KERNspalte

Die wendländischen Kernkraftgegner haben ihre Ankündigung wahr gemacht und sind am 1. Mai mit einigen hundert Leuten ins nordrheinwestfälische Ahaus gefahren, um vor dem dortigen Brennelemente-Zwischenlager die örtliche Bürgerinitiative (BI) in ihrem Widerstand zu unterstützen. Auch ca. 20 Bergleute von der Zeche Fürst Leopold in Dorsten waren gekommen. In einer Kundgebungsrede betonte Bergmann Heiko Pankewicz, daß die Atompolitik nicht auf dem Rücken der Bergleute ausgetragen werden dürfe. Insgesamt waren es 1.500, die sich an der 1. Mai-Feier der BI „Kein Atommüll in Ahaus“ beteiligten. Ahaus war zuletzt in den sog. Konsens-Gesprächen als zeitweiliger Ersatz für Gorleben ins Spiel gebracht worden. Die Atomiker erhoffen sich dort weniger Widerstand. Damit könnten sie Recht behalten. Dem Vernehmen nach war die Unterstützung aus der örtlichen Bevölkerung am 1. Mai mehr als dürftig.

Das ist mit ein Grund dafür, daß viele norddeutsche Anti-AKW-Gruppen beginnen, sich auf Krümmel zu konzentrieren. Der Reaktor am schleswig-holsteinischen Elbufer, östlich von Hamburg, war in den vergangenen Jahren wiederholt wegen der Häufung von Leukämietoten in seiner Nachbarschaft in die Schlagzeilen geraten. Anfang Mai beschloß das Hamburger Anti-Castor-Plenum, zu massiven Blockaden am 20. und 21. September vor dem Kraftwerk aufzurufen. In dieser Zeit wird es wahrscheinlich zur jährlichen Revision stillstehen. Ein regionales Treffen norddeutscher Initiativen in Hannover hat sich inzwischen ebenfalls mehrheitlich für Aktionen in Krümmel ausgesprochen. Am 20.5. findet in Hamburg ein weiteres Vorbereitungstreffen statt, nach den Sommerferien soll laut „taz“ eine Konferenz norddeutscher Initiativen folgen.

Auch anderswo sind Atomkraftgegner nicht faul. Im sachsen-anhaltinischen Morsleben besetzte am 7. Mai eine größere Gruppe die Zufahrt von Deutschlands einzigem Endlager für Atommüll. Das stammt noch aus DDR-Zeiten, wäre nach geltendem Atomrecht nicht genehmigungsfähig und soll aber mit Sonderregelungen noch bis zum Jahr 2000 oder länger weiter betrieben, d.h. weiter gefüllt werden. Nach Planung einiger Initiativen aus der Region war die Demonstration am 7.5. Auftakt zu einer Reihe weiterer Aktionen in diesem Jahr, um die Aufmerksamkeit auf dieses auch nach Presse- und TV-Berichten völlig ungeeignete Endlager und sein Gefährdungspotential in das Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Davon, Morsleben länger zu betreiben, träumt scheinbar nicht nur die Bundesregierung, sondern auch Niedersachsens Atomschröder. Nach einem Bericht der „Frankfurter Rundschau“ möchte er gerne mit der Bundesregierung einen seperaten „Energiekonsens“ aushandeln, ohne das „OK“ seiner Partei. Inhalt: Mehr strahlenden Müll nach Ahaus (Nordrheinwestfalen) und Morsleben (Sachsen-Anhalt), um Gorleben (Niedersachsen) zu entlasten. In Bonn ließ man den Populisten allerdings vorerst abblitzen. (wop)