Plutonium im All

Cassini - Hintergründe und Fakten

Für den Oktober 1997 plant die NASA den Start einer Raumsonde namens Cassini, die 32,7 kg Plutonium 238 an Bord haben wird. Das ist mehr Plutonium, als jedes andere Land der Welt je ins All geschossen hat.

Warum Plutonium?

Cassini soll zum Saturn fliegen, um dort Daten zu sammeln. Am Saturn ist es schwierig, die Sonde durch Solarzellen mit Strom zu versorgen, weil in einer derart großen Entfernung zur Sonne deren Strahlungsenergie zu schwach ist. Deshalb führen alle Missionen ins äußere Sonnensystem (zuletzt die Sonde Ulysses) andere Stromquellen mit, sog. RTGs (radioisotope thermal generator). In einem RTG wird die beim radioaktiven Zerfall von Plutonium 238 freiwerdende Wärme mit einem Thermoelement in elektrischen Strom umgewandelt. Um genügend Leistung zu erhalten, braucht man mehrere 10 kg Plutonium 238 für so eine radioaktive Batterie. Jedoch handelt es sich bei einem RTG nicht um einen Kernspaltungsreaktor, der „durchbrennen“ könnte. Die Gefahr besteht viel mehr darin, daß bei einem Unfall der Sonde (s.u.) der RTG beschädigt wird und sich das Plutonium in der irdischen Atmosphäre verteilt. Plutonium ist hochgradig krebserregend. Auch Veränderungen der Erbsubstanz durch Plutonium sind nachgewiesen. Fatal ist dabei, daß der menschliche Stoffwechsel Plutonium nicht von dem Spurenelement Eisen unterscheiden kann und somit das Plutonium wie Eisen in den Körper einbaut - mit verheerenden Folgen.

Die NASA leugnet, daß der Kontakt mit geringen Mengen Plutonium ein Gesundheitsrisiko birgt. Aber diese Ansicht ist vollkommen veraltet. Die NASA stützt viele ihrer Aussagen auf Studien über Hiroshima und Nagasaki, die mehr als fünfzig Jahre alt sind. Damals vermutete man nicht einmal, daß niedrigdosierte Strahlung gesundheitsgefährdend sein könnte. Heutzutage wissen wir mehr. Harrisburg, Tschernobyl und viele andere Ereignisse aus der jüngeren Geschichte, die weitaus besser dokumentiert sind als die verwirrten Nachwehen des zweiten Weltkriegs, liegen hinter uns. Diese furchtbaren „Freilandexperimente“ haben ohne jeden Zweifel bewiesen, daß niedrigdosierte Strahlung tödliche Auswirkungen haben kann, sogar verschwindend gering dosierte Strahlung. Klare und eindeutige statistische Analysen haben wieder und wieder bewiesen, daß es keine tödliche Niedrigstdosis für Plutonium gibt. Studien in Kiew und Griechenland nach Tschernobyl, Studien an Kindern, die in der Nähe von Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich leben, skandinavische Studien und Studien in den USA nach Harrisburg. Extrem niedrige Strahlungsintensitäten sind immer noch gefährlich, und verursachen bei großen Populationen viele Fälle von Krebs.

Die NASA selbst gibt das zu. Sie glaubt, daß eine Katastrophe, wie z.B. das Verbrennen der Cassini-Raumsonde in der Atmosphäre, 2.300 Tote in 50 Jahren zur Folge hätte. Die exakten Formulierungen sprechen Bände. Bei der NASA scheint man erleichtert darüber zu sein, daß diese Todesfälle im Fall des Falles nur schwer zugeordnet werden könnten. Es heißt, die zu erwartenden Todesfälle wären „statistisch nur schwer von den ohnehin in der Weltbevölkerung auftretenden Krebsfällen zu unterscheiden.“ Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als daß man höchstwahrscheinlich nicht ermitteln könnte, welche Krebstoten auf das Konto der NASA gingen. Sozusagen Haftungsausschluß durch Mangel an Beweisen.

