KERNspalte

Schlechte Nachrichten aus der Karibik. Presseberichten zur Folge scheint die kubanische Führung entschlossen, das Atomkraftwerk Juraga nun doch zuende zu bauen. Die Baustelle liegt ca. 250 Kilometer südöstlich von Havanna in der Provinz Cienfuegos. Trotz der enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Inselstaates war in den letzten Jahren ein 30-Millionen-Dollar-Kredit aus Rußland für deren Instandhaltung verwendet worden. 1,2 Mrd. Dollar wurden bereits verbaut, bevor Anfang der 90er die ökonomische Krise den vorläufigen Baustop erzwang. Eine weitere Milliarde wird für die „billige Energie“ noch benötigt. Der Reaktor soll ca. ein Viertel der gegenwärtigen Ölimporte ersetzen.

Mit seinen Plänen steht Kuba nicht allein. Trotz eines weltweiten Rückgangs der Nachfrage nach Reaktoren sind nach Angaben der Internationalen Atomenergieagentur IAEA noch in 30 weiteren Ländern Atommeiler im Bau. Insgesamt sollen es 480 Einheiten sein. An manchen davon ruht allerdings derzeit die Arbeit.

Weltweit wird 16% der elektrischen Energie aus Atomkraft gewonnen. In 14 europäischen Ländern, darunter auch die Bundesrepublik, beträgt der Anteil über 25%. Die Transporte gefährlicher Abfälle, die die unausweichliche Folge sind, sorgen für zunehmenden Widerstand. In Norddeutschland haben sich Atomkraftgegner den Leukämiereaktor Krümmel als Schwerpunkt ausgeguckt. Der steht derzeit zur jährlichen Revision und zum Brennelementewechsel still. Voraussichtlich am 3.11. werden sich seine Tore für den Abtransport verbrauchter Brennelemente öffnen. Überall an der Transportstrecke bereiten sich Gruppen auf diesen Tag K vor, an dem der Strahlenzug mit Aktionen behindert werden soll. Für den 1.11. sind in Geesthacht, an dessen Stadtrand Krümmel liegt, eine Kundgebung und weitere Aktionen entlang der Gleise geplant. KIGA lädt für den 29.10., 19.30 Uhr zu einem Vorbereitungstreffen in die Hansastraße 48 ein. Die Hamburger Organisatoren des September-Aktionswochenendes (siehe LINX 20/97) haben noch Rechnungen in Höhe von ca. 4.000 DM offen. Spendenkonto: Harald Holtzmann, Haspa, BLZ 20050550, Kto. 1297/500165

Eigentlich hätte die US-amerikanische Cassini-Sonde am 12.10. starten sollen. Ein Gericht hatte in letzter Minute besorgte Kläger abgewiesen. Dann kamen „Computerprobleme“ dazwischen. Nun soll es Ende der Woche soweit sein. Der Ausgang des Roulettes ist also bei Redaktionsschluß noch offen. In der Trommel stecken 32 Kilogramm des Ultragiftes Plutonium. Nach dem letztjährigen Absturz der russischen Raumsonde Mars 96 wies die internationale Ärzteorganisation IPPNW darauf hin, daß von 63 nuklearen Weltraummissionen bisher mindestens neun gescheitert sind: Drei amerikanische und sechs sowjetische fielen mit ihrer radioaktiven Fracht auf die Erde zurück. Sollte Cassini mehr Glück haben, heißt es auf Wiedersehen in zwei Jahren. Dann schaut sie nämlich auf dem Weg zum Saturn noch einmal vorbei. In nur 500 Kilometer Höhe soll sie die Erde passieren, um in deren Schwerefeld Schwung zu holen. (wop)