Auf nach Krümmel!

Norddeutsche Anti-AKW-Initiativen haben sich auf eine Kampagne gegen das Atomkraftwerk Krümmel geeinigt. Der östlich von Hamburg an der Elbe gelegene Meiler macht seit längerem mit einer Häufung von tödlichen Leukämieerkrankungen bei Kindern und Berichten von Pfusch am Bau von sich Reden. Trotzdem schafft es die angeblich so ausstiegswillige Koalitionsregierung in Schleswig-Holstein nicht, den Reaktor stillzulegen. Der Grüne Staatssekretär und sein Minister ziehen sich immer wieder auf Recht und Gesetz zurück, um ihre Untätigkeit zu entschuldigen.

In der Kieler Initiative gegen Atomanlagen (KIGA) hatte man sich daher schon länger überlegt, sich nach der Mobilisierung gegen die Castor-Transporte im Wendland Krümmel vorzunehmen, um vor allem die Grünen nicht zu billig davon kommen zu lassen. Da traf es sich gut, daß von Hamburger Gruppen die Initiative zu einer norddeutschen Kampagne kam. Auch Hamburg ist nämlich über die Hamburger Elektricitäts Werke (HEW) an dem Leukämie-Reaktor beteiligt.

In einem Aufruf der Hamburger Gruppen heißt es: „In Gorleben haben wir uns gegen den dritten Castor-Transport quergestellt. Mit Erfolg. Einen vierten Transport wird es im Wendland so schnell nicht geben. Nun kehren wir vor unserer eigenen Haustür. Wir erklären die Schienen zwischen Geesthacht und dem AKW Krümmel zur CASTORFREIEN ZONE. Unsere Forderungen sind unbescheiden und kompromißlos: Krümmel muß sofort vom Netz. Blockaden der Krümmel-Castoren sind die ersten Schritte auf diesem Weg. Krümmel steht für Leukämie und unverantwortliche LandespolitikerInnen und Betreiber. Jedes Jahr schaffen die Krümmel-Betreiber drei bis vier Castor-Behälter zur Wiederaufarbeitung ins französische La Hague und britische Sellafield. Dagegen stellen wir uns quer“.

Zum Auftakt der Kampagne soll es am 20. und 21.9. in Krümmel ein Aktionswochenende geben. Geplant ist unter anderem ein Festival. Das Wochenende wurde ausgewählt, weil in diese Zeit die Entscheidung über das Wiederanfahren nach der jährlichen Revision fallen wird und in Hamburg am 21.9. Bürgerschaftswahlen sind.

Zunächst unabhängig von den Hamburger Plänen hatten gewaltfreie Aktionsgruppen aus Norddeutschland angefangen, sich auf ein Tag-X-Streckenkonzept vorzubereiten, das einen (Castor-)Transport abgebrannter Brennelemente entlang der Strecke verhindern soll. Inzwischen hat man sich der Krümmel-Kampagne angeschlossen, da aus diesem AKW für den Herbst ein Transport (wahrscheinlich nach Sellafield) zu erwarten ist.

Für Kiel lädt KIGA zu einem Treffen ein. Am 4.6. soll um 20 Uhr in der Hansastraße 48 besprochen werden, wie und ob in Kiel gemeinsam mobilisiert werden kann. Das nächste regionale Treffen ist am 7.6. in Hamburg (der Ort stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest). Mitte August wird es eine Vorbereitungskonferenz für das September-Aktionscamp geben. Unter anderem wird wohl eine Demonstrationsleitung gewählt werden. (wop)