KERNspalte

In Kanada hat der größte Stromproduzent Nordamerikas, Ontario Hydro, sieben seiner 19 Atommeiler abgeschaltet. Mit der Schließung sollen Mittel freigesetzt werden, um die verbliebenen Reaktoren wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Studie hatte ergeben, daß die Wartung der AKWs vernachlässigt und die Belegschaften nur mangelhaft ausgebildet wurden.

Von einer Schließung kann andernorts keine Rede sein. Im russischen Rostow am Don soll demnächst ein neuer Reaktor den Probebetrieb aufnehmen. Dessen Bau war bereits 1990 weit fortgeschritten, als eine Kampagne, an der sich auch viele Städte der Region beteiligt hatten, einen Baustop erzwang. Im April diesen Jahres gab die Bezirksregierzng schließlich dem Druck der Kernenergielobby nach und stimmte deren Plänen zu, das Atomprojekt weiterzubetreiben. Ende Juli überfielen Kraftwerksarbeiter eine Blockade von Atomkraftgegnern vor der Baustelle. Fünf Demonstranten wurden krankenhausreif geprügelt und mehr als dreißig verletzt und blutend zurückgelassen, berichten die Kernenergiegegner. Koordiniert vom Führer der Gewerkschaft des Kraftwerks, fand der Überfall in offensichtlicher Zusammenarbeit mit der Kraftwerksverwaltung und der Unterstützung von Polizei und Ortsbehörden der nahe gelegenen Stadt von Wolgodonsk statt, heißt es weiter in Berichten, die im Internet verbreitet wurden. Die Aktivisten von „Rainbow Keeper”, einer osteuropäischen Umweltorganisation mit Regionalgruppen in zahlreichen Städten, ließen sich allerdings nicht einschüchtern und blockierten weiter die Zufahrt zur Baustelle. Unterstützung erhielten sie dabei von Kosaken des Ersten Don Destrikts und des Ostdestrikts der Großen Don Armee. Nach weiteren Zusammenstößen mit der Polizei haben die Demonstranten den lokalen Behörden schließlich die Zusage eines Referendums abringen können. Am 12. August wurde die Blockade daraufhin vorerst ausgesetzt.

Kosaken-Unterstützung könnten auch baden-würtembergische Atomkraftgegner gebrauchen. Am dortigen AKW Neckarwestheim wurde vor kurzem eine Brücke nach Umbauarbeiten wieder dem Verkehr übergeben. Für runde 10 Mio. DM war sie für stärkere Belastungen, sprich schwerere Castor-Behälter gerüstet worden. Nun ist sie für 225 Tonnen ausgelegt. Die Kraftwerksbetreiber wollen mit größeren Behältern die Zahl der Transporte abgebrannter Brennelemente verringern. Für die nächste Zeit wird mit fünf pro Jahr gerechnet, die entweder nach Gorleben oder – Schröder sei Dank – nach Ahaus gehen werden. (wop)