Wie woll’n den Schiet nich hem, nich hier un og nich annerswo!

Aus einer Anzeige der Bäuerlichen Notgemeinschaft in der Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 15.2., mit der sie den niedersächsischen Landwirtschaftsminister auffordert, sich an den Protesten im Wendland zu beteiligen:

„Weshalb wehren wir uns so hartnäckig? Das Wendland ist Bauernland, unserer Hände Arbeit auf den Feldern und im Stall schafft unsere Existenzgrundlagen. Unser Land im Wendland ist unser Kapital, das wir verteidigen gegen die Invasoren mit ihrem strahlenden Giftmüll.

Für eine Pilotkonditionierungsanlage gibt es bereits jetzt vor der Fertigstellung Pläne zum Umbau, um noch mehr strahlenden Müll in Gorleben verarbeiten und lagern zu können. Auch ohne Störfall wird der „Normalbetrieb“ Tod und Siechtum aus dem Schornstein über unser Wendland verbreiten. Der schleichende Tod hält Einzug, wir können mit unseren Feldern nicht wegziehen, unseren Boden kann man nicht evakuieren. Wir Landwirte in Lüchow-Dannenberg werden die ersten Opfer sein. Wir sind genug gegeißelt mit Schweinepest und BSE, unsere bäuerliche Existenz ist bedroht, und wenn unser Boden erstmal atomar verseucht ist, ob durch Störfall oder schleichend, ist dann ganz egal, kommt nicht nur das große Höfesterben, sondern auch der Leukämietod für unsere Kinder und Enkel.

Wir haben alles zu verlieren, deshalb werden wir unser Land gegen die Besatzungsmacht verteidigen, die Anfang März mit ihren Truppen wieder den Tod im Gepäck zu uns nach Gorleben bringen will. Auch zwanzigtausend Söldner werden unseren Widerstand nicht brechen können, wir werden immer mehr, denn das Leben ist auf unserer Seite.“

Die Bäuerliche Notgemeinschaft ist ein lockerer Zusammenschluß, in dem sich seit Ende der 70er über 300 Menschen organisiert haben. Bei ihren größeren Aktionen kommen gewöhnlich ca. 200 Traktoren zusammen. Die Notgemeinschaft organisiert nicht nur den gemeinsamen Kampf gegen die Atomanlagen, sondern dient auch der gegenseitigen materiellen Absicherung, da im Zusammenhang mit Widerstandsaktionen schon wiederholt Bauern mit Fahrverboten bestraft wurden. In der Landwirtschaft kann so etwas schnell existenzbedrohend werden. Bei dem 96er Castor-Transport richteten Polizeibeamte an den Fahrzeugen der Bauern Schäden in Höhe von insgesamt 30.000 DM an.

Ein Teil der Notgemeinschaftsbauern ist auch Mitglied im konservativen Landvolkverband. Auch der beginnt langsam aufzuwachen, wie die Sprecherin der Notgemeinschaft, Susanne Kamien, berichtet: Nach dem letzten Transport richtete der Verband eine Anfrage an das Bundesumweltministerium. Ob sie im Falle einer atomaren Verseuchung ihrer Böden Entschädigung bekämen, wollten sie wissen. Von Angela Merkel kam, so Kamien, ein klares „Nein“. (wop)