Die Pressegruppe der BI Lüchow-Dannenberg hat während des CASTOR-Transports die einlaufenden Meldungen zu einer ad-hoc-Chronologie zusammengefaßt und u.a. auch über das Internet verbreitet. Wir geben den Text im Folgenden trotz seiner enormen Länge wieder, da wir meinen, daß er ein einmaliges Dokument ist, das Einblick sowohl in die Vielfältigkeit des Widerstandes gegen den Atommülltransport ins Wendland, als auch in den polizeilichen Terror gibt. Die angegebenen Zahlen der Verletzten und Verhafteten sind vorläufig. Sie sind später zum Teil nach oben korrigiert worden.
Wenn in den Meldungen von Autonomen die Rede ist, muß man wissen, daß die Sprachregelung der Polizei und der Main-Stream-Medien übernommen wurde, die auf eine Spaltung in friedliche Blockierer und „Gewaltbereite“ abzielte. Letztere wurden unter „Autonome“ subsummiert. Die Distanzierungen, die hier und da mitschwingen, sind in der BI durchaus umstritten, wie es auch in der örtlichen Bevölkerung ganz unterschiedliche Reaktionen z.B. auf das Unterhöhlen der Straße gegeben hat.
Zugleich soll nicht verschwiegen werden, daß es auch eine ganze
Reihe Vorkommnisse gegeben hat, bei denen nicht immer klar zu unterscheiden
war, ob es sich um Provokateure oder ziemlich unverantwortliche Atomkraftgegner
handelte. Wiederholt ist es vorgekommen, daß Steine und Mollis aus
den hinteren Reihen geworfen und die eigenen Leute erheblich gefährdet
wurden. Beim 96er Transport waren auf diese Art zwei Atomkraftgegner schwer
verletzt worden, eine Frau hatte einen Schädelbasisbruch erlitten.
Eine rationale Auseinandersetzung mit den Betreffenden über solches
Verhalten war auch in diesem Jahr nicht möglich. (wop)
Montag, 3. März
5.00 Abfahrt des CASTORs
5.30 Ankunft Heilbronn
7.35 Ankunft Würzburg
8.55 Durchfahrt Fulda
9.30 Ankunft Bebra - dort technischer Stopp und Entscheidung über
Strecke
Aktionen: (auszugsweise)
7.15-8.15 200 Leute blockieren Gleise in Lüneburg. Die DB-Hauptstrecke
ist blockiert. Freiwillige Auflösung und Verlagerung in die Innenstadt.
8.00 1.000-2.000 Leute im Kreuzungsbereich Verladekran. Wachsende Zahl.
8.15 200 Leute blockieren B 191 bei Quickborn.
8.40 Zwei Züge werden in Bad Bevensen durch Notbremsung gestoppt.
Strecke für eineinhalb Stunden blockiert.
9.10 Gusborn. Über 20 Meter Blockade durch Baumstämme. DemonstrantInnen
reißen die Straße auf. Pölitz: wiederholte Blockaden.
9.00-9.45 Blockade in Langendorf. Von Polizei geräumt. ZDF-Kameramann
wurde von Polizei so angerempelt, daß er eine Augenverletzung davontrug.
10.00 Pölitz. Versuch der Einkesselung. Aufmarsch von Gefangenenbussen.
Zwölf Leute wurden festgenommen und in die ehemalige Kaserne Tramm
gebracht.
10.10 Kreuzung Quickborn. IDAS-Leute (MotorradfahrerInnen gegen Atomkraft)
werden „brutal geräumt“.
10.45 Meldung aus Darmstadt: Mehrere Hundert Leute auf den Schienen.
Werden zur Zeit geräumt.
11.00 Meldung: In Dünsche sind gegen 9.30 vier Wasserwerfer aufeinandergefahren,
weil der erste Wagen die Abfahrt verpaßt hatte. bei dem Unfall wurden
ein Beamter schwer- und eine Beamtin und fünf Beamte leichtverletzt.
Der Fahrer war zunächst eingeklemmt und mußte aus dem Fahrzeug
befreit werden. Angeblich haben zwei Wasserwerfer Totalschaden.
11.00 Im Bereich Verladekran blockieren ca. 500 Leute die Straße.
10.45 Göttingen. Schienenblockade u.a. durch Heidi Lippmann von
den Grünen.
10.45 Schüler-Demo in Lüchow mit ca. 300 Kindern (ca. 5./6.
Klasse). Polizei geht in voller Montur und äußerst unsanft vor.
11:00 Meldung aus Splietau: Die Stimmung bei der Bauern ist gut. Zur
Zeit halten sich bei den Treckern ca. 200-300 Menschen auf.
11.21 CASTOR-Transport verläßt Bebra mit Ziel Göttingen.
11.40 Transport ca. 10 km vor Eschwege.
12.00 Blockade im Bereich Verladekran, z.Z. ca. 3.000 Teilnehmer.
12.15 Meldung zu den Strecken: die Strecke Quickborn/Dannenberg ist
z.Z. durch die Polizei gesperrt. Die Strecke Gusborn/Quickborn ist durch
Demonstrantinnen gesperrt bzw. upassierbar gemacht.
12:20 Meldung aus Göttingen: Nördlich von Göttingen
(zwischen Göttingen und Bovenden) sitzen ca. 5OO auf dem Feld neben
der Bahnstrecke, südlich von Göttingen ebenfalls „ein paar hundert
Leute“.
12.25 Kreuzung B 191/Langendorf. Räumung einer Blockade von ca.
60 DemonstrantInnen durch die Polizei. Unterstützung durch „sehr viele“
Menschen, die über die Felder kommen.
12.40 Der Transport STEHT!!! Auf der Strecke nördlich von Göttingen
wurde der Transport durch DemonstrantInnen gestoppt.
