Ratssplitter

„Schon Schluß?“

Ratsherr Kottek von der Suk ist immer für einen Lacher gut. In bester Form zeigte er sich wieder auf der Ratssitzung am 21.8. Empört intervenierte er, als Müll-Dealer Schirmer (SPD) verlautbaren ließ, daß er am Samstag mit einem Kollegen aus der K.E.R.N.-Region über weitere Müllverträge zwecks Auslastung der überdimensionierten MVA palavert hatte. Das Thema, so der selbsternannte Rächer aller Kieler Steuerzahler, sei doch viel zu Ernst, um darüber mal kurz am Wochenende zu reden. Müll-Dealer Schirmer konterte: Er sei eben nicht nur während der Regelarbeitszeit um die Auslastung der MVA bemüht, sondern auch am Wochenende. Zudem sei sein Gesprächspartner ehrenamtlich tätig, so daß ein Termin während der Woche nicht realisiert werden konnte.

Zukünftig versprechen die Ratsversammlungen noch interessanter zu werden, Norbert Gansel sei es gedankt: „Okay, Okay, Okay, mir ist da etwas rausgerutscht!“ Mit diesem Rückzieher beendete Gansel eine nicht nur gegen die Rolling Stones gerichtete Attacke, auch seinen Kreisvorsitzenden Fischer und die Bündnis-Grünen sollte es treffen. Diese hatten sich nämlich im Vorfeld der Ratsversammlung für mehr Rock- bzw. Popkonzerte auf dem Nordmarksportfeld ins Zeug gelegt. Gansel hingegen sah sich gemüßigt, vor den „Umweltschäden“ zu warnen, wenn jemand die „Stones hier her holen“ wolle. Überdies, so der in Stammtisch-Parolen geübte Reserveoffizier: „Die Finanzierung von Popkonzerten auf dem Nordmarksportfeld“ sei angesichts anderer notwendiger Aufgaben absurd: „Irgendetwas“, so Gansel, „stimmt da nicht bei unseren Prioritäten.“ Erst Ulrich Kolb (Bündnis-Grüne) konnte den schwadronierenden OB mit Verweis auf Gansels Lieblingskind, die Kieler Woche, zumindest vorübergehend stoppen. Die Kieler Woche würde auch „immense Umweltschäden“ nach sich ziehen, gleichwohl würde niemand auf die Idee kommen, sie abzuschaffen. Zudem gebe es durch Großveranstaltung nicht zu unterschätzende ökonomische Impulse.

Die erste größere Niederlage handelte sich der OB beim Beschluß der Ratsversammlung ein, die Planungen für die Russeer Rampe zu stoppen. Trotz bester Vorbereitung des OB („Ich habe in Vorbereitung auf die Ratssitzung den Antrag der CDU/CSU gesehen.“) und trotz aller Beschwörungsformeln („Hören sie doch einen Augenblick zu, es lohnt sich doch!“) ließen sich CDU, SUK und Bündnis-Grüne nicht beirren.

Dagegen konnte der OB mit seiner Eilentscheidung für die provisorische Rollbrücke über die Hörn sogar Klaus Tank begeistern: „Toll, das wir die Rollbrücke haben“, so der Bündnis-Grüne, denn damit sei der Termindruck für die Klappbrücke weg. Arne Wulff (CDU) hingegen streute Salz auf die Kieler Klappbrückenwunde. Die Kosten für das Provisorium seien „in Zeiten knapper öffentlicher Mittel“ mit 1,2 Mio. DM doch recht hoch – vor allem angesichts der Tatsache, daß die Brücke nur vom 18. August bis zum 26. Oktober im Dienst sei. In der Debatte um die Hörn-Brücke verwies der Marinefreund Gansel auf die Schwierigkeiten beim Bau anderer Brücken, z.B. beim letzten Brückenschlag über den „Kaiser-Wilhelm-Kanal“!!!

Den letzten „Gansel“ gab es zum Ende der öffentlichen Sitzung: „Schon Schluß?“ fragte der OB, als endlich die Tagesordnung abgearbeitet war. Da konnte selbst Wolfgang Kottek lachen. Es folgte die nicht-öffentliche Sitzung, in der u.a. über das private Kieler Telefonnetz debattiert wurde. (usch)