreme Szene und der Unterstützung
einer KZ-Aufseherin als „SED-Opfer“, für diesen Vortrag keine Räumlickeiten
zur Verfügung zu stellen. Das Rektorat sah jedoch „keinen Anlaß
für Verfassungsfeindlichkeit im Sinne eines Rechtsextremismus“ und
damit keinen Grund, die Raumvergabe an den RCDS zurückzuziehen. Am
Tage des Vortrags tauchten in den „Kieler Nachrichten“ und an der Universität
Absagen auf, die sich allerdings als Fälschungen bzw. Falschmeldungen
herausstellten. Am Abend der Veranstaltung (LinX berichtete) verweigerte
eine Ordnergruppe des RCDS dann 20 Interessierten, darunter auch Mitgliedern
des Kieler AStA, den Einlaß zu dem Faust-Vortrag. Zu Auseinandersetzungen
kam es dabei nicht. (Antifa-Uniplenum)