12.40 KORREKTUR der Polizei: Der durch den Crash der Wasserwerfer verletzte
Beamte wurde NICHT schwerverletzt. (Später heißt es im niedersächsischem
Innenministerium, es habe bei diesem Unfall einen Schwerverletzten gegeben,
die Red.)
12.55 Der Transport steht noch immer. Die Polizei prügelt.
13:00 Der Transport rollt im Schritttempo und mit Spalierbegleitung
weiter.
13.20 Der Transport passiert mit normaler Geschwindigkeit Nordheim.
13.55 Räumung zwischen Seybruch und Verladekran. Ein Augenzeuge:
„brutalste Räumung, mehrere Verletzte, ein Schwerverletzter“. Ein
ZDF-Journalist wurde bei Übergriffen durch Polizeibeamte verletzt,
als er zusammen mit hiesigen Pastoren die Räumungsaktion beobachtete.
Obwohl er sich durch den Ruf „Presse“ als Journalist zu erkennen gab, wurde
er von drei Beamten überwältigt und mit Schlagstöcken verprügelt.
Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer PolizistInnen verteilt Flugblätter
an die Polizei. Text: „Du mußt nicht mitmachen! Ihr seid im Einsatz,
wir setzen uns ein.“
14.03 Transport in Nord-Stemmen mit Richtung Hildesheim.
14.34 Transport in Hildesheim. Fahrtgeschwindigkeit 95 km/h.
14.57 Transport fährt in Richtung Lehrte.
15.06 Die in Pölitz festgenommenen DemonstrantInnen wurden - entgegen
ersten Nachrichten - NICHT dem Haftrichter vorgeführt, sondern auf
freien Fuß gesetzt.
15.06 Transport in Richtung Celle unterwegs.
15.11 Hessischer Einsatzzug mit Räumfahrzeugen versucht, durch
die Sitzblockade am Verladekran B 191 in Richtung Quickborn zu fahren.
Müssen umdrehen.
15.25 Transport: Der Vor-Zug befindet sich zwischen Unterlüß
und Uelzen.
15.30 Stand der Blockaden: Kreuzung Pudripp: ca. 20 Trecker und ca.
200 Personen. Splietau: 80 Trecker und ca. 300 Personen. Die Straße
zwischen Gusborn und Splietau ist durch DemonstrantInnen gesperrt. Bei
Seybruch besteht eine Materialblockade. Beim Verladekran befinden sich
ca. 1.000 Menschen, die dichtgedrängt auf der Straße stehen.
15.35 Pisselberg. 500 Meter vor Pisselberg stoppt die Polizei ein Auto
mit vier Frauen und nimmt sie fest. Vorwurf: Schienenblockade. Mitglieder
eines Straßenchores protestieren. Folge: Zwei Mitglieder des Chores
werden ebenfalls festgenommen. Vorwurf: Gefangenenbefreiung.
15.55 Transport ist in Uelzen
15.56 Polizei droht mit Räumung (Wasserwerfer, berittene Polizei)
für den Teil des Camps Pölitz, der sich vor dem Deich zur Straße
hin befindet, angeblich im Bereich der 50 m-Demoverbotszone (tatsächlich
über 100 m).
16.09 Meldung: Strecke zwischen Prezeetze/Grippel und Gusborn wird
durch die Polizei gesperrt. In Grippel große Ansammlung von Polizei.
16.15 Der Transport steht immer noch in Uelzen.
16.23 Grippel. Bei der Zusammenführung der beiden Straßenstrecken
läßt die Polizei niemanden mehr durch. Selbst Anwälte,
die auf dem Weg zum Camp in Pölitz sind, werden nicht durchgelassen.
16.25 Wendisch Evern. 150 Leute befinden sich auf den Schienen. Es
kommen noch mehr Menschen dazu. Wenig Polizei vor Ort.
16.40 Ca. 2.000 Leute vor dem Kran
16.47 Alle 6 CASTORen in Lüneburg.
16.50 Die BI fordert die Einsatzleitung der Polizei offiziell dazu
auf, die Magdeburger Einsatzkräfte zurückzuziehen. Immer wieder
waren es Magdeburger Beamte, die durch völlig überzogene Reaktionen
aufgefallen sind: Sonntagabend Tränengaseinsatz gegen die Bäuerliche
Notgemeinschaft, Überfall auf einen ZDF-Journalisten (13.55), bei
einer Räumung werden Journalisten nicht zum Ort des Geschehens vorgelassen.
Willkürliche Festnahme von sechs Frauen (15.35), ein Anwalt wird daran
gehindert, zu seinen Mandanten in Pölitz zu fahren.
17.25 Schienenblockade in der Nähe von Dahlenburg. Zwei Menschen
haben einen großen Betonblock auf die Schienen gepackt und sich angekettet.
Die Polizei ist mit schwerem Räumgerät unterwegs.
17.30 Eltern und Kinder auf den Schienen. In Hitzacker befinden sich
ca. 100 Erwachsene mit Kindern auf den Schienen.
17.30 Der Transport steht immer noch in Lüneburg. Dort befinden
sich ca. 200 Leute auf den Schienen. In Wendisch-Evern blockieren 250 Leute
die Schienen.
17.40 Hitzacker. Die Eltern-Kind-Blockade wird von der Polizei geräumt.
17.43 Der Transport verläßt Lüneburg. Fünf Mannschaftshubschrauber
der Polizei starten in Lüneburg.
17.55 Die Blockade in Wendisch-Evern ist geräumt. Der Transport
hat Wendisch-Evern passiert.
17.58 Meldung: Bauernblockade auf der Kreuzung Pudripp (ca. 200 Leute)
soll geräumt werden.
