„Haus der Initiativen“

Bis zum 17. April präsentierten sich im Kieler Rathaus verschiedenste Gruppen, die im Verein „Haus der Initiativen“ zusammengeschlossen sind. Auf den Stellwänden informierten so unterschiedliche Zusammenschlüsse wie die Toppoint Mailbox, S-Bar, Arbeitslosenini, aber auch die Rote Hilfe und die Archivgruppe Kiel über ihre Arbeit.

Trotz aller Unterschiedlichkeit eint die Initativen eines: Sie wollen ein Initiativenzentrum in Kiel. Objekt der Begierde ist die „Sternschule“, die seit über 10 Jahren als Archiv des zumindest mittelfristig nicht realisierbaren Industriemuseums dient. Das Gebäude steht in der Nähe des Wilhelmplatzes, die gesamte Nutzfläche beträgt 2115 qm, die auf fünf Stockwerke verteilt sind.

Bei der Ausstellungseröffnung im Rathaus umschrieb Günter Schiemann, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft der Soziokulturellen Zentren, die sture Ablehnung eines Inizentrums seitens der Stadt äußerst freundlich: „Sieben Jahre sind sehr lang für die Durchsetzung“. Gerade weil ehrenamtliches Engagement zurückgehe, sei es „Aufgabe der Stadt Kiel, die Realisierung voranzutreiben“.

Tatsächlich bemüht sich ein Teil der im Verein zusammengeschlossenen Inis schon seit Ende der 80er Jahre um ein Initiativenzentrum. Anlaß war der damals geplante und inzwischen erfolgte Abriß des Initiativenzentrums im Königsweg 65. Die Sanierungsbirne machte u.a. die ZBBS (Zentrale Beratungs- und Betreuungsstelle für AusländerInnen), die JPSH (Junge Presse SH) und die Bündnisgrünen heimatlos.

Inzwischen haben sich die damaligen Visionen zu einer konkreten Utopie, zu einem „Konzept mit modellhaftem Charakter“ verfestigt, so ein Sprecher des Vereines „Haus der Initiativen“ bei der Ausstellungseröffnung. Das „Solidarmodell“ beabsichtige, Betriebe und Initiativen unter einem Dach zu vereinen. Bei den Betrieben, die sich in der Sternschule ansiedeln wollen, handele es sich um Unternehmen, „die in ökologisch-innovativen Bereichen tätig sind“ und die „jenseits von Fremdbestimmung und Hierarchien“ Arbeitsplätze schaffen wollen. Diese könnten eine höhere Miete bezahlen als die Inis.

Das „räumliche Bündeln“ der verschiedenen Initiativen in der Sternschule werde „Synergieeffekte“ erzeugen, von der gemeinsamen Benutzung der technischen Infrastrukur bis hin zur räumlichen Nähe, die einen sofortigen und direkten Austausch ermögliche. Als positives Beispiel wurde auf die Kooperation zwischen den Gruppen „Widerspruch“ und „Toppoint Mailbox“ beim Thema „Sexueller Mißbrauch im Internet“ hingewiesen. Die zentrale Lage der Sternschule werde es vielen KielerInnen ermöglichen, eine umfassende Beratung zu erhalten. „Eine der originärsten Aufgaben der Stadt sollte es sein, ehrenamtliches Engagement zu fördern“, „was jetzt noch fehlt, ist die politische Entscheidung der Stadt Kiel“, so der Initativensprecher, der u.a. bei „Zeitzeichen“ mitarbeitet.

Unterstützung für ihr Vorhaben erfahren die Initiativen inzwischen auch durch ein Gutachten, das von der Stadt Kiel in Auftrag gegeben worden war. Dort heißt es, daß die Sternschule der geeignete Ort für das geplante Initiativenzentrum sei.

So geraten die politisch Verantwortlichen - auf der Ausstellungseröffnung repräsentiert durch den SPD-Fraktionsvorsitzenden Eckhard Raupach - in Erklärungsnot. „Spannung und Vielfältigkeit sind im Verhältnis Stadt/Initiativen da“, so Raupach, somit sei die Beziehung zwischen Stadt und Initiativen sowohl durch Zusammenarbeit als auch durch Konfrontation geprägt. Schon immer unterstütze die Stadt ehrenamtliches Engagement - Raupach nannte die Pumpe und die Hansastraße, die Fröbelschule, aber auch einzelne Mietzuschüsse und die Finanzierung von MitarbeiterInnen - schließlich sei die Arbeit der Initiativen von „gesellschaftlichem Nutzen, für die Stadt und die Bewohner“. Auch die Ausstellung im Rathaus - die SPD-Fraktion war Schirmherrin - wertete der Fraktionsvorsitzende als Teil der Anerkennung. Vor einer endgültigen Entscheidung über die Sternschule („ein reizvolles Gebäude in einer sehr schönen Lage“) müsse allerdings erst der zweite Teil des Gutachtens abgewartet werden.

Eine vorsichtige Abkehr von der bisherigen Blockadepolitik der Stadt war trotzdem zu vernehmen: „Wir wollen mehr Aktivitäten in der Sternschule!“ Allerdings müsse die Finanzierung durch die Initiativen geschehen, die Stadt könne nur einen zusätzlichen Beitrag leisten.

Auch in diesem Punkt hat sich der Verein schon Gedanken gemacht. Geplant ist, für UnterstützerInnen ein Sparbuch einzurichten. Es sollen Menschen geworben werden, die das Projekt unterstützen und zu einem selbst gewählten Zinssatz (von 0% bis hin zu einer banküblichen Verzinsung) auf ein Projektkonto einzuzahlen. In Lübeck kamen auf diesem Wege für ein vergleichbares Projekt Mittel von 1,1 Mio. DM zusammen. (usch)