Ham‘se jedient?

Gansel und JU pfeifen pazifistische Jusos zurück

Auf ihrer Landeskonferenz Anfang März hatten die schleswig-holsteinischen Jusos beschlossen, erst die Wehrpflicht und langfristig die Bundeswehr selbst abzuschaffen. Dieser Beschluß, so unrealistisch seine Umsetzung auch sein mag, erzeugte Entrüstung nicht nur beim rechten politischen Konkurrenten.

Der Reserveoffizier und mit großer Wahrscheinlichkeit auch der zukünftige Oberbürgermeister der Stadt Kiel, Norbert Gansel, sah sich höchstselbst berufen, die jungen GenossInnen zurückzupfeifen: „Ich kann meine schleswig-holsteinische SPD nur davor warnen, das klare Bekenntnis der Bundes-SPD zur Wehrpflicht und zum Zivildienst in Frage zu stellen.“ Gansel warnte ferner davor, „in die durch permanente Umstrukturierung geplagte Bundeswehr weitere Verunsicherung hineinzutragen“. Eine Haltung wie die der Jusos werde „bei einem Teil der Jugend als Anbiederung verstanden“ und stelle „bei einem anderen Teil die Lebensplanung als Wehrpflicht- oder Zivildienstleistender in Frage“, sorgte sich der Wehrexperte über den schlechten Einfluß der Jusos auf das Bewußtsein der deutschen Jugend. Der Vorschlag der Bundes-SPD zur Berufung einer Wehrstrukturkommission, die sich „um einen großen politischen Konsens für die Wehrverfassung des kommenden Jahrzehnts“ bemühen soll, dürfe nicht „durch Profilneurose“ seitens der Jusos gefährdet werden. Ebenso, so Gansel weiter, müsse die schleswig-holsteinische SPD einen „konstruktiven Beitrag“ leisten, „indem sie ihre bisherigen ablehnenden Beschlüsse zur Beteiligung der Bundeswehr an friedenssichernden Einsätzen der UNO revidiert.“

Natürlich empörte sich auch die Junge Union über den Beschluß der Jusos, dies in einer Weise, die die Grenze zum schlechten Politkabarett bereits überschritten hat. Die SPD solle ihren Parteinachwuchs zurückpfeifen, forderte der sicherheitspolitische Sprecher der JU, Niclas Herbst. Wenn es zu weiteren Standortauflösungen komme, sei „das Geschrei in der SPD wieder groß“. Und: „Wer soll in Zukunft die dringend notwendigen Einsätze wie im ehemaligen Jugoslawien oder die Evakuierungsaktion in Albanien durchführen? Etwa die Jusos?“ Die werden auch solcherlei dankend ablehnen, zumal bei der mangelnden „Kompetenz auf diesem Feld“, die Herbst ihnen mit den Worten unterstellte: „Hat jemals ein an dem Beschluß beteiligter Juso eine Kaserne von innen gesehen?“ Wie pflegte einst der preußische Beamte zu fragen: „Ham‘se jedient?“ (jm)