18.05 Der Transport steht in Vastorf. Einschätzung der Polizei:
die Beseitigung der Ankettblockaden dauert ca. 2 Stunden.
18.12 Die Kreuzung Pudripp wird eingekesselt.
18.15 Der Transport hat Bavendorf passiert.
18.25 Hitzacker. Erneut 100 Leute auf den Schienen.
18.30 Ankettaktion in Dumstorf: Polizisten stemmen mit Boschhämmern
den Beton auf, um die beiden angeketteten Menschen von den Schienen zu
bekommen.
18.40 Pudripp. Die Kreuzung Pudripp wurde geräumt. Es gab einen
Verletzten (evtl. Nierenquetschung).
18.55 Quickborn. Straßenblockade mit ca. 200-400 Leuten.
19.00 Zur Zeit bestehen drei Ankettaktionen. Die beiden an den Betonklotz
Angeketteten wurden von der Polizei herausgestemmt/-geflext (?) und festgenommen.
Der Betonklotz wird weiter mit Boschhämmern bearbeitet. Der Transport
steht.
19.10 4.000 Leute am Verladekran.
19.10 Hitzacker. Die Polizei läßt die Leute auf den Schienen
gewähren und zieht Richtung Dannenberg ab.
19.10 Quickborn. Die Straßenblockade an zwei Kreuzungen wird
geräumt, die Menschen weichen in den Wald aus. Die Polizei versucht
zu kesseln.
19.30 DER TRANSPORT STEHT NOCH IMMER!
19.40 Splietau. Die Treckerblockade besteht immer noch! Zur Zeit befinden
sich dort 600-800 Menschen. Gerüchte einer Räumung noch vor Eintritt
der Dunkelheit haben sich als unbegründet erwiesen. Die Polizei wird
offenbar an anderer Stelle gebraucht.
19.55 Dahlenburg. Zur Abwechslung beginnt diesmal die Polizei, die
Bahngleise zu unterhöhlen, um einen Betonklotz aus dem Schienenbett
zu hebeln. Einschätzung der Polizei: Es wird mindestens noch eine
Stunde dauern, bis die Behinderungen beseitigt sind.
20.00 Bericht der Anwälte: Den ganzen Tag über wurden Anwälte
von der Polizei daran gehindert, zu ihren verhafteten Mandanten in der
Kaserne Neu-Tramm zu kommen. Die Anwälte haben massiv gegen das Verhalten
der Polizei protestiert.
20.30 Bahnhof Dahlenburg. Die Polizei hat massive Probleme, den Betonklotz
von den Schienen zu beseitigen. Ein Augenzeuge: „Schwerstarbeit“.
20.40 Bahnhof Dahlenburg. Die Polizei hat die Demonstranten losgeschnitten.
Ein Bautrupp beginnt, die Strecke zu reparieren. Einschätzung: mindestens
noch eine halbe Stunde.
20.55 Der Transport steht noch immer vor Dumstorf. Noch immer ist ein
Demonstrant mit einer Hand tief unter dem Schotterbett im Beton angekettet.
Einschätzung: es dauert noch etwa eine Stunde. Die „befreite“ Demonstrantin
hat sich bei der Polizei ausdrücklich für die „gute Behandlung“
bedankt.
21.40 Die Angeketteten sind von den Gleisen losgeschnitten. Die Gleise
werden repariert. Bericht einer Anwältin: die Polizei richtet feste
Kontrollstellen in Grippel und Gorleben ein. Dort wird Nichtansässigen
die Weiterfahrt verwehrt. Zum Teil wurden Menschen ohne Begründung
in Gewahrsam genommen und „verbracht“. Im Moment weiß niemand, wohin.
Es gibt für diese Maßnahmen KEINE Rechtsgrundlage!
22.02 Dumstorf. Der Transport bewegt sich langsam weiter.
22.15 Bahnhof Göhrde. 20 Leute haben sich auf den Gleisen festgekettet.
22.30 Pommoisel. Auf den Gleisen haben sich zwei Menschen festgekettet.
Ein Rohr wurde unter den Schienen durchgeführt. Die beiden Demonstranten
haben sich in diesem Rohr aneinandergekettet.
22.53 Transport 500 m vor Bahnhof Göhrde.
22.54 Zwei Festnahmen am Bahndamm in Höhe der Esso-Tankstelle/Dannenberg.
23.17 Transport durchfährt Pommoisel.
23.30 Transport durchfährt Leitstade.
23.35 Blockade in Harlingen ist geräumt - bis auf die Angeketteten.
00.05 Aufmarsch von mehreren Wasserwerfern am Bahnübergang Dannenberg/Esso-Tankstelle.
Mehrere Steinewerfer attackieren Polizeifahrzeuge. Sie werden von der Info-Wiese
über Lautsprecherwagen wiederholt aufgefordert, die Attacken einzustellen.
00.15 Pussade/Harlingen. Noch immer sind vier Menschen an den Gleisen
festgekettet. Die Polizei muß Spezialwerkzeug herbeischaffen.
00.25 Dannenberg/Esso-Tankstelle. 30 Leute sind am Bahnübergang
von der Polizei eingeschlossen. Es wird verhandelt.
00.35 Pussade/Harlingen. Die Angeketteten wurden abgeflext, der Transport
fährt weiter.
1.00 Transport passiert Hitzacker.
1.17 Transport erreicht Dannenberg - mit acht Stunden Verspätung.
Dienstag, 4. März
8.30 Verladekran/Dannenberg. Der Verladevorgang hat noch nicht begonnen.
Zur Zeit wird noch rangiert. KRÖHNERT KOMMT. Reiner Kröhnert
hat sich angekündigt und wird heute um 20.00 Uhr eine Kabarett-Abend
im Camp Pölitz geben.
