Türkei: Für eine helle Zukunft

In der Türkei gerät die Regierungskoalition immer mehr unter Druck, nachdem vor einigen Wochen ein Autounfall in Susurluk die Verbindungen höchster Regierungsstellen mit der Mafia offenbart hatte. Ein führendes Mitglied von Cillers konservativer Partei saß dabei in einem Auto mit einem international gesuchten Drogenhändler, den er offensichtlich als Leibwächter eingestellt hatte.

Für die türkische Öffentlichkeit war dies der Tropfen, der das Faß zum überlaufen brachte. Seit Anfang des Monats gibt es in den großen Städten allabendliche Protestaktionen. Unter dem Motto „Für eine helle Zukunft“ wird in vielen Haushalten das Licht für eine gewisse Zeit abgestellt.

Gleichzeitig setzt der türkische Staat die Repression gegen Linke und Demokraten fort. Wie das Internationale Komitee gegen das Verschwinden (ICAD) mitteilt, wurden am 22.2. in verschiedenen Stadtteilen Istanbuls 26 Menschen bei Wohnungsdurchsuchungen von sogenannten „Anti-Terror-Einheiten“ festgenommen. Unter den 26 Schriftstellern, Studenten, Gewerkschaftern und Journalisten befindet sich auch ein zehnjähriges Kind. Es wird damit gerechnet, daß die Verhafteten gefoltert werden. ICAD befürchtet, daß sie in Haft „verschwinden“ könnten.

Auch in Kiel gibt es seit letzter Woche täglich eine Aktion „Für eine helle Zukunft“. Jeweils um 19.45 Uhr trifft man sich auf dem Vinetaplatz und entzündet Kerzen. (wop)

Protestfaxe an die türkische Botschaft: 0228-348877