Am langen Arm verhungern

Das medizinische Verfahren, in das Transsexuelle hineingeraten, ist bürokratisch verklausuliert. Fristen und Therapien kommt dabei besonderes Gewicht zu, im Klartext: Nur weil sie so sind, wie sie sind, zwingen die Deutschen Behandlungsstandards den Betroffenen eine Zwangstherapie (!) von mindestens einem Jahr auf. Ein Professor Beier, der sich in Kiel habilitiert hat und jetzt an der Charité seine Schäfchen ins Trockene bringt, fordert sogar generell mindestens zwei Jahre Psychotherapie für jeden Menschen, der transsexuell empfindet. Im selben Atemzug werden dabei die Selbsthilfegruppen (SHOs) als Cliquen diskreditiert und diskriminiert, die diesen selbsternannten Wohltätern das Leben schwer machen. Die SHOs sollen nämlich Wege kennen, diese Wege zu umgehen. Tut mir leid, aber zu solchen Ärzten habe ich (nicht nur ich) kein Vertrauen!

Es gibt Bereiche, in denen Sexualwissenschaftler Zwangstherapien ablehnen, z.B. wenn es um verurteilte Straftäter geht. Es gibt ja auch nicht genug Akademiker, die mit dem Thema vertraut sind.

Die Fristen sind reine Augenwischerei! Trotz Monopolisierung, bei der die Betroffenen geschröpft werden, wird die Zahl der behandelnden Ärzte gering bleiben. Die Wartezeiten, derzeit sechs bis 24 Monate, kann sich leicht mehr als verdoppeln: auf jeweils bis zu fünf Jahre! Der Therapie selbst ist jedoch kein Limit nach oben gesetzt: Also droht den Betroffenen eine Auszeit von bis zu sieben Jahren, in denen nichts passiert.

Die Verzweiflung überwunden zu haben und das anspornende Gefühl, endlich etwas bewirken, sein eigenes Leben in die Hand nehmen zu können – all das wird glattgebügelt. Deshalb halte ich dieses Vorgehen für mehr als einen Kunstfehler.

Zur Begründung der Zwangstherapie wird gebetsmühlenartig von den Selbstmorden nach der Operation geredet – wobei noch nicht einmal untersucht wird, inwieweit die Operation selbst für diesen Schritt ausschlaggebend war. Diejenigen Freitode, die dieses Verfahren erst heraufprovoziert, werden nicht wahrgenommen. In einer Statistik tauchen diese Fälle bestimmt nicht als „Transsexuelle“ auf, soviel dürfte nach bisheriger Erfahrung klar sein.

Diese Mogelpackung, mit der Forscher ihr Material unter der Fuchtel halten, verschärft die bisherige Strategie der Entmündigung und Entrechtung über die Schmerzgrenze hinaus.

Ich befürchte nur, daß das erst der Anfang ist. Deshalb sei hier die provokante Frage gestellt: Welche Gruppe der Bevölkerung verliert nach den Transsexuellen ihre Rechte? (Britta Madeleine, TS-AK)