8.45 Meldung: Die Nordroute über Quickborn/Langendorf ist auf
der Strecke vom Abzweig B 191/Quickborn bis Kacherien beinahe lückenlos
durch Polizeifahrzeuge gesichert (alle 20 m ein Fahrzeug). Vermutung, daß
sich die Polizei auf die Nord-Route festlegen wird.
9.30 Pudripp. Zivilbeamter bedroht Frau mit Pistole. Ein Zivilfahrzeug
der Polizei ist in eine Sitzblockade mt ca. 30 Menschen hineingefahren.
Dabei ist eine Frau mit einem Stuhl umgestürzt. Als Umstehende den
Fahrer dazu auffordern, seinen Ausweis zu zeigen, zieht dieser eine Pistole.
Die Frau wird Anzeige erstatten.
9.40 Der erste CASTOR ist umgeladen. Dauer des Vorgangs: ca. eine Stunde.
9.55 Eine Hundertschaft fährt nach Pudripp. Eine angebliche Räumung
wurde nicht bestätigt. Bericht von ParaMedics (Sanitäter aus
Hamburg, die seit Freitag mit drei Rettungsfahrzeugen vor Ort sind): Quickborn:
ein mittelschwer Verletzter mit Thorax-Prellung, ein Schwerverletzter mit
Verdacht auf Halswirbelfraktur. Beide befinden sich im Krankenhaus. Neetzendorf:
eine Leichtverletzung durch Handabschnüren durch Plastikhandschellen
der Polizei. Alter: 55 Jahre. Dahlenburg: die beiden Angeketteten wurden
auf Unterkühlung behandelt. (Dieser Bericht stammt nur von einer Gruppe
von Sanitätern). Bericht eines Einwohners aus Seybruch: Am Abend des
3.3. wurde Christian Nelius von der Polizei daran gehindert, sein Haus
zu verlassen. Die Polizei gab für diese Maßnahme keine Begründung.
Christian Nelius wird gegen diesen Vorfall juristisch vorgehen - er ist
bereit, seine Erlebnisse auch der Presseöffentlichkeit mitzuteilen.
11.10 Der dritte CASTOR wurde verladen. Ermittlungsausschuß:
Zusammenfassung von Montag, 3. März: Insgesamt 82 Ingewahrsamnahmen.
43mal der Vorwurf „Eingriff in den Schienenverkehr“, d.h. Sitz- oder Stehblockaden,
Ankett- und Einbetonieraktionen. Vereinzelt Schotterwühlen und Holzbarrikaden.
Neunmal (nach PKW-Durchsuchungen) wegen Besitzes von Seilen, Silvesterknallern
und Leuchtspurmunition. Siebenmal wegen Landfriedensbruch, Verstoß
gegen Versammlungsgesetz. 23 mal konnte die Polizei keine Gründe für
die Festnahme angeben bzw. wurde der Vorwurf fallengelassen. Insgesamt:
Massive Medienbehinderung, unverhältnismäßige Einsätze
hauptsächlich durch Magdeburger Einheiten. Behinderung durch Anwälte
in Neu Tramm. (Ehemalige Kaserne, zu der die Festgenommenen gebracht wurden,
die Red.)
11.30 Bericht eines Journalisten aus Seybruch: Ein Landwirt aus Seybruch
ist mit geöffnetem Güllefaß an den am Straßenrand
abgestellten Polizeifahrzeugen vorbeigefahren. Nicht nur ihm stinkt es.
Abschluß-Fete: Alle beteiligten Gruppen planen für Mittwoch
(„nach Schicht“) eine große Abschlußfete.
11.50 Circle-Singing. 1.000 Menschen sind von Quickborn nach Langendorf
unterwegs, um an einem Circle-Singing teilzunehmen. Die Veranstaltung ist
offiziell angemeldet und befindet sich außerhalb der Verbotszone.
Eine Kontrollstelle des Landkreises verwehrt z.Z. Durchgang und Durchfahrt.
Begründung: Die Straße sei wegen Straßenschäden zur
Zeit nicht passierbar. AUSNAHMEZUSTAND: Über die Bewohner von Seybruch
wurde gestern abend eine Ausgangssperre verhängt. Bürgermeister
Schulz aus Langendorf durfte heute morgen sein Dorf nicht verlassen. Die
Sanitätsgruppe ParaMedic war am heutigen Dienstag auf dem Weg zu einem
Polizeikessel, um dort Verletzte zu versorgen. Die Weiterfahrt wurde ihnen
verwehrt. Ein Notarzt wurde von der Polizei tätlich angegriffen. Der
Pressesprecher der Bürgerinitiative wurde nicht zum Ort einer angemeldeten
Versammlung (außerhalb der 50-Meter-Verbotszone) vorgelassen. Die
Benutzung einer öffentlichen Telefonzelle wurde ihm versagt. Bei dem
Versuch, den Versammlungsort auf einem anderen Weg zu erreichen, wurde
der Info-Wagen der BI von der Straße auf einen Feldweg abgedrängt
und daran gehindert, die Straße ein weiteres Mal zu überqueren.
12.50 Langendorf. 800 Menschen werden von der Polizei eingekesselt.
13.06 Der sechste CASTOR hängt am Kran.
13.16 Kacherien. 200 DemonstrantInnen werden in Gefangenenbusse verfrachtet.
13.35 Großer Polizeinachschub aus Richtung Dahlenburg.
13.53 Kacherien. 200 Menschen werden in Gefangenenbussen abtransportiert.
14.00 Sechster CASTOR fertig verladen. Weicht CASTOR auf Nebenstrecke
aus? Auf der Straße zwischen Zadrau und Gusborn wird das Lichtraumprofil
verbreitert, d.h. Äste ausgeschnitten usw.
