Hände weg von Albanien!

Am 13.4. ging es los. Das erste Voraus-Kommando der internationalen Truppen landete in Albanien. Natürlich sollen sie nur humanitären Absichten dienen, die Verteilung der Hilfsgüter sichern. „Schutztruppen“ werden sie daher von einigen deutschen Politikern und Journalisten genannt. So hießen übrigens auch jene wilhelminischen Kolonialtruppen, die Anfang des Jahrhunderts in Namibia Zehntausende Hottentotten in die Wüste Kalahari trieben und dort verdursten ließen.

Besonders scharf war Italien darauf, in Albanien „zu helfen“. Ministerpräsident Prodi möchte gerne „den albanischen Staat wiederaufbauen“. In Rom unterstützte eine große Koalition von den Faschisten bis zur PDS eine Intervention, nur die Grünen und die Kommunisten stimmten dagegen (obwohl sich der außenpolitische Sprecher von Rifondazione eine „friedliche Militärintervention im Gefolg einer politischen Initiative“ durchaus vorstellen konnte). Schließlich ist Albanien traditionell so eine Art italienisches Protektorat. Nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich 1912 stand es bis zum Fall des italienischen Faschismus unter dem Einfluß Roms und war auch längere Zeit besetzt. Nach dem Sturz des Duce marschierten deutsche Truppen ein, um einen blutigen Krieg gegen Partisanen und Zivilbevölkerung zu führen. Die albanische Nationale Befreiungsarmee konnte immerhin an die 50.000 deutsche Soldaten binden und leistete damit einen für die Größe des Landes erheblichen Beitrag zur Befreiung Europas vom deutschen Faschismus.

Sollte das der Grund sein, weshalb deutsche Zeitungen so gehässig über den Volksaufstand im Land der Skipetaren schreiben, ihn als Anarchismus, Bandenwesen und ähnliches diffamieren? Auffällig ist, daß in der Berichterstattung jede Sympathie fehlt. Ganz anders war da noch vor Wochen die serbischen Opposition (darunter mancher wüster Nationalist) behandelt worden.

Wir bringen im folgenden einen Artikel aus der „Sozialistischen Zeitung“ von deren Athener Korrespondenten. Der mag zwar hier und da etwas blauäugig sein, was die Ziele der Aufständischen angeht (die zum Teil auf ihren Kundgebungen auch Fahnen der EU mit sich führen), bietet aber einen gewissen „Ausgleich“ zur üblichen hämischen Berichterstattung, den wir lesenswert finden. (wop)