Design - nur schöner Schein?

Unter diesem „gesellschaftspolitischen Generalthema“ findet die diesjährige Kieler Woche vom 21. bis zum 29. Juni statt. Das Motto soll in Ausstellungen, Gesprächsrunden und anderen Veranstaltungen aufgegriffen werden. U.a. wird es eine „innovative und unterhaltsame Talkshow am 22. Juni im ’Porsche Audi Zentrum Kiel’“ geben, wo „inmitten schnittig gestalteter Autos“ Teile der neuen Kollektion von Vera Hähnel vorgeführt werden. Auch der „Runde Tisch Tierschutz“ will das Generalthema aufgreifen. Unter der Überschrift: „Ach, Du mein liebes Tier“ werden Tiere in Plakatkunst, Modedesign, Comicstrip und Spielfilm gezeigt und über den Sinn ihrer Verwendung diskutiert.

Bleibt zu fragen, wie die städtischen Designer der Kieler Woche auf dieses gesellschaftspolitische Generalthema gestoßen sind? Die Antwort ist banal. 1997 ist das „goldene“ Jubiläum der Kieler-Woche-Plakate - zum 50. Mal seit der Befreiung vom Hitler-Faschismus wird mit einem eigenen Plakat für die Kieler Woche geworben. Die in einem Wettbewerb ermittelten Kieler-Woche-Plakate spiegeln, so das Presseamt der Landeshauptstadt, „die Geschichte des modernen Grafik-Designs wieder, viele Motive wurden national und international ausgezeichnet“.

Um das Design der Kieler Woche nicht zu verunstalten, werden während der Kieler Woche 30 „schwarze Sheriffs“ angestellt. Deren Aufgabe: Die Vertreibung der „fliegenden Händler“ aus der Innenstadt und von der Kiellinie. Die geringe Länge des jeweils zu kontrollierenden Abschnittes (300 Meter) durch „Zweierteams“ garantiere ein „sauberes Geschäft“ für „ordentliche“ Geschäftstreibende. Dazu passend diskutieren am 26. und 27. Juni „Wissenschaftler aus Europa und Übersee“ beim neoliberalen Institut für Weltwirtschaft über „Redesigning Social Security“, sprich über die weitere Deform der Alterssicherung zu Lasten der Versicherten.

Bedauerlicherweise werden auch dieses Jahr wieder 40 Marineeinheiten aus 38 Ländern zu Gast sein, die dem friedlichen Charakter der Kieler Woche den Garaus machen. Zum Glück nehmen die meisten von ihnen am Großmanöver „US-Baltops“ Ende Juni in der Ostsee teil, so daß sie ab dem 24. Juni nicht mehr das Hafenbild verschandeln. Gleichwohl werden die Friedens-DemonstrantInnen viel zu tun haben. Am 22., 28., und 29.6. macht die Marine mit ihrem Tag der offenen Tür („Open Ship“) im Marinehafen Werbung für ihr mörderisches Handwerk. Die DFG-VK ruft zu Protestaktionen auf. Nähere Infos dazu in der Friedenswerkstatt am Exerzierplatz. (usch)