14.42 Ein Krankenwagen der Sanigruppe ParaMedic, der auf dem Weg zu
Verletzten in Kaltenhof ist, wird von einer Polizeisonderdiensttruppe aus
Essen gestoppt und an der Weiterfahrt gehindert. Kennzeichen des Polizeieinsatzfahrzeuges:
E-356. Meldung aus Hanau: Heute Morgen fand dort eine Kundgebung von 400
Schülern statt.
14.57 Himmel über Dannenberg: Ein Paraglider wird von Polizeihubschraubern
verfolgt.
15.15 Langendorf. Drei mit DemonstrantInnen gefüllte Gefangenenbusse
fahren in Richtung Neu-Tramm. Alle Gefangene sind gefesselt, Pastor Malitius
aus Langendorf begleitet sie.
15.15 Zwischen Grippel und Langendorf. Polizei sperrt massiv die Straße
ab.
15.20 Pölitz. 200 TeilnehmerInnen einer Straßenblockade
weden von der Polizei unter Knüppeleinsatz geräumt.
15.32 Heftige Auseinandersetzungen zwischen Autonomen und der Polizei
zwischen Gusborn und Quickborn auf freiem Feld (unbestätigte Meldung
durch Polizei und Radio ffn).
16.01 Zwanzig DemonstrantInnen liegen im Polizei-Kessel auf der Straße
gefesselt auf dem Boden.
13-16 Uhr Kacherien zwischen Quickborn und Langendorf: 200-300 DemonstrantInnen
werden von der Polizei eingekesselt. Rebecca Harms (Landtagsgrüne)
handelt Freilassung aus, wird von Umstehenden nicht wahrgenommen - versuchen
Gefangene zu befreien - erneute Eskalation. Nach erneuten Verhandlungen
mit der Polizei beruhigt sich die Situation, und die Eingekesselten werden
nach einem Polaroid-Foto und Personalienfeststellung einer nach dem anderen
aus dem Kessel gelassen.
16.00 Kacherien. Noch 100 Leute im Kessel. Unter ihnen auch Michael
Lewandowski von der BI Krümmel und mehrere grüne Mandatsträger.
16.15 Meßwerte von Robin Wood in 21 Metern Entfernung (Messung
von Gamma-Strahlung, daraus Berechnung der Neutronenstrahlung):
- Vor dem Transport gemessene natürl. Strahlung: 0.07-0.08 mSv/h
- nach deutschen Strahlenschutzrichtlinien: 370 mSv/h
- nach Internationalen Richtlinien: 660 mSv/h
- nach Prof. Kuni: 8.900 mSv/h
- Angaben der Betreiber: 20-70 mSv/h
16.40 Kacherien. Der Krankenwagen von ParaMedic wird von der Polizei
nicht nur am Einsatz gehindert, sondern erhält einen Platzverweis!
17.25 Bericht des Ermittlungsausschusses: 100 Ingewahrsamnahmen insgesamt,
davon 50 aus dem Quickborner Kessel. Insgesamt 150 ED-Behandlungen. Bei
der friedlichen Sitzblockade in Pölitz wurden 28 Leute gefesselt und
45 Minuten auf der Straße sitzen gelassen. Dann vermutlich ins Endlager
„verbracht“. Platzverweise wurden 27 mal ausgesprochen, davon einer für
einen Krankenwagen mit Arzt.
17.30 Pölitz. Der Kabarettabend mit Reiner Kröhnert findet
statt. Technik und Kröhnert befinden sich auf dem Platz. Zur Zeit
befinden sich dort ca. 450 Leute.
17.45 Bericht von ParaMedic (Rettungssanitäter aus Hamburg) über
die Vorfälle am Nachmittag: Ein Arzt aus Herford sitzt im Rettungswagen
und sieht einen Festgenommenen am Boden liegen. Als er zu ihm hingehen
will, wird er mit körperlicher Gewalt zurückgedrängt. Arzt
und Fahrer werden rüde und mit üblen Beschimpfungen von der Polizei
bis zum Rettungswagen zurückgedrängt. Die Polizei (Duisburg)
droht damit, sie in Gewahrsam zu nehmen. Eine Ärztin steht mit zwei
Rettungswagen vor der Kirche in Langendorf, als sie ein Notruf von Pastor
Malitius erreicht. Die beiden Autos fahren zum Einsatzort - das erste mit
Blaulicht. Am Abbieger Langendorf/ Brandleben werden sie von einem Sondereinsatzdienst
aus Essen (Leitung Herr Jansen) nicht durchgelassen. Begründung: Es
gebe keinen Notfall. Nach viertelstündiger Verhandlung darf die Ärztin
mit ihrem Koffer und einem Polizeiwagen in den Kessel. Als sie nach einer
Stunde vor Ort eintrifft, ist die Verletzte (Augenverletzung) inzwischen
mit einem Privat-PKW abtransportiert worden. Herr Jansen spricht bei dieser
Gelegenheit einen Platzverweis für die Besatzung der Krankenwagen
und die Strecke Quickborn/ Grippel aus. Androhung, die Fahrzeuge bei Zuwiderhandlung
zu beschlagnahmen. Begründung: keine.
18.20 Bericht eines Journalisten vom Kessel in Quickborn: Als er zusammen
mit anderen Medienvertretern eintraf, erließ die Polizei ein Fotografierverbot.
Während die Journalisten in Autos auf die gründliche Überprüfung
ihrer Presseausweise warten mußten, wurden sie selbst durch einen
Doku-Trupp der Polizei gefilmt. Als die Journalisten gegen das Filmen protestierten,
wurde ihnen von der Thüringer Polizei gesagt, dies sei eine polizeiliche
Aktion. Zitat: „Dann dürfen wir alles.“
20.00 Verladekran. Die Sitzblockade vor dem Verladekran besteht z.Z.
aus 4.000-5.000 Menschen. Wie der Einsatzleiter vor Ort erklärt, will
die Polizei noch während der Nacht mit der Räumung beginnen.
