Gewerkschaftsticker

Die Beschäftigten im bayerischen Einzelhandel erhalten ab August eine Gehaltserhöhung in Höhe von 1,5%. Außerdem wurde die volle Lohnfortzahlung und Kürzung des Urlaubsgeldes um 5% vereinbart.

Auch die dritte Tarifrunde für die Beschäftigten in der Versicherungswirtschaft ist gescheitert.

Die Kapitalrendite der Unternehmer ist nach einer DGB-Analyse zur Lohn- und Gehaltsentwicklung bereits so hoch wie zu Zeiten der Vollbeschäftigung. Die Lohnquote ist dagegen auf den niedrigsten Stand der Nachkriegszeit gesunken.

IG-Metall Chef Zwickel lehnt eine Neuauflage des Bündnisses für Arbeit ab. Er sieht keine Möglichkeit, mit der jetzigen Regierung eine Einigung zu erzielen. Die IG-Chemie und ÖTV befürworten jedoch neue Gespräche mit der Koalition.

Ca. 800 Beschäftigte der R+V Versicherung demonstrierten in Wiesbaden für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Als Folge des geplanten Rationalisierungsprogramms „Progress“ sollen bis zum Jahre 2001 ca. 600 Arbeitsplätze abgebaut werden. Die HBV geht davon aus, daß ca. 2.000 Arbeitsplätze im Innendienst auf dem Spiel stehen.

Kapitalistenverbände fordern weiter mehr Flexibilität bei den Löhnen. In „Krisenzeiten“ sollen Löhne und Gehälter stärker abgesenkt werden. Daß auch z.B. die Verbraucherpreise, Mieten und Steuern entsprechend der „Ertragslage“ der ArbeitnehmerInnen und ihren Familien gesenkt werden könnten, soll dagegen ein böses Gerücht sein.

Auf in die Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft? In den nächsten zehn Jahren sind bundesweit 6,7 Mio. Arbeitsplätze bedroht. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftler der Universität Würzburg gekommen. Die Hoffnung, der Dienstleistungsbereich werde die Probleme am Arbeitsmarkt lösen, sei falsch. Die Ursache von weiterem Arbeitsplatzabbau liegt in der weiteren technischen Innovation der Informationsverarbeitung. Bislang seien durch das Umstellen vieler Dienstleistungstätigkeiten auf Computer nur relativ wenige Arbeitsplätze abgewickelt worden. In der Zukunft wird es aber zu weiterem massiven Arbeitsplatzabbau kommen. Im Handel werde nach der Untersuchung jeder zweite der 3,4 Mio. Arbeitsplätze durch automatisierte Kassen, elektronische Zahlungsmöglichkeiten und Internet-Einkäufe ersetzt. Im öffentlichen Dienst könnten 46% der 2,6 Mio. Stellen durch Büroautomaten eingespart werden. Im Bankbereich sind 61% der Arbeitsplätze bedroht, da 80% der Bankgeschäfte beratungslose Wiederholungsvorgänge sind, die sich vollständig automatisieren lassen. Ähnlich sieht es auch im Versicherungsgewerbe aus. Die Gewerkschaft HBV geht davon aus, daß 40% der Arbeitsplätze in den nächsten Jahren abgebaut werden.

„Sanften Zwang zur Arbeit“ fordert Ministerpräsidentin Heide Simonis in einem Interview, das in der neuesten Ausgabe des SPIEGEL erschienen ist. (hg)