Nach Tschernobyl versicherten viele, besonders die Atomindustrie, es habe nur einige Hundert Tote gegeben. Dann sagte man, es seien einige Tausend. Dann hieß es: höchstens 10.000. Heute bestreitet kaum noch jemand, daß bis dato wahrscheinlich mehr als 50.000 Menschen an Tschernobyl gestorben sind, und daß die Zahl der Toten die 100.000 erreichen wird bis ... ja, wann? In den nächsten 100.000 Jahren wird Tschernobyl kaum 25% seiner Radioaktivität verlieren. Die 100.000 Todesfälle beziehen sich auf diejenigen, die einer relevanten Kontamination nach der Explosion und der ersten heftigen Freisetzung von Nukliden ausgesetzt waren, berechnet anhand meteorologischer Schätzungen über die wind- und wetterbedingte Verbreitung der Radioaktivität. Aber nicht ein Kalifornier, der ein wenig radioaktiven Staub eingeatmet und davon Lungenkrebs bekommen hat, wird je mitgezählt werden. Er ist eben statistisch unauffindbar. Und dennoch gibt es diese Fälle. Wenn man alle Orte der Erde, die so dicht wie Kalifornien besiedelt sind, miteinberechnet, dann könnte die Schätzung von 100.000 Toten durch Tschernobyl eine krasse Untertreibung sein.

Hohe Ansprüche

Plutonium ist die giftigste den Menschen bekannte Substanz. Das wird allgemein akzeptiert. Aber die NASA möchte gerne 32,7 Kilogramm von diesem Zeug ins All schießen, genug, um alle Menschen auf der Erde mehrmals zu töten, wenn es gründlich genug verteilt wird. Die NASA glaubt, sie kann:

(a) einen Unfall beim Start der Rakete vermeiden.

(b) einen Unfall vor dem Verlassen des irdischen Schwerefelds vermeiden.

(c) einen Unfall bei dem für 1999 geplanten swing by-Manöver vermeiden, bei dem die Sonde in nur 502 Kilometer Entfernung die Erde passieren soll.

(a) Vermeidung eines Unglücks beim Start

Cassini soll mit einem Rakete vom Typ Titan gestartet werden, die im Laufe ihrer Karriere oftmals versagt hat. Die NASA kann nicht einmal behaupten, sie führe sauber Buch. 1993 flog ein milliardenteurer Spionagesatellit mit dem gleichen Raketentyp in die Luft. Tatsächlich sind Fehler bei der NASA so üblich, daß die letzte spektakuläre Explosion einer anderen Rakete vom Typ Atlas am 17. Januar 1997 nicht einmal mehr Schlagzeilen machte. Und die Raketen vom Typ Atlas werden unter die zuverlässigsten gezählt!

(b) Vermeidung eines Unglücks vor dem Verlassen des irdischen Schwerefelds

Jede Fehlfunktion, die vor dem Verlassen des irdischen Schwerefelds auftritt, kann dazu führen, daß die Sonde zurück zur Erde fällt und verbrennt, ungeachtet der Tatsache, daß sie von einem Iridiumschild geschützt werden soll. Dieser Schild ist kaum so dick wie ein Fingernagel und kann unmöglich den Zusammenstoß mit dem kleinsten Stück Weltraummüll überleben, der die Erde bereits in engen Umlaufbahnen umkreist. Wenn die Trajektorie flach genug ist, wird ausreichend Zeit für die Zerstörung des Iridiumschilds und die Verbrennung des Plutoniums sein.

(c) Vermeidung eines Unglücks bei dem geplanten swing by-Manöver

Wer zum Saturn fliegen will, muß ständig gegen die Schwerkraft der Sonne anfliegen. Es gibt keine Trägerrakete, die eine Sonde so beschleunigen könnte, daß sie auf direktem Wege zum Saturn fliegen kann. Deshalb helfen sich die NASA-Flieger mit sog. swing by-Manövern. Dabei wird die Sonde nahe an einem Planeten vorbeigeführt und holt in dessen Schwerefeld sozusagen Schwung. Cassini soll dies einmal an der Venus tun, dann nocheinmal an der Erde, bevor es dann endgültig zum Saturn geht. Solche Manöver sind kritisch und erfordern eine hohe Präzision bei der Steuerung der Sonde.