Vorgegebener Grund für eine Räumung bei Dunkelheit: Nachts seien
keine Kinder dabei. Die BI Umweltschutz vermutet dagegen, daß die
Polizei den Räumungstermin in die Nacht verlegt, um die Berichterstattung
durch die vor Ort anwesenden Medienvertreter zu erschweren. Schon den ganzen
Tag über haben Einsatzkräfte der Polizei Journalisten bei ihrer
Arbeit behindert.
21.00 Schätzungsweise befinden sich z.Z. zwischen 10.000 und 15.000
Menschen an und auf den Transportstrecken. Laut Polizeimeldung sollen sich
darunter 1.000 zugereiste Autonome befinden. Pressevertreter, die bei den
Auseinandersetzungen in der Nähe von Quickborn dabei waren, wo die
Polizei diese große Zahl von Autonomen gesichtet haben will, schüttelten
über die Zahlenangabe den Kopf: „Völlig übertrieben!“ ABSCHLUSSFETE.
Schon jetzt werden die Proteste gegen den dritten CASTOR- Transport als
großer Erfolg der wiedererstarkten Anti-Atombewegung bewertet. Unter
dem Motto „Auch Etappensiege muß man feiern!“ soll morgen, „nach
Feierabend“, eine vorläufige Abschlußfete gefeiert werden -
mit Umtrunk, warmem Essen und Musik. Ort: das Camp zwischen Splietau und
Nebenstedt. Die Bäuerliche Notgemeinschaft hat einen kostenlosen Fahrdienst
mit Bussen und Taxen organisiert, die alle DemonstrantInnen aufsammeln
und in ihre Camps bringen. Busse und Taxen fahren abends zurück nach
Berlin und Hamburg. Heissa!
22.15 Meldung: Zwischen Lüneburg und Dannenberg steht (Zitat)
„eine einzige Fahrzeugkolonne der Polizei“. Streckenlänge: 50 km.
Mittwoch, 5. März
0.40 Verladekran Dannenberg. Die Polizei gibt den Beginn der Räumung
für 1.00 Uhr bekannt. Hubschrauber kreisen über Splietau.
0.27 Verladekran Dannenberg. Die Polizei beginnt mit der Räumung.
0.28 Quickborn. Zwischen Quickborn und Langendorf haben angeblich mehrere
Tausend Menschen versucht, über die Felder auf die Nord-Route zu kommen.
Der erste Anlauf ist an der Überzahl der Polizei gescheitert. Es kommt
zu massiven Knüppeleinsätzen, zu Einsatz von Tränengas und
zu ersten Verhaftungen.
01.30 Während der soeben begonnenen Räumung vor dem Verladekran
in Dannenberg werden vor laufenden Kameras Polaroid-Fotos von einem der
Tunneleingänge in einem Langendorfer Keller präsentiert. Ein
Foto wird per Kurier zur Polizeieinsatzleitung nach Lüchow gebracht.
01.45 Verladekran. Die ersten fünf Reihen sind abgeräumt.
Kommentar eines Augenzeugen: „Es wird zwar geräumt, aber Sinn macht
das hier alles nicht.“ Vor Ort: etwa 6.000 Menschen. Von überall kommen
Leute dazu.
01.50 Kaserne Neu-Tramm. Meldung eines ZDF-Teams: z.Z. würden
dort ca. 400 Menschen festgehalten. Damit seien die Kapazitäten ausgeschöpft.
Ab jetzt müßten die Menschen im Freien untergebracht werden.
Konkret: in einem eingezäunten Bereich, unter dem Vordach einer Halle.
Der EA kann die Zahl von 400 z.Z. nicht bestätigen.
01.50 Lüchow. Das Polaroid-Foto vom Tunneleingang wurde an Polizei-Pressesprecher
Perter Fesel übergeben. Zusage, das Foto dem derzeitigen Stellvertreter
von Einsatzleiter Niebuhr, Herrn Schmidt, zu übergeben.
01.54 Verladekran. Die ersten 50 Meter sind geräumt. Die weggetragenen
Menschen werden nicht verhaftet, sondern zur Seite getragen. Die meisten
nehmen sofort wieder Platz.
02.15 Quickborn. Ein ZDF-Team berichtet über eine kleinere Gruppe
militanter Demonstranten, die laut Polizeibericht in Auseinandersetzungen
mit der Polizei verwickelt waren. Dort sei es zu Angriffen mit Signalmunition
und zu Steinwürfen gekommen. Nach Polizeiangaben ist es dort zu mehreren
Verletzten gekommen. 20-50 Verhaftete. Die um 0.28 gemeldete Zahl von mehreren
Tausend Demonstranten bei Quickborn ist weder bestätigt, noch dementiert
worden.
03.02 Verladekran. Bisher kein Wasserwerfereinsatz. Bis zur Stichstraße
in der Siedlung wurde abgeräumt.
03.30 Verladekran. Das Abräumen durch die Polizei verläuft
weiterhin „korrekt“. Allerdings werden die Beamten allmählich müder,
d.h. auch ruppiger. Behinderung von Krankenwagen. Die Krankenwagen werden
wiederholt unterwegs angehalten und gefilzt. Die Besatzung eines Krankenwagens
(Döleke 2 aus Dannenberg, Besatzung aus Hessen), die zur Kaserne Neu-Tramm
gerufen worden war, mußte dort aussteigen. Von der Polizei wurde
ein Einsatz schlichtweg bestritten. Während der Wagen durch die Polizei
gefilzt wurde, hielt ein Beamter einem der Sanis des Krankenwagens eine
Pistole an den Kopf (!). Beide Sanitäter sind bereit, den Vorfall
zu bezeugen.
