Unterstützt die Euro-Märsche

Wie mehrfach berichtet, haben europaweit Gewerkschafter, Arbeitslose und andere Gruppen einen Sternmarsch auf Amsterdam organisiert. Dort treffen sich Mitte Juni die EU-Regierungschefs, um die Vertiefung der Europäischen Union mit zahlreichen Verträgen voranzutreiben. Am 14.6. soll aus diesem Anlaß in der niederländischen Hauptstadt eine Großdemonstration stattfinden. Auch ein Gegenkongreß ist geplant.

Der Sternmarsch steht unter dem Motto „Gegen Arbeitslosigkeit, soziale Ausgrenzung und ungesicherte Beschäftigungsverhältnisse“. Im April starteten die verschiedenen Marschsäulen. Eine setzte sich sogar schon in Afrika in Bewegung! Eine kleine Gruppe gab im marokkanischen Tanger eine Pressekonferenz. Sie demonstriert für eine europa- und weltoffene EU. Am 12.4.1997 setzte sie mit einem Boot nach Tarifa in Spanien über.

Dort stießen Gruppen aus Spanien, Frankreich und Deutschland hinzu. Zwei weitere Märsche begannen in Turin und Mailand, die sich in Grenoble trafen und vom dortigen Bürgermeister empfangen wurden. Auch im französischen Brest in Frankreich wurden die Marschierenden im Rathaus empfangen. In London demonstrierten am 12.4. zum Auftakt 20.000 Menschen. Auch Liverpooler Hafenarbeiter beteiligten sich.
Selbst in Sarajevo und Tuzla gab es symbolische Startakte. In Wien und Graz gab es Rallys und Demonstrationen, genauso in Rom. In Neapel blockierten 1.000 Menschen den Bahnhof, um auf die Euro-Märsche aufmerksam zu machen. Auch in anderen europäischen Ländern laufen die Vorbereitungen und werden von Gewerkschaften, Arbeitsloseninitiativen und anderen Organisationen unterstützt.

Wenig Spaß macht allerdings das Vorgehen von Teilen der deutschen Gewerkschaftsbürokratie, die eine Unterstützung der Euro-Märsche ablehnen. In einem Schreiben von IGM-Chef Zwickel heißt es: „Der EGB (Europäischer Gewerkschaftsbund, d. Verf.) als auch der DGB lehnen eine Unterstützung dieser Kampagne durch die Gewerkschaften ab.“ Zur Begründung werden u.a. folgende Aspekte genannt:

1. Mehrere anarchistische (aus Spanien), nationalistische (u.a. Baskenland) bis hin zu rechtsextremen Gruppen (Frankreich) würden den Marsch unterstützen und vorausichtlich auf der Abschlußkundgebung tonangebend sein.

2. es sei zu befürchten, daß die inoffizielle Parole dieses Marsches lauten wird „Weg mit dem Maastrichter Vertrag, weg mit der europäischen Währungsunion.“ Dieses würde der Position der IG Metall klar widersprechen.

Die IG Metall-Vertrauenskörperleitung der Eisenbahn und Häfen in Duisburg schrieb daraufhin:

„Wenn sich auch Anarchisten beteiligen, so müssen wir demnächst auch jede Maidemonstration und Protestaktion bei uns absagen. Nach intensiven Nachfragen in Frankreich ist von einer Unterstützung der Rechtsextremen und Le Pens weit und breit nicht zu sehen. (...) Unser Vertrauenskörper hält die Märsche für politisch richtig und unterstützendswert. (...) Die von Euch verbreitete Einschätzung halten wir für verleumderisch und fordern Euch auf, sie umgehend zurückzuziehen.“

Das Verhalten von Teilen der Gewerkschaftsbürokratie zu den Euro-Märschen und ihre Einschätzung des Maastrichter Vertrags und des EURO zeigen deutlich, wie weit sich diese Herren von der Wirklichkeit und den Interessen der KollegInnen verabschiedet haben.

In Kiel hat es seitens der Gewerkschaftsvorstände bisher keinerlei Unterstützung gegeben, sieht man von einigen kleinen Spenden ab. Auf der Auftaktveranstaltung, die extra im Legienhof angesetzt war, glänzten sie durch Abwesenheit. Die (kleine) Kieler Vorbereitungsgruppe ist dadurch zwar etwas frustriert, läßt sich aber nicht davon abhalten, einen Empfang für die dänischen Euro-Marsch-Teilnehmer zu organisieren. Diese werden am 3.6. in Kiel erwartet. Am Abend um 20 Uhr gibt es für sie (und hoffentlich ganz viele Kieler) eine Party im Club M im Stadtfeldkamp. Am nächsten Tag geht es dann mit dem Rad weiter nach Hamburg. Wer Lust und Zeit hat, kann sich anschließen; und sei es nur für die eine Etappe. Am 5.6. finden in Hamburg Aktionen und eine Demonstration statt. Um 11 Uhr ist für alle Kieler, die daran teilnehmen wollen, Treffen bei der Arbeitsloseninitiative in der Iltisstraße. (hg, wop, u.a. nach Disput 5/97)