Die Sonde muß in einer Entfernung von Millionen Kilometern im All auf einen Punkt ausgerichtet werden, der nur 502 Kilometer über der Erde liegt. Lediglich 394 Kilometer tiefer befindet sich der Punkt, an dem die Sonde vom Schwerefeld der Erde eingefangen und entweder abstürzen oder verbrennen würde. Es kann klappen. Aber klappt es immer? 394 Kilometer stellen weniger als 3 Prozent des Erddurchmessers dar. Die NASA verliert sehr häufig die Kontrolle über Satelliten! Die vorletzte Sonde zum äußeren Sonnensystem - Galileo - weigerte sich schlichtweg, ihre Antenne zu entfalten, und wurde dadurch schwer beeinträchtigt. Der mysteriöse und immer noch ungeklärte Verlust eines AT&T-Satelliten vom Januar 1997 war ebenfalls kein Fall für die Nachrichten - zu gewöhnlich für die Schlagzeilen. Diese Dinge passieren immer wieder. Aktuell sind 90 Prozent der Satelliten im Orbit außer Funktion, und viele von ihnen haben aus unbekannten Gründen versagt.

Und Unfälle passieren!

Cassini gefährdet die Menschheit bei mindestens sieben verschiedenen Gelegenheiten. Erstens bei der Produktion von Plutonium 238. Dann beim Bau der plutoniumgetriebenen Nuklearbatterien (RTGs). Bei beiden Gelegenheiten ist es schon zu Unfällen gekommen, und eine ganze Anzahl von Arbeitern ist verstrahlt worden. Die dritte Gelegenheit zu einer Katastrophe stellen Transport und Lagerung der RTGs dar. Viertens kann es zu einem Desaster kommen, während die Sonde auf ihren Start wartet, in unmittelbarer Nähe zu etlichen Tonnen von Raketentreibstoff (und viele Countdowns werden mehrere Male Minuten vor dem Abheben abgebrochen). Fünftens beim Drücken des Startknopfs, einem der gefährlichsten Momente überhaupt. Sechstens während der Beschleunigungsphase zur Überwindung der Erdschwerkraft. Siebtens und letztens wird die Gesundheit von uns allen noch einmal bei dem geplanten  swing by-Manöver aufs Spiel gesetzt.

Alternativen zu RTGs?

Die NASA behauptet, die Cassini-Mission wäre ohne RTGs an Bord nicht durchführbar. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die europäische Raumfahrtbehörde ESA, die keinen Zugriff auf nukleare Brennstoffe hat, hat eine Sonnenbatterie entwickelt, die auch weit entfernt von der Sonne noch genügend Strom liefert und von der sogar die NASA zugibt, daß sie die Raumsonde elektrisch versorgen könnte. Warum wird diese nicht verwendet? Darüber kann man nur spekulieren. Eine Rolle wird aber der lukrative Handel mit Plutonium 238 spielen, ebenso wie die engen Verflechtungen der NASA mit dem Militär. Plutonium 238 fällt just bei jenen kernphysikalischen Prozessen an, bei denen auch das bombenfähige Plutonium 239 erbrütet wird.

Es gibt einen Kontakt in Deutschland zu diesem Thema: Anti-Cassini-Kampagne Deutschland: Friedensstätte Mutlangen, Telefon: 07171/75661, Fax: 07171/795384. Weitere Informationen und Fachartikel über Cassini sind im Internet (in englischer Sprache) unter folgender Adresse zu finden: http://www.animatedsoftware.com/cassini/cassini.htm

(Russell D. Hoffman, Übers.: Marcus Hammerschmitt, von der Red. gekürzt und ergänzt)