03.30 Bereich Langendorf/Quickborn. Keine DemonstrantInnen mehr zu
sehen. Ein Anwalt, der sich über die Situation evtl. verletzter Menschen
im Wald informieren wollte, wurde bis kurz hinter Quickborn durchgelassen
und dort durch die Besatzung eines Panzerwagens angehalten und festgesetzt.
Kein Vor oder Zurück, für niemanden, auch nicht zu Fuß.
04.00 Verladekran. Bilanz: in einer Stunde hat die Polizei nur ca.
30 Meter der Zufahrtstraße geräumt. Einschätzung insgesamt
: weit über 5000 Menschen.
04.30 Verladekran. Das Räumen wird unterbrochen. Ein Wasserwerfer
rückt bis zum 1. Haus vor.
04.50 Verladekran. Die Polizei kündigt an, bei Nichtverlassen
des Platzes Zwangsmittel einzusetzen: körperliche Gewalt, Schlagstock
und Wasserwerfer.
05.00 Verladekran. Räumung wird fortgesetzt. Wasserwerfer sind
mit wenig Druck eingesetzt: Demonstranten werden eingeregnet. MINUSGRADE!
Wir müssen mit Hunderten von nassen Leuten rechnen. UNTERKÜHLUNG!
Die Transportbehälter haben das Gelände noch nicht verlassen.
05.15 Gorleben/Ortsmitte. Ein Wasserwerfer bezieht Position.
05.20 Verladekran. Druck des Wasserwerfers wird erhöht. Die meisten
Menschen bleiben trotzdem sitzen, lassen sich naßregnen und wegräumen.
Neue Einschätzung der Zahl: 9.000.
05.30 Verladekran. Vier Wasserwerfer im Einsatz.
05.30 Gusborn. Vier Demonstranten wurden bei Polizeieinsatz verletzt.
Sie mußten ca. 1 Stunde auf medizinische Versorgung warten, da zuerst
die Personalien aufgenommen wurden. Nach der Behandlung im Krankenhaus
wurden sie nach Neu-Tramm gebracht, dort allerdings wieder weggeschickt,
weil ihre Unterlagen weg waren.
06.00 Dannenberg ist z.Z. von der Polizei abgeriegelt. Weitere Mannschaftswagen
werden herangeführt. Quickborn ist hell ausgeleuchtet. Einwohner dürfen
das Dorf nicht verlassen und werden nur in Begleitung zu ihren Häusern
vorgelassen. Die Polizei ist offenbar auf der Suche nach den versteckten
Tunnels.
06.15 Seybruch. Meldung der Polizei: Kreuzung Seybruch sitzen 500 Leute.
06.30 Verladekran. Die Polizei unterbindet den Pendelverkehr des Treckers,
der die nassen DemonstrantInnen transportiert. Die Wasserwerfer richten
den Wasserstrahl jetzt auch gezielt auf Menschen. Es wird jetzt auch geknüppelt,
vereinzelt wird gezielt in die Gesichter der Menschen geschlagen.
07.00 Quickborn. Sitzblockade durch 500 Leute. Die Polizei räumt.
07.10 Verladekran. Drei Leute haben hoch über der Straße
Seile zwischen zwei Bäume gespannt und turnen darin herum.
07.15 Verladekran. Es wird mit scharfem Strahl gezielt auf einzelne
Leute geschossen, Schlagstockeinsatz, Tritte und Fäuste ins Gesicht.
Nach Mannschaftswechsel sind nun die Magdeburger im Einsatz.
07.25 Seybruch/Quickborn. Die Blockade wurde aufgelöst. Mit Wasserwerfereinsatz
wurden die Leute in den Wald abgedrängt. Zur Zeit ist die Situation
„entspannt“.
07.45 Verladekran. Härterer Strahl wird angekündigt. Motto:
„Wer es nicht aushält, kann ja gehen“. Die Zufahrt ist jetzt bis zu
den ersten Häusern frei. Sie sind also noch nicht viel weiter - trotz
Wasserwerfer. Die DemonstrantInnen versuchen, sich so gut wie möglich
mit großen Planen zu schützen. Die Stimmung bei ihnen ist nach
wie vor gut. Kein Gedanke an Abfahrt des Transports!
08.12 Verletzte. Der EA meldet für die letzten 24 Stunden: 4 Leute
im Krankenhaus, 12 Leute, die ambulant behandelt worden sind, 5 Unterkühlungen.
08.30 Verladekran. Die Wasserwerfer haben sich bisher 300 Meter vorgearbeitet.
Bis zur Kreuzung sind es noch ca. 200 Meter. Aber es kommen immer mehr
Menschen dazu - allerdings setzen sich nicht alle auf die Straße.
Die Magdeburger Einheit wurde inzwischen gegen eine andere ausgetauscht.
08.30 Camp Pölitz. Hier wurde die Polizei komplett abgezogen und
durch massive BGS-Kräfte ersetzt (abgedeckt durch den grundgesetzlichen
Auftrag?). Die ca. 450 Leute im Camp sind jetzt von der Straße abgeschnitten.
08.40 Langendorf/Quickborn. Noch keine offizielle Reaktion der Polizei
auf die angekündigten Tunnel.
08.55 Verladekran. Wasserwerfer kommen jetzt auch aus Richtung Seybruch
auf der B 191. Dort sitzen weiterhin Tausende Menschen auf ca. 350 m Bundesstraße.
DemonstrantInnen haben sich in diesem Bereich außerdem in und an
Straßenbäumen angekettet. Die Räumung ist von dieser Seite
für 9.10 angekündigt.
