KERNspalte

In den USA ist man, wie LinX berichtete, auf eine besonders einfallsreiche Idee verfallen, wie der Atommüll beseitigt werden kann. Man macht Munition draus. Geschosse aus abgebranntem Uran sind deutlich schwerer als solche aus Stahl und haben daher eine stärkere Durchschlagskraft und größere Reichweite. Erstmalig eingesetzt wurden sie im zweiten Golfkrieg. In Kuwait und im Südirak liegen daher jetzt einige hundert Tonnen Uran in der Landschaft herum und strahlen vor sich hin.

Und vielleicht könnte es den Koreanern ähnlich ergehen. Die japanische Zeitung „Mainichi Shimbun“ berichtet, daß das US-Militär seine Uran-Munitions-Vorräte von Okinawa nach Südkorea verlegt hat. Ein Sprecher des Pentagons begründet das der Zeitung zufolge damit, daß die Geschosse näher an einem „potentiellen Schlachtfeld“ stationiert seien. „Es ist selbstverständlich für uns“, so der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, „daß wir über die Aufrechterhaltung des Frieden auf der koreanischen Halbinsel sehr besorgt sind.“ Und weiter: „Wir sind auf den Ausbruch eines Krieges in Asien ausreichend vorbereitet.“

Im März, als sich im Wendland 20.000 den Castoren entgegenstellten, haben einige Schlaumeier in den Redaktionsstuben und Regierungssesseln gemeint, sie verstünden die Aufregung gar nicht. In Deutschland gebe es jährlich Dutzende solcher Transporte. Atomkraftgegner haben sich das zu Herzen genommen: In der letzten Augustwoche wurden gleich zwei Transporte, der eine beim AKW Brokdorf, der andere am AKW Grafenrheinfeld (Bayern), von Protestierern kurzzeitig aufgehalten. In Brokdorf gab es eine Sitzblockade, in Bayern ketteten sich Robin-Wood-Mitglieder an einen quergestellten Lastwagen.

Vom AKW Neckarwestheim soll noch in diesem Herbst ein Castor-Transport ins Atommüllzwischenlager Ahaus rollen. Dagegen wird am 6.9. mit eine Sternfahrt (mit Wochenendtickets der Bahn) und witzigen Aktionen in den Zügen, Bahnhöfen und auch in Neckarwestheim selbst protestiert werden.

Sollte die Atomlobby tatsächlich den offen provokativen Transport nach Ahaus durchziehen, so erwartet die Atomkraftgegner dort eine besondere Überraschung: Deutschlands erster Grüner Polizeipräsident. Alle Register sollen die Bündnisgrünen gezogen haben, berichtet die Frankfurter Rundschau, daß ihr Mann in Münster eingesetzt wird, zu dessen Bezirk Ahaus gehört. Hubert Wimber, so heißt der Frischgekürte, versicherte, er werde den Transport selbstverständlich kompetent schützen. Die Polizei werde unter seiner Regie „sensibel, angemessen und kreativ mit dem friedlichen Widerstand“ umgehen, sprach der grüne Noske.

Nicht vergessen: Am 20. und 21. ist am Leukämiereaktor Krümmel ein Aktionswochenende. Ein Treffen, um gemeinsam am 20. nach Krümmel zu fahren stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest, kann aber bei der Redaktion erfragt werden. (wop)