Dringender Hilferuf

Sterben im Schatten der UN-Fahne

Während Deutschlands treuer Bündnsipartner am Bosporus zum wiederholten Male mit tausenden Soldaten und schwerem Kriegsgerät in das Nachbarland Irak einfällt, sendet der kurdische Rote Halbmond einen dringenden Hilfsapell.

In Südkurdistan/Nordirak droht 7.000 Menschen im Flüchtlingslager Ninova, nahe der Stadt Mossul, eine Katastrophe. Die von Hunger und Krankheit gezeichneten kurdischen Flüchtlinge warten auf den Winter, ohne Hoffnung auf Hilfe von außen. Ihre Zelte bestehen häufig nur noch aus Fetzen, die keinen Schutz vor Kälte und Schnee bieten. Bereits in den Sommermonaten sind mehr als 40 Kinder an den Folgen von Infektionskrankheiten gestorben, berichtet die Hilfsorganisation. Es sei zu befürchten, daß unter diesen Bedingungen noch mehr Kinder den Winter nicht überleben werden.

Das Sterben vollziehe sich unter den Augen des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), das offiziell für die Flüchtlinge zuständig ist. Dabei sei es ohne größeren Aufwand möglich, das relativ kleine Lager ausreichend zu versorgen. Das UNHCR leiste nur eine sog. Mindestversorgung: Pro Person und Monat 9 kg Mehl, 900 g Speiseöl, 300 g Zucker und 900 g Linsen. Gemüse, Obst, Milch oder Milchpulver fehlen völlig. Das Trinkwasser ist verseucht: Die vom UNHCR beauftragten Firmen benutzen die Tankwagen zeitweise auch zum Schmuggeln von Benzin oder Diesel. Die medizinische Betreuung ist völlig unzureichend und kann nicht verhindern, daß Malaria, Typhus und Dysenterie umgehen.

Die Flüchtlinge sind nicht nur durch Hunger und Krankheiten bedroht, berichtet Heyva Sor a Kurdistan weiter. Ihr Zufluchtsort auf einer kargen, staubigen, baum- und schattenlosen Ebene gleicht einem Gefangenenlager. Wer sich mehr als zwei Kilometer von diesem entfernt, trifft auf die in der Region herrschende, mit Ankara verbündete Demokratische Partei Kurdistans (KDP). Am 30. Juni diesen Jahres hat ein KDP-Posten in unmittelbarer Nähe des Lagers einen Flüchtling erschossen, zwei schwer verletzt und zwei weitere verschleppt, von denen bis heute jede Spur fehlt. Mitte September drangen KDP-Einheiten unter den Augen des UNHCR in das Lager ein, stahlen 70 Ziegen und erschossen einen Menschen.

Die Menschen in Ninova gehören zu jenen 35.000, die im Frühjahr 1994 nach Operationen der türkischen Armee ihre Heimat in der Region Botan (Nordwest-Kurdistan/Türkei) in einem Flüchtlingstreck verlassen haben.

Der Kurdische Rote Halbmond wirft dem UNHCR vor, zum Instrument der türkischen Regierung geworden zu sein. Alle Anfragen der Organisation, den Zugang für Hilfstransporte zu ermöglichen, seien vom UNHCR in Genf abgelehnt worden oder blieben unbeantwortet. Daher wird die europäische Öffentlichkeit aufgerufen, sich für die Sicherheit und das Überleben der Flüchtlinge einzusetzen und vom UNHCR die Erfüllung seiner Verpflichtungen zu fordern. (wop)

Es wird gebeten, sich im höflichen Englisch oder Deutsch zu wenden an:

UNITED NATIONS – HIGH COMMISSIONER FOR REFUGEES (UNHCR), Mr. Toufik Ouanes, Head of Desk for Middle East, Case Postale 2500, CH-1211 Genf

Kopie an:

Kurdischer Roter Halbmond, In der Stehle 26, 53547 Kasbach-Ohlenberg
Unter dieser Adresse gibt es auch weitere Informationen, Protestkarten und Unterschriftenlisten. Spendenkonto: Stadtsparkasse Linz/Rhein, Stichwort: „Hilfe für Ninova“, Kto.-Nr. 186098, BLZ 57451410.