09.02 Zwischen Quickborn und Langendorf befinden sich 260 Leute auf
der Straße. Räumung steht unmittelbar bevor.
09.18 Beginn des Wasserwerfer- und Schlagstockeinsatzes - Berliner
Polizei auf der B 191, von Seybruch aus kommend. Voller Druck aus dem Wasserwerfer,
brutaler Knüppeleinsatz.
09.45 Camp Quickborn. Räumpanzer der Polizei fahren direkt in
die Menschenmenge.
09.45 Kreuzung Verladekran. Die Polizei steht auf den Wasserwerfern
und versucht, die angeketteten Menschen aus den Bäumen zu schneiden.
In einer Zangenbewegung wird von beiden Seiten aus brutal geräumt.
Es wird getreten, gezerrt und geschlagen. Magdeburger und Berliner Einheiten.
Zwischen den beiden Einheiten noch etwa 70 Meter. Die Wasserwerfer richten
ihre Strahle direkt und scharf auf die Leute in den Bäumen.
09.50 Kreuzung Verladekran. Die Straße ist frei, die Leute hängen
noch in den Bäumen. Auf dem Acker wurde ein großer Kessel mit
1.000-2.000 Menschen gebildet.
10.00 Die Tieflader sind noch keinen Meter weit gefahren und stehen
immer noch am Kran.
10.35 Pölitz. Das Lager ist umstellt, die Leute (z.Z. ca. 450)
dürfen hinaus, aber es darf niemand mehr hinein.
10.35 Gorleben/Zwischenlager. Auf dieser Strecke ist alles von Polizei
kontrolliert. Man kommt nur noch zu Fuß vorwärts.
10.35 Grippel. Unverändert 500-1.000 Menschen.
11.40 Das Camp Pölitz mit 400-500 Menschen wird eingekesselt.
Verletzte: zwei an den Augen verletzte DemonstrantInnen werden mit dem
Rettungshubschrauber nach Hamburg und Hannover geflogen. Der Ort des Geschehens
ist z.Z. nicht bekannt.
11.48 Quickborn. 200 Leute auf der Straße, 200 Meter weiter brennende
Reifen auf der Fahrbahn. Zwischen Langendorf und Grippel sammeln sich immer
mehr Leute.
11.50 Straße Nähe Kran. Der Transportzug bewegt sich auf
die besetzten Bäume zu. Zwei der vier Leute, die sich in den Bäumen
angekettet hatten, seilen sich ab und werden von Polizisten von den Bäumen
geschnitten.
11.55 Der erste CASTOR passiert die zwei in den Bäumen hängenden
Menschen. Eine junge Frau läßt sich am Seil auf das Dach der
Zugmaschine herunter. Ein Polizist hängt sich an ihre Beine, sie wird
mit Bolzenschneidern vom Seil geschnitten und abgeführt. Die vierte
Person wird kurz darauf von einem Polizisten am Abseilen gehindert.
12.00 Als der CASTOR-Konvoi sich nach längerem Halt wieder in
Bewegung setzt, drehen die Räder auf nassem Stroh durch, und der Transport
„schmiert“ seitlich auf die Böschung zu.
12.20 Der Transport befindet sich zwischen Seybruch und Quickborn -
er fährt sehr langsam und stoppt immer wieder.
12.20 Pölitz. Nach Vermittlung durch Anwälte löst die
Polizei den Kessel auf.
12.30 Grippel. 1.000 bis 2.000 Menschen bewegen sich auf die Straße
zu.
12.35 Der Transport hat Quickborn erreicht.
12.40 Die Zugspitze erreicht Kacherien.
12.58 Die Zugspitze durchfährt die Mitte von Langendorf.
13.02 Der Transport kommt am Friedhof von Langendorf zum Stehen. Die
Spitze des Zuges erreicht Grippel. Dort springt ein Demonstrant auf einen
der CASTOR-Behälter.
13.32 Pölitz. 100 DemonstrantInnen blockieren die Straße
in drei Gruppen - können z.Z. wegen Personalmangel nicht geräumt
werden.
13.35 Gorleben. Es haben sich mehrere Menschen auf der Strecke angekettet.
13.48 Laase. Der Transport-Konvoi wurde wegen des aufgeweichten Deiches
geteilt. Jetzt befinden sich dort zweihundert Demonstranten zwischen den
einzelnen CASTOR- Behältern.
14.00 Pölitz. Erste Blockade mit 30 Personen ist aufgelöst.
Die anderen Blockaden werden mit Hilfe von Waserwerfern geräumt -
es bilden sich laufend neue Blockaden.
14.14 Pölitz/Grippel. Der Konvoi steht, weil sich immer wieder
neue Straßenblockaden bilden. Die Polizei versucht, mit Wasserwerfern
zu räumen.
14.28 Die Blockade Gorleben ist aufgelöst. Der Transport bewegt
sich von Pölitz in Richtung Gorleben.
14.35 Der Transport rollt auf Gorleben zu. Länge: 1,5 km.
14.41 Gorleben/Zwischenlager. Rund um das Zwischenlager haben sich
5.000 Menschen versammelt.
15.10 Der Transport erreicht das Zwischenlager. TAGESBILANZ DER SANIS:
138 leichtverletzte DemonstrantInnen und 15 Schwerverletzte. Einladung
zur Abschlußfete im Camp Splietau: ca. 18-19 Uhr. Allgemeiner Umtrunk,
warmes Essen und Musik. Es spielt eine Irische Band. Die Bäuerliche
Notgemeinschaft hat einen kostenlosen Taxidienst organisiert, der alle
DemonstrantInnen unterwegs einsammelt und in die Camps zurückfährt.
Am Abend fahren die Taxen nach Hamburg und Berlin zurück.